LMHI-Kongress Utrecht 2025: „Die Freude an der Homöopathie feiern“

Berlin, 10. März 2025. Im Interview stellt Dr. Gio Meijer, Kongresspräsidentin des vom 14. bis 17. Mai in Utecht stattfindenden LMHI-Kongresses, Referentinnen und Referenten vor und erzählt, auf welche Programmpunkte sie sich besonders freut.  Dr. Meijer ist Ärztin für Integrative Medizin und Homöopathie in Amsterdam. Der DZVhÄ verzichtet in diesem Jahr auf seinen Kongress, der zeitgleich stattgefunden hätte.

Frau Meijer, Sie sind Präsidentin des LMHI-Kongresses im Mai. Welche Botschaft soll von diesem Kongress ausgehen?

Der Kongress markiert den 100. Jahrestag der Liga Medicorum Homoeopathica Internationalis (LMHI), die 1925 in Rotterdam gegründet wurde. In diesen hundert Jahren hat unsere Gemeinschaft ein enormes Wachstum erlebt. Um dies zu feiern, haben wir den Titel Joy of Homeopathy gewählt – die Freude an der Homöopathie.

Wir möchten zeigen, dass unser Engagement weit über eine klassische Karriere oder finanzielle Interessen hinausgeht. Was uns eint, ist die Faszination der Heilungen, die wir mit der Homöopathie erfahren dürfen. Diese Verbindung möchten wir in Utrecht in Freude miteinander erleben.

Der Kongress wird eine einmalige Gelegenheit sein, Menschen aus allen Kontinenten mit spezifischem Wissen und Können zu begegnen. Es geht darum, zu reflektieren, was wir in den letzten 100 Jahren aufgebaut haben, und gleichzeitig gemeinsam die Zukunft zu gestalten – damit die Homöopathie weltweit weiter wächst und sich etabliert.

Was verbinden Sie persönlich mit dem Kongresstitel „Joy of Homeopathy“?

Für mich bedeutet es, die Kraft der Homöopathie in den Mittelpunkt zu stellen. Es ist eine tiefe Freude, Menschen zu heilen, sie auf ihrem Weg zu begleiten und dabei die Kraft der Selbstheilung zu aktivieren. Diese Freude möchten wir auf dem Kongress mit der ganzen Welt teilen.

Auf welche Referentinnen und Referenten dürfen sich die Teilnehmenden freuen?

Wir haben das Glück, viele großartige Kollegen begrüßen zu dürfen. Dazu gehören die niederländischen und belgischen Allgemeinmediziner Wim Roukema, Bart Lambert und Resie Moonen. Auch Christina Ari und Enna Stallinga sowie Peter Tuminello aus Australien werden sprechen. Einige Referentinnen und Referenten sind im europäischen Raum weniger bekannt, sie bringen aber spannende neue Perspektiven mit.

…und wie siehts in Bereich Wissenschaft aus?

Wir haben spannende Referentinnen und Referenten aus der Forschung gewinnen können, zum Beispiel: Stephan Baumgartner, Alexander Tournier, Menachem Oberbaum, Massimo Mangiolavori, Clemens Dietrich, Michael Teut, Francisca Bleu, Petra Weiermayer, Katharine Gaertner oder Susann Buchheim-Schmidt.

Was sind für Sie Highlights des Kongresses?

Natürlich die vielen herausragenden Rednerinnen und Redner. Es gibt so viele spannende Vorträge und es ist unmöglich, alles zu hören. Leider verpasst man die Vorträge, die zeitgleich stattfinden.

Die große Nachfrage freut uns sehr: Wir mussten sogar einen zusätzlichen Saal anmieten, weil wir bereits über 300 Anmeldungen haben! Und auf unsere Posterausstellung bin ich gespannt. Wir haben einen Poster-Slot eingerichtet, täglich um 17:15 Uhr in der Ausstellungshalle.

Aber wir haben auch ein faszinierendes technisches Highlight: den Einsatz von Künstlicher Intelligenz. Wir stellen eine App zur Verfügung, die alle Vorträge direkt in über 30 Sprachen übersetzt. Eine große Herausforderung internationaler Konferenzen ist die Sprachbarriere – diese neue Technologie wird uns dabei helfen, uns noch besser zu verständigen.

Wenn Sie den Kongress in wenigen Sätzen zusammenfassen – was sind die zentralen Botschaften?

Die Homöopathie ist weltweit auf dem Vormarsch und wird zunehmend sichtbarer. Gleichzeitig wächst der Widerstand – manche sehen uns als Bedrohung. Wissenschaftliche Arbeiten, etwa von Prof. Michael Frass und Menachem Oberbaum, werden immer wieder mit Scheinargumenten attackiert. Doch wir lassen uns nicht beirren: Prof. Frass konnte diese Angriffe erfolgreich abwehren, sein Artikel wurde rehabilitiert.

Gerade jetzt ist es wichtig, als Gemeinschaft zusammenzustehen und unsere Kräfte zu bündeln. Homöopathie ist eine wertvolle Ergänzung zur konventionellen Medizin, denn sie unterstützt die Selbstheilung und bringt den Körper zurück ins Gleichgewicht.

Vielfalt ist unsere Stärke – in der Natur wie in der Medizin. Deshalb wird auch die Agrohomöopathie auf unserem Kongress vertreten sein. Sie zeigt, wie Homöopathie zur Heilung unserer Erde, unserer Pflanzen und unserer Nahrung beitragen kann. Wir haben eine große Vision – und wir brauchen eine kritische Masse an Menschen, die sie mitträgt. Ich lade deshalb alle ein: Kommt und seid Teil dieser Erneuerung! Gemeinsam können wir viel bewegen.

Alle Informationen zum LMHI-Kogress erhalten Sie auf der Kongress-Webseite.

 

2025-03-10T14:58:40+01:00

Interview: DZVhÄ-Vorsitzende Monika Kölsch über den LMHI-Kongress im Mai

Berlin, 27. Januar 2025. Im Interview geht DZVhÄ-Vorsitzende Monika Kölsch auf viele Hintergründe des LMHI-Kongresses vom 14.-17. Mai 2025 in Utrecht ein. Ärztin Monika Kölsch ist zugleich auch Finanzvorstand des homöopathischen Weltärzteverbandes LMHI, der vor 100 Jahren in den Niederlanden gegründet wurde. Der DZVhÄ verzichtet in diesem Jahr auf seinen Kongress, der zeitgleich stattgefunden hätte.

DZVhÄ-Vorsitzende Monika Kölsch

Unter dem Motto ‚Joy of Homeopathie‘ steht der Jubiläumskongress. Was verbinden Sie mit dem Kongress-Motto?

Freude an der Homöopathie kann es von vielen Seiten aus heißen: Die Freude der Patientinnen und Patienten gesund zu werden. Die Freude eine wirksame, aber doch sanfte Art der Medizin zu haben, um eine nachhaltige und dauerhafte Gesundheit zu erreichen. Die Freude eine Therapieform zu haben, die den ganzen Menschen im Blick hat: die Psyche, die Seele und den Körper. Eine medizinische Heilmethode, die ergründen muss, wie es dem Patienten wirklich geht. Wo die Frage „Wie geht es Ihnen?“ keine Floskel ist, sondern dringend notwendig ist um ggf. die Arzneimittelgabe anzupassen und den Therapieverlauf beurteilen zu können. Und last but not least: die Freude mit einer solchen Therapiemethode arbeiten zu können, ist für uns Therapeutinnen und Therapeuten sehr, sehr befriedigend, das weiß ich aus langjähriger Erfahrung.

Aus welchen Ländern kommen die Teilnehmenden hauptsächlich?   

Menschen von allen Kontinenten werden den Kongress in Utrecht besuchen. Die meisten Teilnehmer sind aus Europa zu erwarten. Ich hoffe natürlich, dass die deutschsprachigen Länder eine große Gruppe bilden – vor allem, da wir unseren DZVhÄ Kongress 2025 zu Gunsten dieses LMHI-Kongresses ausfallen lassen. Es werden aus Brasilien, Mexiko, Columbien, Chile, Südafrika, Japan, China, Bangladesch, Russland, Türkei, Australien, Israel, USA und Kanada – und aus vielen weiteren Ländern Teilnehmer erwartet. Das niederländische Organisationsteam um Dr. Gio Meijer wird eine Liste mit den teilnehmenden Ländern auf der Kongress-Webseite veröffentlichen. Interessant ist, dass es Übersetzungen mit Hilfe von KI in 38 Sprachen gibt – sofern man ein Smartphone und Kopfhörer hat.

Sprechen auch Referentinnen und Referenten, die in Europa eher unbekannt sind?

Das hoffe ich sehr, denn auf einem Weltkongress sollten neben den großen bekannten Namen auch unbekannte Referentinnen und Referenten zu Wort kommen. Wichtig ist die Qualität des Vortrages. Daher übernimmt ein wissenschaftliches Komitee die Auswahl der Abstracts.

Auf was freuen Sie sich persönlich?

Ich freue mich auf die persönliche Begegnung mit Kollegen aus aller Welt, den fachlichen Austausch, aber auch auf die kontroverse Diskussion und die daraus resultierenden vielen neuen Eindrücke, die man mit nach Hause nimmt.

Was macht den Kongress so attraktiv?

Einerseits das breit aufgestellte Themenfeld von Falldarstellungen über Homöopathie in den verschiedenen Fachdisziplinen von Kinderheilkunde, Allgemeinmedizin, Psychologie, Orthopädie, Gynäkologie, Onkologie bis zu Agrohomöopathie und Grundlagenforschung. Aber auch der Ort Utrecht, bekannt als „Klein Amsterdam“, ist äußerst reizvoll und bietet viele Attraktionen und Abwechslungen. Das Highlight des Kongresses ist, dass wir dort 100 Jahre LMHI feiern. Im Jahr 1925 wurde in Rotterdam die LMHI gegründet! Dazu wird es interessante Vorträge, Bilder und Filme geben.

Den Eröffnungsvortrag ‚Science of the Future‘ hält Dr. Alexander Tournier vom Homeopathy Research Institut (HRI). Wird damit auch der thematische Schwerpunkt des Kongresses gesetzt?

Auf diesen Vortrag freue ich mich schon sehr. Dr. Tournier hat ihm den Titel ‚Wissenschaft der Zukunft‘ gegeben und spricht damit die Homöopathie an, ich finde das eine ziemlich geniale Idee. Alexander Tournier ist ein Visionär. Genau das brauchen wir, in dieser für die Homöopathie nicht einfachen Zeiten.

Die Vortragsthemen sind eine Mischung wichtiger Themen aus der Praxis: Zahnmedizin, Onkologie, Frauen- und Kinderheilkunde, Geriatrie… Sind die Vorträge praxisbezogen aufgebaut?

Unbedingt. Anregungen zur Anwendung habe ich noch aus jedem Kongress mitgenommen. Natürlich sind nicht alle Vorträge  in der heimischen Praxis umzusetzen, aber manchmal müssen auch Informationen reifen, bis man sie umsetzen kann.

Homöopathie in der Veterinärmedizin ist auch in Deutschland und Europa ein wichtiges Thema. Setzt sich die Homöopathie im Stall weltweit durch?

Das kann ich nur hoffen, denn in der Praxis ist Homöopathie beim Tier schon weit verbreitet. Sportpferde werden genauso erfolgreich homöopathisch behandelt wie Haus- und Nutztiere. Biobauern setzen in Deutschland Homöopathie bei ihren Tieren sehr erfolgreich ein. Eine EU-Bio Verordnung schreibt dies sogar vor. In Österreich zum Beispiel gibt es eine starke Tierärztegemeinschaft, die homöopathisch therapiert. Deren Tierärztekammer hat vor kurzem offiziell ein „Pro-Homöopathie-Statement“ veröffentlicht. Ich würde mir wünschen, dass sich auch die Ärztekammern in Deutschland so eindeutig für die Homöopathie positionieren.

Alle Informationen zum LMHI-Kogress erhalten Sie auf der Kongress-Webseite.

 

2025-02-27T13:33:54+01:00

Springers Vermächtnis: Ein Interview mit Dr. med. Karl Grunow

Berlin, 27. Januar 2025. Springers Vermächtnis – ein Interview mit dem Berliner Dematologen Dr. Karl Grunow, der über zehn Jahre regelmäßig an Supervisions-Seminaren von Dr. Springer teilgenommen hat. „Für mich hat er den Goldstandard der homöopathischen Arbeit gesetzt“, sagt Dr. Grunow im Interview, das von Dr. med. Ulf Riker, 2. Vorsitzender des DZVhÄ, geführt wurde.

Lieber Karl Grunow, Sie haben jüngst in München ein Seminar „Homöopathie in der Dermatologie“ gehalten, das unter den anwesenden Kolleginnen und Kollegen eine hervorragende Resonanz erfahren hat. Ähnliche Seminare von Ihnen gabs auch schon andernorts. „Funktioniert“ Homöopathie in Ihrem Fachbereich der Dermatologie besonders gut, weil man die Krankheit immer vor Augen hat, oder ist es im Gegenteil besonders schwierig, weil die Haut entsprechend der Hering`schen Regel ja auch die „Endstation“ eines „von innen nach außen“ darstellt?

Dr. Grunow: Anton Rohrer schaute mich im letzten Jahr mitleidig an, als ich ihm erzählte, dass ich vorwiegend chronisch Hautkranke behandele; ganz so tragisch ist es nun nicht. Eine richtige homöopathische Verschreibung ist bei chronischen Hautkrankheiten besonders gut sichtbar. Für Arzt und Patient ist allein das praktische Ergebnis entscheidend. Bei den Seminaren zeige ich aus didaktischen Gründen nur die erfolgreichen Behandlungen. Die Findung eines Arzneimittels, das dem Krankheitsverlauf eine entscheidende Wendung gibt, gelingt natürlich nicht immer, das unterscheidet sich somit nicht von der homöopathischen Behandlung anderer Krankheiten.

Ihre Fall-Schilderungen samt fotografischer Befunddokumentationen und Repertorisationen sind sehr präzise und nachvollziehbar, und Sie haben berichtet, dass unser hochverehrter, zu Beginn des neuen Jahres aber leider verstorbener Kollege Dr. Wolfgang Springer, Sie in Ihrem Arbeitsstil maßgeblich beeinflusst hat. Können Sie uns von dieser „homöopathischen Sozialisation“ berichten?

Dr. Grunow: Herr Springer hat halbjährlich ein Supervisionsseminar in München gehalten. Er machte im Hörsaal Liveanamnesen, gefolgt von einer Falldiskussion und Verschreibung, nach einem halben Jahr erschienen die Patienten zur Nachuntersuchung. Praxisnäher geht es nicht. Für mich hat er damit den Goldstandard der homöopathischen Arbeit gesetzt. Ich bin über zehn Jahre regelmäßig zu diesen Seminaren gefahren, mit Freude und Begeisterung! Die intensive Arbeitsatmosphäre war einzigartig. Besonders berührt hat mich die tiefe Menschlichkeit, mit der Herr Springer den PatientInnen begegnet ist, die manchmal hinter einem subtilen Humor versteckt war.

Wir haben in Ihren Fallschilderungen erleben können, was dieses „machts nach, aber machts genau nach“ konkret bedeutet. Würden Sie für uns bitte zusammenfassen, was zu diesem „machts genau nach“ dazugehört bzw. was Sie diesbezüglich von Wolfgang Springer gelernt haben?

Dr. Grunow: Die Anamnesetechnik war für mich sehr lehrreich, er hat durch seine akribischen Nachfragen die Besonderheit des Symptoms im vorliegenden Falle herausgearbeitet. Das hatte durchaus etwas Künstlerisches, ähnlich wie ein Bildhauer aus einem Stück Stein eine Skulptur formt.  Er blätterte dann im Beisein des Patienten im Repertorium, durch seine Erfahrung wusste er, welche Rubriken Trittsicherheit bieten. Und natürlich war es spannend, womit er die Fallanalysen begonnen hat: stets unter der Prämisse, nicht zu theoretisieren, sondern sich auf die Materia Medica zu beziehen. Bleibend in Erinnerung ist mir sein Seufzen, wenn er unsere Arzneimittelvorschläge gehört hat: „Da haben wir wieder ein Kessel Buntes“!

Das Vermächtnis von Wolfgang Springer ist ein großes. Was schlagen Sie vor, wie wir diesen Schatz am besten hüten, aber mehr noch für unsere jüngeren KollegInnen und die Zukunft der ärztlichen Homöopathie nutzbar machen?

Dr. Grunow: Der Prüfstein einer Methode ist die Praxis, nicht die Theorie. Und genau dies war die Stärke von Springers Seminaren, er hat sich getraut, ganz konkret seine Herangehensweise im vorliegenden Fall zu demonstrieren und sich am Verlauf messen zu lassen. Und das bei von erfahrenen HomöopathInnen erfolglos vorbehandelten PatientInnen ! Daher hoffe ich, dass Videoaufnahmen von den Springerseminaren für interessierte KollegInnen  zugänglich gemacht werden. Zudem ist sein zusammen mit Heinz Wittwer herausgegebenes Buch „Kombinierte Arzneimittel in der Homöopathie“ äußerst lesenswert.

Springer hat immer davon gesprochen, dass auf dem Weg des Lernens der Homöopathie „erst das Handwerk, dann das Kunsthandwerk und am Ende die Kunst“ stehen, „und zwar in genau dieser Reihenfolge und nicht umgekehrt“. Brauchen wir womöglich eine verbandsinterne Diskussion darüber, wie wir diesem Anspruch auch in Zukunft gerecht werden können? Und was wären Ihrer Meinung nach die zentralen Kriterien, die wir berücksichtigen müssen?

Dr. Grunow: Wenn wir uns weiter daranhalten, gut geprüfte Arzneimittel nach deutlich einzusehenden Gründen einzusetzen, so befinden wir uns auf einer sicheren Grundlage. Die weltweite Verbreitung zeigt die Praxistauglichkeit der Homöopathie. Neue Entwicklungen sind z.B. die Computerversion des Symptomenlexikons und „Phenomena- das Repertorium der Phänomene in der Praxis“ von Dr. Rainer Schäferkordt, die uns die Arbeit mit den Quellen vereinfachen. Denn nicht immer war bisher der Eintrag eines Arzneimittels in eine Rubrik im Repertorium nachvollziehbar.

Lieber Karl Grunow, wir danken Ihnen sehr herzlich für Ihre Zeit!

 

Zum DZVhÄ-Nachruf zu Dr. Springer

Homöopathie in der Dermatologie, Interview mit Dr. Grunow

 

 

2025-01-29T08:55:13+01:00

AHZ 1/2025 DZVhÄ-Kongress Lindau 2024

Die Allgemeine Homöopathische Zeitung (AHZ) ist die Mitgliederzeitschrift des DZVhÄ. In der ersten Ausgabe 2025 steht das Thema „DZVhÄ-Kongress Lindau 2024“ im Mittelpunkt. Lesen Sie das Editorial und die Vereinsmitteilung in voller Länge und stöbern Sie im Inhaltsverzeichnis. Mitglieder erhalten die komplette Print-Ausgabe automatisch im Rahmen ihrer Mitgliedschaft.

Editorial: DZVhÄ-Kongress Lindau, Mai 2024

von Bernhard Zauner und Holger Malchow

Homöopathiekongresse: Bereicherung für die Praxis

Homöopathiekongresse wie der Dreiländerkongress im Mai 2024 in Lindau sowie der LIGA-Kongress im Oktober 2024 in Sevilla sind auch für die eigene homöopathische Praxis eine große Bereicherung. Neben dem persönlichen Austausch gaben die Vorträge aus aller Welt einen beeindruckenden Überblick, welche Behandlungserfolge mit der Homöopathie möglich und welche Fortschritte in der Forschung zur Homöopathie erreicht worden sind.

Wissenschaftliche Belege für die Wirksamkeit der Homöopathie

Das HRI (Homeopathic Research Institute) stellte fest: „There is good quality scientific evidence showing homeopathy works. Existing data is not consistent with homeopathy being a placebo effect. And the level of evidence for homeopathy is similar to that of many conventional medical treatments.“

Additive Homöopathie bei Lungenkarzinomen: Eine bahnbrechende Studie

Welcher persönliche Einsatz dahinter steht, um solche Aussagen treffen zu können, zeigt folgende Erfahrung: Die von Michael Frass et al. 2020 [DOI: 10.1002/onco.13548] publizierte prospektive, doppelblinde, randomisierte, placebokontrollierte, dreiarmige Multicenter-Studie über den Einfluss additiver Homöopathie bei Patient*innen mit nicht kleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC) zeigte nicht nur eine verbesserte Lebensqualität, sondern auch ein deutlich verlängertes Überleben in der Homöopathiegruppe. Die dritte Gruppe, die lediglich als Kontrolle zum Überleben ohne jeglichen Kontakt zur Homöopathie diente, unterschied sich nicht signifikant von der Placebogruppe. Summa summarum hatte die Durchführung der Studie 10 Jahre gedauert.

Kontroverse und Klärung: Die Reaktionen auf die Studie

Es war klar, dass die Ergebnisse dieser Studie Wellen schlagen würden: Sehr bald wurde von bekannten Homöopathiegegnern bei der Medizinischen Universität Wien (MUW) moniert, dass die Studie fehlerhaft sei. Unter anderem wurden die Todesdaten angezweifelt. Die Studienautor*innen entkräfteten die Vorwürfe sofort, erhielten darauf jedoch keine Antwort.

Die MUW forderte nunmehr von der Österreichischen Agentur für wissenschaftliche Integrität (ÖAWI) eine Kommission zur Verfassung eines Gutachtens. Die Lebensqualitätsbögen wurden vom Erstautor auf Aufforderung sofort überbracht, danach war ein Jahr lang Funkstille.

Das abschließende Statement der ÖAWI

Vor ca. 2 Jahren wurde dann ein „Final Statement“ (FS) von der ÖAWI an die Autor*innen geschickt. Dabei handelt es sich nicht um ein wissenschaftliches Gutachten, sondern um ein Statement, das in keiner Hinsicht einem formalen Gutachten entspricht. Auch hier verweigerte die ÖAWI jedwede Stellungnahme und betonte, dass das FS von ihr nicht publiziert werden würde.

Der eigenen Fehlerhaftigkeit hinsichtlich Zeitangaben durch das offensichtlich in großer Hast verfasste FS nicht bewusst, warf die Kommission den Studienautor*innen unter anderem Manipulation und Fälschung vor und empfahl dem Journal The Oncologist, die Arbeit zurückzuziehen.

Bestätigung durch The Oncologist

Daraufhin leitete das Top-Journal The Oncologist eine ausführliche akademische Untersuchung ein. Über 2 Jahre wurden mit der Herausgeberin sowie mit Vertretern des National Cancer Institute und der National Institutes of Health sämtliche offenen Fragen und falschen Vorwürfe geklärt. Nach Durchsicht aller Daten und Unterlagen kam die Zeitschrift zu dem Ergebnis, dass die Studie bezüglich der ermittelten und interpretierten Daten hieb- und stichfest ist. Die Arbeit ist hiermit vollinhaltlich bestätigt und bleibt somit erhalten [Figg et al. 2024, DOI: 10.1093/oncolo/oyae252].

Artikel zu Vorträgen auf dem Dreiländerkongress in Lindau

Wie im letzten Heft angekündigt, sind in dieser Ausgabe weitere Artikel über Vorträge des Kongresses in Lindau zu lesen:

  • Nikolaus Hock (D) zeigt auf, wie bei einer schweren kindlichen Epilepsie, zu deren Behandlung sogar die Indikation zur Hemisphärektomie gestellt wurde, über Jahre die Homöopathie neben der konventionell-medizinischen Behandlung zum Therapieerfolg beitrug.
  • Anke Scheer (D) beschreibt die Therapie von Patienten mit Homöopathie und Osteopathie bei Verletzungen, insbesondere die Veränderungen im Gewebe.
  • Gisela Etter (CH) berichtet von der homöopathischen Behandlung von Post-Covid-19-Erkrankungen in der hausärztlichen Praxis.
  • Andrea Mayer et al. (CH) stellen in einem Vortrag beim LIGA-Kongress in Sevilla die Behandlung von Nebenwirkungen nach der Covid-Impfung vor. Eine Fallstudie mit 40 Patient*innen zeigt, was die Homöopathie leisten kann.
Unterstützung durch Patientenorganisationen

Obwohl die Homöopathie in der Bevölkerung einen großen Rückhalt hat und diese ihre Integration in das Gesundheitswesen wünscht, haben die Patientenorganisationen wie der „Bundesverband Patienten für Homöopathie“ oder „Homöopathie Schweiz“ sowie in Österreich die „Initiative Homöopathie hilft“ erstaunlich wenig Mitglieder. Sollten wir nicht vermehrt unsere zufriedenen Patient*innen zur Unterstützung dieser Organisationen aufrufen?

2025-01-28T08:55:32+01:00

Grüner Antrag ‚Homöopathie‘ ist medizinisch und wissenschaftlich unhaltbar

Berlin, 20. Januar 2025. Die GRÜNEN werden sich auf ihrer Bundesdelegiertenkonferenz (BDK) am 26. Januar auch mit Anträgen zur Homöopathie beschäftigen müssen. Einer der Anträge fordert das Ende der Homöopathie in der gesetzlichen Krankenversicherung, die Begründung hält eine wissenschaftliche Betrachtung nicht Stand und ist medizinisch unsinnig.

Auf Initiative eines Pharmaziestudenten aus Berlin stellen 119 weitere GRÜNE für ihre Bundesdelegiertenkonferenz Ende Januar folgenden Antrag:

Wir setzen uns dafür ein, dass Leistungen nur dann von der Solidargemeinschaft übernommen werden, wenn sie medizinisch sinnvoll und gerechtfertigt sind und ihre Wirksamkeit wissenschaftlich erwiesen ist. Folglich lehnen wir die solidarische Finanzierung von homöopathischen Zubereitungen und anderen Präparaten ab, bei denen weder eine wissenschaftlich fundierte Wirksamkeit nachgewiesen noch eine quantitative und qualitative Analyse eines Wirkstoffs möglich ist.

Dieser Grüne Antrag ist aus mehreren Gründen kompletter Unfug
  • Ob ärztliche Leistungen „medizinisch sinnvoll und gerechtfertigt“ sind entscheiden weder Pharmaziestudenten noch die Politik, sondern ausschließlich Ärztinnen und Ärzte mit Praxiserfahrung und dem gewachsenen Vertrauen ihrer Patientinnen und Patienten, und zwar immer im konkreten Einzelfall sowie aufgrund entsprechender Befundlage, Prognose einer Krankheit und potenziell drohender Komplikationen.
  • Ob die „Wirksamkeit (einer Therapiemethode) wissenschaftlich erwiesen“ ist kann nur aufgrund einer vollständigen, aber nicht einer willkürlichen Auswahl relevanter Forschungsarbeiten beantwortet werden. Die in der Begründung zum Antrag genannten Veröffentlichungen des NHMRC (2015, sogenannte „Australien-Studie“) sowie der EASAC (2017) lassen nicht nur die erforderliche Aktualität vermissen, sondern sind – und waren von Anfang an – umstritten: einerseits wegen der zugrunde gelegten, unüblichen Studienkriterien (NHMRC – Folge: es blieben überhaupt nur noch 5 Studien übrig, keine davon zum Thema individualisierter Homöopathie) oder wegen eindeutiger Zielvorgaben (EASAC – das zu erzielende Ergebnis war bereits im Arbeitsauftrag vorgegeben).
  • Der Antrag ignoriert ohne jede Begründung die Existenz eines aktuellen (2023, Hamre et al.) systematischen Review über 6 placebokontrollierte Homöopathie- Metaanalysen und sein Ergebnis: Homöopathie wirkt besser als Placebo! Auf höchstem wissenschaftlichem Niveau angelegt zeigt diese Studie darüber hinaus, dass sowohl die methodische Qualität der eingeschlossenen Homöopathiestudien ähnlich war wie bei anderen klinischen Studien, und dass die Qualität der Gesamtevidenz für positive Homöopathie-Wirksamkeit ebenfalls ähnlich war wie in systematischen Reviews zu anderen medizinischen Interventionen.
  • Der Antrag unterstellt, Homöopathie sei nicht evidenzbasiert. Das Gegenteil ist der Fall: entsprechend der Definition der EbM nach Sackett erfüllt auch die Homöopathie alle drei Kriterien für evidenzbasierte Medizin: beste verfügbare externe Evidenz aus Studien (siehe oben, zusätzlich zahlreiche Ergebnisse aus der Grundlagen sowie der Versorgungsforschung), interne Evidenz im Sinne individueller klinischer Expertise der homöopathisch zusatzqualifizierten Ärztinnen und Ärzte, und nicht zuletzt die Berücksichtigung der Werte und Wünsche von Patienten (dokumentiert in entsprechenden Umfragen).
Der Grüne Antrag unterschlägt Fakten

Der Hinweis auf jährlich 20 Millionen Euro für Kostenerstattung von homöopathischen Mitteln unterschlägt zweierlei: der genannte Betrag liegt im Promillebereich (!) der Gesamtausgaben für Arzneimittel. Außerdem müssten für Krankheitssituationen, in denen homöopathische Arzneien verordnet wurden alternativ konventionelle Medikamente eingesetzt werden, die in der Regel teurer sind als ihre homöopathischen ‚Konkurrenten‘.

Es ist ohne Zweifel richtig, dass z.B. im Klimaschutz oder bei anderen Kernthemen der GRÜNEN „auf Erkenntnisse der Wissenschaft“ gesetzt wird bzw. „wissenschaftliche Standards“ Berücksichtigung finden. Dasselbe müsste freilich auch für die Auseinandersetzung mit Homöopathie gelten! Genau an diesem Punkt aber bleibt der Antrag gegen Homöopathie weit hinter seinem eigenen Anspruch zurück! Aus diesem Grund ist der Antrag in mehrfacher Hinsicht nicht konsequent zu Ende gedacht und legt den Verdacht nahe, dass beim Verfasser und seinen UnterstützerInnen eher weltanschauliche anstelle wissenschaftlicher Überlegungen eine Rolle gespielt haben. Ein solches Prozedere ist aber argumentativ nicht redlich, vor Allem dann nicht, wenn es um die Selbstbestimmung von Menschen im Falle von Krankheit geht. Freiheitsrechte (der Patientinnen und Patienten) und freie Wahl von Therapieoptionen (auf dem Boden von partizipativer Entscheidungsfindung) sind auch im Bereich des Gesundheitswesens unseres Landes und ohne materielle Nachteile für jeden Einzelnen zu berücksichtigen!

Glaubwürdig im Sinne einer „vorausschauenden Gesundheitspolitik“, wie sie die GRÜNEN anstreben bleibt die Partei nur dann, wenn sie sich nachvollziehbar an ihren eigenen Ansprüchen messen lässt. Das ist beim vorliegenden Antrag nicht gegeben, deshalb sollten sich die Delegierten sehr ernsthaft mit den Fakten rund um die Homöopathie beschäftigen, bevor sie diesem wenig qualifizierten Antrag ihre Stimme geben!

Zum weiter Informieren
  • Auf der Seite www.faktencheck-homöopathie.de finden sich viele wissenschaftliche Studienergebnisse, und zwar in einer auch für Nicht-Mediziner gut verständlicher Darstellung.
  • Kennen Sie schon den neuen DZVhÄ-Podcast zur Homöopathie-Forschung? Hörenswert! Direkt mal reinhören.
2025-01-28T17:19:09+01:00

DocChecks verblindete Sicht auf Wissenschaft

Berlin, 9. Januar 2025. DocChecks verblindete Sicht auf Wissenschaft zeigt sich wieder einmal in einem Beitrag von Mitte November 2024: „Homöopathie-Studien: Verdünnt bis zur Wässrigkeit“. Dies ist ein weiterer polemischer Artikel mit dem versucht wird, der Homöopathie jegliche medizinische Wirkung abzusprechen. Lesen Sie hier einen Fakten-Check des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte (DZVhÄ).

DocCheck erhebt in dem Beitrag zwar den Anspruch Homöopathiestudien aus „wissenschaftlicher Sicht“ beurteilen zu wollen – Stil und Ton bleiben jedoch weit hinter den Erwartungen zurück, die an eine wissenschaftliche Kontroverse oder zumindest an einen respektvollen Dialog zu stellen sind. Die übermäßige Polemik des Beitrages sowie die Meinung, „man“ wisse doch a priori, dass die Homöopathie unwirksam sei, dazu benötige man letztlich keine Studien, hinterlässt eher den Eindruck von Besserwisserei. Erneut berichtet DocCheck unvollständig und einseitig, zitiert selektiv („cherry-picking“) und trägt Argumente vor, die bereits öffentlich behandelt und längst widerlegt wurden. Zudem handelt es sich bei der Kritik offensichtlich um die exklusive Meinung von DocCheck. Es werden jedenfalls keine Quellen genannt, die die Auffassung von DocCheck stützten.

Systematisches Review

DocCheck kritisiert in dem o.g. Beitrag aus dem November 2024 das Systematische Review von Hamre et al. aus dem Jahr 2023 (1). Offensichtlich werden im Internet kursierende Meinungen aufgegriffen. Hamre et al. haben allerdings bereits im September 2024 in einer Stellungnahme „Systematisches Review zur Homöopathie: Fragen und Antworten“ alle nun vorgetragenen Kritikpunkte entkräftet. Die Stellungnahme ist auf der Webseite der Autoren öffentlich zugänglich (2). Einzelne Punkte wurden schon im Mai 2024 in der „Ärzte Zeitung“ online veröffentlicht (3).

DocCheck gibt den Sachstand nun unvollständig wieder und trägt nicht nur Argumente vor, die längst widerlegt sind, sondern erwähnt die o.g. Stellungnahme weder im Beitrag noch in den Quellen. Dass die klärende Stellungnahme von Hamre et al. der Leserschaft von DocCheck vorenthalten wird, obwohl darin die meisten aufgeworfenen Kritikpunkte längst entkräftet wurden, wirf ernste Fragen hinsichtlich der Seriosität des Beitrages von DocCheck auf.

Wir verweisen auf die o.g. Stellungnahme und greifen etliche Kritikpunkte von DocCheck exemplarisch auf:

Qualität des Systematischen Reviews

DocCheck kritisiert die methodische Qualität des Systemischen Reviews. Dieser Vorwurf ist nachweislich falsch.

Offensichtlich ist es Mode geworden, für die Homöopathie sprechende Veröffentlichungen bzw. Studien grundsätzlich infrage zu stellen und daraus trotz positiver Ergebnisse den Schluss zu ziehen, Homöopathie sei unwirksam. Beispielsweise zeigt das Ergebnis einer 2020 veröffentlichten Studie, dass zusätzlich homöopathisch behandelte Patienten beim Lungenkarzinom im Vergleich zu nur konventionell behandelten Patienten eine bessere Lebensqualität sowie eine längere Überlebenszeit haben (4). 2022 wurden schwerwiegende Manipulationsvorwürfe erhoben und die Rücknahme der Veröffentlichung gefordert. Nach zweijähriger Prüfung sah die Redaktion der Zeitschrift „The Oncologist“ keinen Anlass, die Ergebnisse der Studie anzuzweifeln. Sie wurde nicht zurückgenommen (5).

Nun kritisiert DocCheck die Qualität und Glaubwürdigkeit des Systematischen Reviews von Hamre et al. Das Review wurde in der renommierten Zeitschrift „Systematic Reviews“ veröffentlicht. In dem zuvor durchgeführten Reviewprozess wurde von den Gutachtern die methodische Qualität hervorgehoben: „The author’s research is rigorous and has strong data analysis skills“ und „This is an extremely detailed and well written systematic review of meta-analyses of trials in homeopathy“. Der Erstautor des Reviews wurde eingeladen, dem unabhängigen Gutachtergremium der Zeitschrift beizutreten (3).

Von angeblich schwerwiegenden Mängeln der Publikation von Hamre et al., wie von DocCheck vorgetragen, kann also wohl kaum die Rede sein. DocCheck unterstellt den unabhängigen Gutachtern der Zeitschrift implizit, ein methodisch mangelhaftes Systematisches Review mit falschen Ergebnissen veröffentlicht zu haben. (Zitat DocCheck: „… obwohl ihre Anhänger sich hartnäckig auf Studien stützen, die statistische Tricks nutzen… Denn sobald man diese Studien methodisch sauber durchführt und überprüft, bleibt von angeblichen Effekten nicht viel übrig…“). Inwieweit der Anspruch von DocCheck gerechtfertigt ist, es besser zu wissen als das unabhängige wissenschaftliche Gutachtergremium einer renommierten Fachzeitschrift, mag jeder für sich selbst entscheiden. Wer allerdings allgemein anerkannte Qualitätsstandards, wie unabhängige peer-reviews in Frage stellt, nur weil deren Ergebnisse nicht zu dem eigenen subjektiven Vor-Urteil über die Homöopathie passen, untergräbt letztlich die Glaubwürdigkeit der Wissenschaft.

Ergebnisse des Systematischen Reviews

Die Kritik von DocCheck beruht auf selektiven, aus dem Kontext gerissenen Zitaten. Wer sich die Mühe macht die Zusammenfassung aller von Hamre et al. analysierten Metaanalysen zu lesen, stellt fest: Die Autoren aller 6 Metaanalysen kommen übereinstimmend zu dem Schluss, dass die homöopathische Behandlung, insgesamt betrachtet, eine spezifische, von Placebo abweichende Wirkung aufweist. Gleichzeitig wird, wie wissenschaftlich üblich, die Qualität der Evidenz kritisch hinterfragt. Das Neue an dem Systematischen Review ist nun, dass es erstmals eine zusammenfassende Effektschätzung für Homöopathie im Vergleich zu Placebo zusammengetragen hat – erstens für alle in den betreffenden Metaanalysen eingeschlossenen Studien und zweitens für die Untergruppe der Studie mit höherer methodischer Qualität. Dabei wurden die aktuell gültigen Standards für die Erstellung eines Systematischen Reviews befolgt (Prisma-P, Prisma-2020, ROBIS, GRADE). Hinsichtlich der Hauptforschungsfragen kommt das Systematische Review zu den Ergebnissen (1, 2):

  • 5 der 6 Metaanalysen enthalten eine zusammenfassende Effektschätzung für alle eingeschlossenen Studien. Alle 5 zeigen signifikant positive Effekte der Homöopathie im Vergleich zu Placebo.
  • 4 Metaanalysen enthalten eine Effektschätzung nach Beschränkung auf „High-Quality-Studien“ (Definition siehe 1,2). In 3 der 4 Metaanalysen bleiben die signifikant positiven Effekte der Homöopathie erhalten, in 1 Metaanalyse ist der positive Effekt nunmehr statistisch nicht signifikant.
  • Für die individualisierte Homöopathie wurde ein einheitlicher positiver Effekt gefunden (statistische Homogenität).
  • Die Qualität der Gesamtevidenz ist „hoch“ für individualisierte Homöopathie (2 Metaanalysen), „moderat“ für nicht-individualisierte Homöopathie (1 Metaanalyse) und „moderat“ für jegliche Homöopathie (3 Metaanalysen).
Qualität von Homöopathiestudien im Vergleich

Der Vergleich der Qualität von Homöopathiestudien mit der Qualität anderer klinischer Studien fällt tendenziell zu Gunsten der Homöopathie aus. Ein direkter Qualitätsvergleich von Homöopathie- und konventionellen Studien erfolgt in der Metaanalyse von Shang (6). Von jeweils 110 Studien werden 21 Homöopathiestudien (19 %) als hochwertig eingestuft, hingegen nur 9 der konventionellen Arzneimittelstudie (8 %).
Ein Vergleich der Qualität der in die beiden zuletzt durchgeführten Homöopathie-Metaanalysen eingeschlossenen Studien (Matti 2014 und 2017) mit der Studienqualität aus Cochran-Reviews aus einem vergleichbaren Zeitraum, mit gleichem Design und bewertet nach den gleichen Kriterien zeigt keinen relevanten Unterschied. Das Risiko für Verzerrung weist in etwa das gleiche Ausmaß auf (1, Table 9).

Sichere, hochwertige Evidenz für die Wirksamkeit medizinischer Maßnahmen ist zweifellos wünschenswert. Wenn speziell die Evidenzqualität homöopathischer Studien kritisiert wird, ist dem Qualitätsproblem aller klinischer Forschung Rechnung zu tragen, auch dem der „konventionellen“ medizinischen Forschung: Der o.g. Anspruch wird offensichtlich in allen Medizinbereichen selten erreicht. Insbesondere in Hinblick auf potentiell schädliche Interventionen ist das problematisch. Selbst in Cochran-Reviews wiesen von 1.567 Interventionen lediglich 5,6 % eine hochwertige Evidenz für ihren Nutzen auf. D.h., mehr als neun von zehn Maßnahmen, die in den Cochran-Reviews untersucht wurden, werden nicht durch hochwertige Evidenz gestützt (7). Ähnlich weist eine weitere Untersuchung nach, dass insgesamt nur 4,1 % (25 von 608) der in Systemischen Cochrane-Reviews eine hohe Evidenzqualität aufweisen (8).

Mit anderen Worten: Die Qualität der Evidenz für die Wirksamkeit der Homöopathie unterscheidet sich nicht substantiell von der aller anderer Bereiche in der Medizin. Es gibt keinen tragfähigen Grund, diesen Umstand einseitig der Homöopathie zur Last zu legen. Es sei denn, zur Beurteilung der Homöopathie wird mit zweierlei Maß gemessen

Selektive Vorgehen durch das Systemische Review?

DocCheck kritisiert, dass andere als die in dem Systematischen Review eingeschlossenen Metaanalysen ebenso in die Auswertung hätten aufgenommen werden können. Das ist falsch.

Die Hauptforschungsfrage des Systemischen Reviews, wirkt Homöopathie besser als Placebo oder nicht?, lässt sich am besten auf der Basis von Metaanalysen zu randomisierten, placebokontrollierten Homöopathiestudien für jegliche Indikationen beantworten. Alle 6 diesbezüglich vorliegenden Metaanalysen wurden eingeschlossen. Ausgeschlossen waren Metaanalysen ohne Untersuchungen von Therapieeffekten und Metaanalysen, die auf Studien zu bestimmten Indikationen beschränkt waren (2, Punkt 9 und 10). Das Forschungsprotokoll wurde im Voraus in einem öffentlichen Register eingetragen (9).

DocCheck reklamiert, dass der Bericht des australischen „National Health and Medical Research Council“ (NHMRC) aus dem Jahr 2015 (sog. „Australien-Report“) in dem Systematischen Review nicht berücksichtigt sei. Der Bericht des NHMRC erfüllt jedoch nicht die o.g., vorab definierten Einschlusskriterien. Es handelt sich nicht um eine Metaanalyse (10). Systematische Reviews ohne Metaanalysen sind weniger aussagekräftig als Reviews mit metaanalytischen Effektschätzungen. 

Im Übrigen wurden im Australien-Report nur Studien ab einer Fallzahl von mindestens 150 Probanden und nur mit höchster methodischer Qualität berücksichtigt. Eine solche Mindestfallzahl findet sich allerdings weder in Cochrane Reviews, noch in anderen eigenen Reviews des NHMRC (10,11). Die o.g. Metaanalyse von Shang zeigt eindrucksvoll, dass die Berücksichtigung höchster methodischer Maßstäbe auch im Bereich konventioneller Wirksamkeitsstudien zum Ausschluss von mehr als 90% aller Studien führen würde (6).
So führt das aus methodischer Sicht fragwürdige Vorgehen des NHMRC dazu, dass am Schluss lediglich 5 Studien in das Endergebnis eingeflossen sind – keine dieser Studien beurteilt ein individualisiertes homöopathisches Vorgehen (10). Entgegen der Schlussfolgerung von DocCheck, der Bericht habe erwiesen, dass Homöopathie unwirksam sei, hat die Direktorin des NHMRC, Prof Kelso, im August 2019 in einem Statement u.a. festgestellt: „ … Contrary to some claims, the review did not conclude that homeopathy was ineffective … .“ (12).

Sofern DocCheck die Meinung vertritt, dass auch andere Analysen zur Beurteilung der Homöopathie hätten herangezogen werden können, warum erwähnt DocCheck dann nicht die Auswertung der Leitlinienkommission der S3-Leitlinie „Komplementärmedizin in der Behandlung von onkologischen PatientInnen“? Die im Mai 2024 erneut geprüfte und bestätigte Aufnahme der Homöopathie zur zusätzlichen (homöopathischen) Behandlung zur Verbesserung der Lebensqualität in der Onkologie wird in der Leitlinie explizit als Evidenzbasierte Empfehlung eingestuft (13). Wenn tatsächlich Maßstäbe der EbM angelegt werden, kommen unabhängige Experten offensichtlich zu anderen Ergebnissen als DocCheck.

Studienpopulation ungerechtfertigt „aufgebläht“?

Abhängig von den Einschlusskriterien der jeweiligen Metaanalyse wurden etliche Studien in mehr als einer Metaanalyse aufgenommen. DocCheck wirft Hamre et al. vor, diese Studien auch mehrfach in das Systematische Review einbezogen zu haben. Dies habe mutmaßlich zu einer (positiven) Verzerrung zugunsten der Homöopathie geführt. Auch diese Annahme ist falsch.

Die Kritik setzt zunächst einmal voraus, dass mehrfach eingeschlossene Studien tatsächlich positiv für die Homöopathie ausgefallen sind. Genauso gut könnte eine Doppelung von Studien auch zu einer Verstärkung eines negativen Ergebnisses führen.

Bei einer ausgewogenen Darstellung wäre von DocCheck der Hinweis zu erwarten gewesen, dass die Autoren des Systematischen Reviews dieses Argument längst entkräftet haben. In der Arbeit selbst und darüber hinaus bereits im Mai des Jahres haben sie in der o.g. Stellungnahme die Methodik nachvollziehbar beschrieben (2, 3): „… Das Hauptergebnis unseres Reviews … war der Anteil von Meta-Analysen mit signifikant positiven Effekten von Homöopathie über Placebo hinaus, also ein Quotient, keine Summe oder Multiplikation. Die mehrfache Verwendung derselben Studien in verschiedenen Metaanalysen … ergab deshalb keine additive oder multiplikative Vergrößerung von Effekten, die eine Verzerrung der Ergebnisse unseres Systematischen Reviews nach oben bedeuten würde. … “

Darüber hinaus haben die Autoren den Einfluss der Doppelung von Studien auf die Verzerrung berechnet. Die mehrfache Berücksichtigung von Studien hat keinen Einfluss auf das Ergebnis (2, Punkt 24).

Camerlink-Studie

Durch E. Coli verursachter Durchfall bei neugeborenen Ferkeln ist eine häufige Schweinekrankheit, die zu Gewichtsverlust und erhöhte Ferkelsterblichkeit führt. Da die Erkrankung konventionell antibiotisch behandelt wird, ist die Frage von Relevanz, ob mithilfe einer homöopathischen Behandlung Antibiotika eingespart werden können. Die an der niederländischen Universität Wageningen doppelblind und placebokontrolliert durchgeführte Studie wurde 2010 publiziert. Ihr Ergebnis fiel zugunsten der Homöopathie aus: In der Homöopathiegruppe erkrankten 3,8 % der Ferkel, in der Placebogruppe hingegen 23,8 % der Ferkel an Durchfall (10/260 vs 63/265)). Der Unterschied war statistisch (hoch-) signifikant (p= 0,0001).

DocCheck beruft sich bei der Kritik an der statistischen Auswertung der Studie auf van Erp (die einzige Quelle im gesamten Beitrag, auf die sich die Kritik stützt). Dieser hatte darauf hingewiesen, nicht in einer wissenschaftlichen Publikation, sondern in einem eigenen Blog-Beitrag, dass es richtiger gewesen wäre das Signifikanzniveau auf Muttertierebene zu berechnen, also bei wie vielen Sauen Fälle von Durchfall im Wurf auftraten. Hier sei das Ergebnis mit p= 0,05 nur knapp signifikant. Daten, welche diese Berechnung nachvollziehbar machen, liefert van Erp nicht. Nach dem bereits oben genannten Muster wurde die Universität Wageningen aufgefordert, die Studie zurückzuziehen.

Eine Co.-Autorin der Studie, L. Ellinger, hat zu den Vorwürfen Stellung genommen: Die Berechnung von van Erp ist falsch. Bei der statistischen Auswertung der Studie wurde auch das Signifikanzniveau auf Muttertierebene berechnet – es ist mit p= 0,0024 ebenfalls statistisch (hoch-) signifikant. Die Universität Wageningen lehnte es ab, die Studie zurückzuziehen (14).

Um mit DocChecks eigenen Worten zu sprechen: „Das Ausblenden unbequemer Wahrheiten“ hat offensichtlich zur Folge, dass positive Daten zur Wirksamkeit der Homöopathie nicht zur Kenntnis genommen werden. Die vorgetragene Kritik an dem Systematischen Review von Hamre et al. und an der Camerlink-Studie ist wissenschaftlich nicht begründet und sachlich falsch. Sie ist nicht geeignet, diese Arbeiten, ihre positiven Ergebnisse oder gar Homöopathie insgesamt zu diskreditieren.

Auch die Ablehnung der Homöopathie aufgrund der Kritik von DocCheck, „… dass es keinen nachweisbaren Wirkmechanismus gibt …“, steht nicht im Einklang mit den Prämissen der EbM. Wichtiger als die Frage warum, ist und bleibt die Frage ob etwas wirkt. So hat u.a. H. Raspe, einer der Väter der EbM in Deutschland, formuliert: „… Um Missverständnissen vorzubeugen: biologische Plausibilität ist wünschenswert und aus vielen Gründen befriedigend, auch für Patienten: sie ist für die Praxis der EbM aber weder notwendig noch hinreichend … “ (15).

Quellen – alle genannte Links waren im November 2024 verfügbar

1 Hamre et al.: Efficacy of homoeopathic treatment: Systematic review of meta- analyses of randomised placebo-controlled homoeopathy trials for any indication. November 2023. systematicreviewsjournal.biomedcentral.com/articles/10.1186/s13643- 023-02313-2 

2 Hamre et al.: Systematisches Review zur Homöopathie: Fragen und Antworten. www.ifaemm.de/forschung/faq-de/

3 Hamre et al.: Wie valide sind die Aussagen des Systematic Reviews zur Homöopathie? Eine Replik.
www.aerztezeitung.de/Medizin/Wie-valide-sind-die-Aussagen-des-Systematic-Reviews-zur-Homoeopathie-Eine-Replik-450013.html

4 Frass et al: Homeopathic Treatment as an Add-On Therapy May Improve Quality of Life and Prolong Survival in Patients with Non-Small Cell Lung Cancer: A Prospective, Randomized, Placebo-Controlled, Double-Blind, Three-Arm, Multicenter Study. The Oncologist, Volume 25, Issue 12, December 2020, Pages e1930–e1955,

5 The Oncologist, 2024. academic.oup.com/oncolo/article/29/11/e1631/7766098?login=false

6 Shang, A. et al: Are the clinical effects of homoeopathy placebo effects? Comparative study of placebo-controlled trials of homoeopathy and allopathy. www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16125589

7 Howick et al: Most healthcare interventions tested in Cochrane Reviews are not effective according to high quality evidence: a systematic review and meta- analysis. J Clin Epidemiol. 2022 Apr 18;148:160-169.

8 Padhraig et al: High quality of the evidence for medical and other health-related interventions was uncommon in Cochrane systematic reviews. Journal of Clinical Epidemiology, Journal of Clinical Epidemiology, Okt. 2016, Volume 78

9 PROSPERO-International prospective register of systematic reviews www.crd.york.ac.uk/prospero/display_record.php?RecordID=209661

10 “Australien-Report” – www.faktencheck-homöopathie.de/artikel/3286/

11 Australian Report FAQs – www.hri-research.org/resources/homeopathy-the-debate/the-australian-report-on-homeopathy/australian-report-faqs/

12 Kelso, A.: CEO Statement. 2019 www.nhmrc.gov.au/sites/default/files/documents/attachments/CEO-statement-signed.pdf

13 Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): Komplementärmedizin in der Behandlung von onkologischen PatientInnen, Langversion 1.1, 2021, AWMF Registernummer: 032/055OL

14 Ellinger, L.: persönliche Mitteilung per Mail vom 17. und 20.11.2024

15 Raspe, H.: Evidence based medicine: Modischer Unsinn, alter Wein in neuen Schläuchen oder aktuelle Notwendigkeit? Z ärztl Fortbild (ZaeF), Gustav Fischer Verlag Jena,1996; 90: 553–562


2025-01-13T08:48:28+01:00

Wir nehmen Abschied von Dr. Wolfgang Springer

Berlin, 7. Januar 2025. Dr. Wolfgang Springer (1952-2025) – ein Nachruf von Dr. Ulf Riker und Karl-Wilhelm Steuernagel.

Dr. Wolfgang Springer hat uns nach verzweifeltem Ringen um die Vorherrschaft der Lebenskraft über die Dynamik der komplexen chronischen Krankheit für immer verlassen. Wir begleiten Wolfgang Springer in Gedanken und Gebeten auf seinem Weg in eine andere Welt.

Als homöopathische Ärztinnen und Ärzte verlieren wir einen unserer größten Lehrer, einen Mentor und erstklassigen Supervisor, einen menschlichen Freund und einen engagierten politischen Kämpfer für die ärztliche Homöopathie im deutschsprachigen Raum.

2012 wurde ihm vom damaligen bayerischen Minister für Gesundheit und Umwelt, Dr. Marcel Huber, das Bundesverdienstkreuz am Bande durch den Bundespräsidenten verliehen. In der Laudatio hieß es damals:

„Dr. Wolfgang Springer ist ein international bekannter und geachteter Arzt und Fortbilder. Durch seinen Einsatz für die Homöopathie in Deutschland hat er sich herausragende Verdienste erworben.“

Viele von uns erinnern sich an 20 Jahre Seminarfortbildung in Lindau unter dem Motto „Mit Video durch die Materia Medica“: Dr. Springer nahm uns an die Hand und zeigte uns anhand authentischer Videomitschnitte aus Anamnesen die Breite und Tiefe zahlreicher homöopathischer Arzneien. Das Wertvollste dabei war seine kompromisslose Präzision in der Anamneseerhebung, der Fallanalyse sowie der unbestechlichen Verlaufsbeurteilung selbst schwierigster Fälle hautnah erleben zu können.

Viele Jahre war Springer außer in Deutschland auch in Österreich und der Schweiz als erfahrener Supervisor tätig. Er war auch verantwortlich für die Festveranstaltung „200 Jahre Homöopathie“ 1996 in der Paulskirche zu Frankfurt sowie als Präsident für den 60. Homöopathischen Weltärztekongress 2005 in Berlin.

Bereits 1999 wurde ihm der „Samuel“ für den besten wissenschaftlichen Vortrag anlässlich der DZVhÄ-Jahrestagung in Münster verliehen. 2005 war er erster Preisträger des neu geschaffenen „Globular Politics Award“, mit dem insbesondere sein politisches Engagement als homöopathischer Arzt geehrt wurde.

Noch bei unserem letzten Zusammensein beim DZVhÄ-Kongress in Lindau wünschten wir ihm jede Menge Lebensmut und Lebenskraft. Einigen von uns war es vergönnt, ihn in der letzten Phase seiner Krankheit zu begleiten. Allein: es hat nicht gereicht!

Was uns bleibt ist das Denken an sein mutiges und konsequentes politisches Eintreten für die ärztliche Homöopathie in Deutschland. Es bleibt Respekt und Hochachtung für seinen Einsatz in der homöopathischen Lehre und Dankbarkeit für Alles, was wir von ihm lernen durften. Sein Credo: „Erst kommt das Handwerk, dann das Kunsthandwerk und dann die Kunst, und zwar genau in dieser Reihenfolge und nicht umgekehrt!“, zeichnete ihn aus als konsequenten Nachfahren Hahnemanns, der uns ins Stammbuch schrieb: “Machts nach, aber machts genau nach!“

Lieber Wolfgang, wir danken Dir, wir gedenken Deiner und wir wünschen Dir den wohlverdienten Frieden!

  • Monika Kölsch und Dr. Ulf Riker für Vorstände und Mitglieder des DZVhÄ und seiner Landesverbände
  • Karl-Wilhelm Steuernagel – DZVhÄ Past President
  • Dr. Susanne Dietz, Präsidentin ÖGHM
  • Dr. Gisela Etter, Präsidentin SVhA
  • Dr. Bernhard Zauner, Präsident ÄKH

 

 

2025-01-22T10:27:57+01:00

20 Jahre Homöopathie-Diplom des DZVhÄ

Berlin, 12. Dezember 2024. Seit mittlerweile 20 Jahren gibt es die hochwertige Homöopathie-Ausbildung mit dem Homöopathie-Diplom des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte (DZVhÄ). Dieses Diplom wurde 2004 vom DZVhÄ eingeführt, um eine fundierte und umfassende Ausbildung in der Homöopathie zu gewährleisten, nachdem die Bundesärztekammer (BÄK) eine neue Musterweiterbildungsordnung mit verkürzten Weiterbildungszeiten verabschiedet hatte.

Das Homöopathie-Diplom ins Leben zu rufen, war eine richtungsweisende Entscheidung. Der damalige Vorstand des DZVhÄ,  die Berliner Ärztin Angelika Gutge-Wickert war für den Bereich Weiterbildung zuständig, setzte sich das Ziel, die Qualität der ärztlichen Homöopathie zu sichern. „Mit den durch die neue BÄK-Richtlinie reduzierten Weiterbildungszeiten ist es den ärztlichen Kollegen nicht mehr möglich, das Wissen zum homöopathischen Heilen chronischer Krankheiten zu erwerben“, erklärte der Vorstand damals. Um diesem Problem entgegenzuwirken, wurde zusätzlich zur offiziellen Weiterbildung die Diplom-Ausbildung ins Leben gerufen. Diese umfasst sechs statt vier Kurse à 40 Stunden, 200 Stunden Fallseminare und einen regelmäßigen Nachweis über Diplom-Fortbildungspunkte im Bereich Homöopathie, der alle fünf Jahre erbracht werden muss.

Das Diplom ist die Qualifikation für die Teilnahme an den Verträgen zur Integrierten Versorgung Homöopathie mit den Krankenkassen

Das Homöopathie-Diplom hat sich seither als eine qualitativ anspruchsvolle und anerkannte ärztliche Ausbildung etabliert. Nach anfänglichen Meinungsverschiedenheiten mit der BÄK fand das Diplom insbesondere bei den Krankenkassen Anerkennung, da es nicht nur eine umfassendere Ausbildung bietet, sondern auch an eine kontinuierliche Fortbildung gebunden ist. Es gilt als Voraussetzung für die Teilnahme an den Verträgen zur Integrierten Versorgung Homöopathie mit 60 Krankenkassen.

Dr. Sigrid Kruse, Kinder- und Jugendärztin sowie Mitglied des DZVhÄ-Vorstands für Weiterbildung, berichtet, warum sie selbst die Ausbildung zum Homöopathie-Diplom absolviert hat: „So kann ich die Homöopathie bei meinen Patienten mit akuten und chronischen Krankheiten erfolgreich und verantwortungsvoll anwenden.“ Die Homöopathie stellt für Dr. Kruse eine wertvolle Ergänzung zu konventionellen Therapiemöglichkeiten dar, insbesondere bei einem Therapienotstand. Schon während der Ausbildung seien die Teilnehmenden in der Lage, akute Erkrankungen wie Infektionen der oberen Atemwege, akute Mittelohrentzündungen oder akute Magen-Darm-Entzündungen homöopathisch begleitend zu behandeln, erklärt sie.

Die Ausbildung zum Homöopathie-Diplom wird deutschlandweit nach einem einheitlichen Curriculum von den Landesverbänden des DZVhÄ angeboten. Für Medizinstudierende ist die Teilnahme an der Ausbildung in vielen Fällen sogar kostenfrei.

2024-12-16T09:52:19+01:00

Interview mit Dr. Sigrid Kruse zu 20 Jahre Homöopathie-Diplom

Berlin, 12, Dezember 2024. Interview mit Dr. med. Sigrid Kruse, DZVhÄ-Vorstand Weiterbildung, zu 20 Jahre Homöopathie-Diplom. Die Homöopathie-Ausbildung des DZVhÄ ist die ärztliche Qualifikation, um an der Integrierten Versorgung der Krankenkassen teilzunehmen. Durch den Wegfall der Zusatzbezeichnung Homöopathie hat es weiter an Bedeutung gewonnen.

Warum haben Sie das Homöopathie-Diplom absolviert?

Ich bin Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin und habe das Homöopathie-Diplom absolviert, um eine fundierte, praxisnahe Homöopathie-Ausbildung zu bekommen. So kann ich die Homöopathie bei meinen Patienten mit akuten und chronischen Krankheiten am Dr. von Haunerschen Kinderspital erfolgreich und verantwortungsvoll anwenden. Dabei verstehen wir die Homöopathie als eine ärztliche Therapieform mit Einzelmitteln, die am gesunden Menschen geprüft sind und in potenzierter Form nach der Ähnlichkeitsregel verordnet werden. Das ist die Homöopathie, die eine Erweiterung unserer konventionellen Therapiemöglichkeiten bedeutet und sich auch bei Therapienotstand bewährt hat. Und das Besondere daran: Homöopathie ist eine Therapie ohne schädigende Nebenwirkungen!

Vermittelt das Diplom Wissen, das sich direkt in der Praxis umsetzen lässt?

Die Ausbildung zum Homöopathie-Diplom ist eine gute Mischung aus Vermittlung der Theorie der Homöopathie, aber auch ihrer praktischen Anwendung anhand von Patientenbeispielen. Die Ausbildung ist sehr fundiert und gut strukturiert. Sie umfasst 6 Kurse – die sogenannten A-F-Kurse – zwischen den Kursen besuchen die Teilnehmer Fallseminare (300 Stunden). Nach 3 Jahren kann die Ausbildung mit einer Prüfung des DZVhÄ abgeschlossen werden.

Schon während der Ausbildung ist jeder Teilnehmer in der Lage, Patienten mit akuten Krankheiten wie z.B. Infekte der oberen Luftwege, akute Otitis media oder akute Gastroenteritis homöopathisch (begleitend) zu behandeln. Damit lernen wir eigene Erfahrungen mit der homöopathischen Behandlung und erleben, dass die passend gewählte Arznei dem Patienten helfen kann, schneller wieder gesund zu werden. Das motiviert enorm, weitere Arzneimittelbilder und auch die Theorie der Homöopathie zu lernen.

Schildern Sie uns bitte einen Fall

Ich erinnere mich an meine Zeit auf der Neonatologie während meiner Facharztausbildung. Hier erlebte ich ein frühgeborenes Kind, das nach einer notwendigen Operation einen akuten Harnverhalt entwickelt hatte und katheterisiert werden sollte. Wir verabreichten als homöopathische Therapie zunächst eine Gabe Aconitum C30 1 x 3 Globuli oral als bewährteste Arznei bei postoperativem Harnverhalt. 15 Minuten später entleerte das Kind spontan 30ml Urin, so dass keine Katheterisierung mehr notwendig war. Das beeindruckte mich, aber auch meine ärztlichen Kollegen und die Pflegenden sehr. Durch solche Erfahrungen ist langsam Vertrauen in die Möglichkeiten der Homöopathie gewachsen, auch bei anderen Klinikärzten. Diese Effekte haben wir immer wieder erleben können, so dass inzwischen beim postoperativen Harnverhalt die Durchführung einer Studie geplant ist.

Warum müssen beim Diplom Fortbildungspunkte gesammelt werden?

Auch nach dem Erwerb des Homöopathie-Diploms müssen weiterhin regelmäßig Homöopathie-Fortbildungen besucht werden, um die Qualität der angewandten, eigenen Homöopathie zu verbessern, neue Erkenntnisse zur Homöopathie zu erfahren, die Arzneimittelwahl immer mehr zu präzisieren und dadurch erfolgreicher behandeln zu können.

Warum kann das Diplom die Zusatzbezeichnung ersetzen?

Weil die Ausbildung für das Homöopathie-Diplom mit einer Mindestdauer von 3 Jahren umfangreicher ist als die Zusatzbezeichnung, die man schon nach 4 Kursen (A-D), also nach 2 Jahren erwerben konnte bzw. noch in einzelnen Bundesländern erwerben kann. Dadurch ist die Ausbildung für das Homöopathie-Diplom fundierter als die Zusatzbezeichnung. Ein weiterer Vorteil ist, dass das Homöopathie-Diplom europaweit vom Europäischen Komitee für Homöopathie (ECH) als Europäisches Homöopathie-Diplom anerkannt ist. Außerdem berechtigt das Homöopathie-Diplom den Kassen-Arzt an der Teilnahme der integrierten Versorgung, in dessen Rahmen besondere Verträge mit 60 Krankenkassen abgeschlossen werden konnten. Dadurch kann ein Arzt die homöopathischen Leistungen außerbudgetär im Rahmen der Verträge abrechnen.

Wo kann man die Ausbildung zum Homöopathie-Diplom absolvieren?

Die A-F-Kurse werden von den Landesverbänden des DZVhÄ angeboten und finden in München, Berlin, Leipzig, Köln und Bad Kreuznach statt. Teilnehmen können Ärzte, Zahnärzte, Tierärzte und Apotheker. Als besonderen Anreiz für den Nachwuchs können Medizinstudenten zu sehr günstigen Konditionen bzw. kostenlos daran teilnehmen.

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2024-12-12T16:43:37+01:00

Ist Prof. Edzard Ernst als WELT-Autor noch tragbar?

Berlin, 11. Dezember 2024. Offener Brief an Ulf Poschardt, Chefredakteur der Tageszeitung Die Welt, mit der Frage, ob Prof. Edzard Ernst als WELT-Autor wirklich noch tragbar ist. In diesem Brief wird auf den Beitrag von E. Ernst „Warum eine Globuli-Studie abgebrochen wurde“ (DIE WELT, Dienstag, 3. Dezember 2024) Bezug genommen.

Edzard Ernst ist Mitglied der GWUP (Gesellschaft zur Wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften). Diese Organisation innerhalb der sogenannten Skeptiker-Bewegung hat es sich zur Aufgabe gemacht, im Gesundheitsbereich darauf hinzuweisen, dass durch den Glauben an Alternativmedizin („Pseudowissenschaften“) wirkungsvollere Therapien unterbleiben. Bereits unter diesem Gesichtspunkt schießt Ernsts Polemik gegen die iHOM-Studie der TU München[1] meilenweit am Ziel vorbei, denn: das Studien-Design sieht explizit nicht vor, Patientinnen mit rezidivierender Blasenentzündung „entweder mit individuell ausgewählten Homöopathika oder einem Placebo zu behandeln“. Es sieht im Gegenteil vor, alle Patientinnen bei Bedarf und eindeutiger Befundlage streng nach den Regeln der konventionellen Medizin zu behandeln, zusätzlich aber zu untersuchen, ob eine homöopathische Begleitbehandlung dazu führen könnte, dass die Häufigkeit des Antibiotikaeinsatzes reduziert werden kann. Man musss davon ausgehen, dass Ernst das Studiendesign zwar gelesen hat, aber entweder unterschlägt er absichtlich das wahre Ziel der Studie oder er ist schlicht nicht in der Lage, den Unterschied zwischen einer Studie und seinem persönlichen Kampf gegen Homöopathie zu erkennen. In beiden Fällen kommt er als ernst (!) zu nehmender Experte für wissenschaftliche Fragestellungen im Bereich der Medizin nicht in Frage, erst recht nicht in einem ernst zu nehmenden Print-Medium wie der WELT.

Versorgungsforschung zeigt: Homöopathie kann Antibiotika einsparen

Die Abgeordneten des Bayerischen Landtages, die sich – teilweise parteiübergreifend – für diese Studie eingesetzt haben kannten ganz offensichtlich Ergebnisse aus der Versorgungsforschung, wonach Homöopathie dazu beitragen kann, den Antibiotikaeinsatz bei definierten Krankheitsbildern zu reduzieren. So kam zum Beispiel in Frankreich eine große Erhebung (EPI3-MSD-Kohortenstudie[2]) zu dem Ergebnis, dass HausärztInnen, die Homöopathie anwenden bei Atemwegserkrankungen nur ca. halb so viel Antibiotika anwenden wie ihre konventionell arbeitenden KollegInnen. Bislang gab es hierzu allerdings noch keine Studien, die dies auf höchstem wissenschaftlichem Niveau (randomisiert, doppelblind, placebokontrolliert) untersucht hätten. Vor dem Hintergrund weltweit zunehmender Antibiotikaresistenzen war es also weder „Ignoranz der Bayerischen Staatsregierung“ noch absehbare „Geldverschwendung“, diese Option zu untersuchen. Nimmt man hinzu, dass Kassenärzte mit Zusatzqualifikation „Homöopathie“ sogar von ihrer kassenärztlichen Vereinigung schwarz auf weiß bestätigt bekommen können, dass sie beim Antibiotikaverbrauch unter ihrem jeweiligen Fachgruppendurchschnitt liegen, dann wäre es – ganz im Gegensatz zu Ernsts Einschätzung – „unethisch“, diese Studie nicht versucht zu haben.

Der Beitrag zeigt die weltanschauliche „Verblindung“ von Edzard Ernst

Es zeigt sich, dass die weltanschauliche „Verblindung“ von Herrn Ernst als Exponent der Skeptiker-Bewegung dazu führt, bewusst oder unbewusst Schlüsse zu ziehen, die einer ergebnisoffenen Wissenschaft entgegenstehen. Reduzierung des Antibiotikaeinsatzes im Kampf gegen zunehmende Resistenzentwicklungen ist schlicht eine medizinische Notwendigkeit, und wer sich dieser Aufgabe nicht stellt oder nicht stellen will manövriert sich mit fadenscheinig zurechtgebogenen Interpretationen selbst ins wissenschaftliche Abseits. Da ändert auch der Hinweis nichts, dass es Einzelfälle (Italien, Kind, Mittelohrentzündung, Globuli, tot) gibt, in denen eine Methode nicht mit ausreichender Sorgfalt oder Fachkenntnis zur Anwendung gebracht wurde. An dieser Stelle sei hinzugefügt, dass es auch im Bereich der konventionellen Medizin jederzeit Beispiele gibt, in denen Fehldiagnosen zu Komplikationen bis zum Tode führen können. Hinzu kommt, dass das RKI (Robert-Koch-Institut) von 9.700 Todesfällen[3] aufgrund von antimikrobieller Resistenz ausgeht, Tendenz steigend! Vor diesem dramatischen Hintergrund müsste sich eigentlich die Polemik von Herrn Ernst von selbst verbieten.

Wenn es an Argumenten fehlt, versucht es Edzard Ernst mit der Nazi-Keule

Zum selben Schluss muss man kommen, wenn man hinterfragt, welchen Sinn der Hinweis auf eine „Versuchsreihe im Dritten Reich“ und einen „Homöopathie-Weltkongress“ unter Naziherrschaft haben soll. Der Versuch ist altbekannt, die Homöopathie dadurch in Misskredit zu bringen, indem man auf Verstrickungen auch homöopathisch orientierter Ärzte im Dritten Reich hinweist. Meist wird dabei freilich unterschlagen, dass sich unter den im Nürnberger Ärzteprozess wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilten Ärzten ausschließlich Vertreter der damaligen naturwissenschaftlichen Medizin befanden.

Aber Ernst unterschlägt mit seinen Hinweisen auf das „Dritte Reich“ noch etwas Anderes: Bei der „Gesellschaft wahrheitsliebender Männer“, die sich 1835 mit der Wirksamkeit der Homöopathie beschäftigt haben handelte es sich um eine Freimaurerloge, und es handelte sich zwar um einen „Doppelblind-Versuch“, aber selbstverständlich nicht um „die erste randomisierte, Placebo-kontrollierte Doppelblindstudie in der Geschichte der Medizin“, wie sie heute als wissenschaftliches Experiment mit strengen ethischen und gesetzlichen Regelungen akzeptiert und angewendet wird. Die erste diesbezügliche Studie, die ihren Namen verdient wurde erst 1947 (Behandlung der Tuberkulose mit Streptomycin) durchgeführt.

Und natürlich gab es den sog. „Donner-Report“ (nach Dr. med. Fritz Donner), auf den Ernst indirekt abhebt und der die Ergebnisse von Arzneimittelprüfungen im „Dritten Reich“ zusammenfasst. Das Ergebnis war in der Tat nicht überzeugend für die Homöopathie, allerdings hatte dieser Report einen nicht unerheblichen „Schönheitsfehler“: er ist quellenkritisch äußerst problematisch, weil er erst ca. 2 Jahrzehnte nach Ende des 2. Weltkrieges verfasst wurde, wobei die Originalunterlagen, auf die sich Donner berief, nicht wieder aufgetaucht sind und somit als verschollen gelten müssen.

Wenn man sich wie Herr Ernst schon auf die Suche nach Argumenten gegen die Homöopathie macht und dabei mehr als ein halbes Jahrhundert zurück geht, dann wäre es auch fair und naheliegend zu erwähnen, dass die homöopathische Ärzteschaft bereits vor Jahren das Institut für Geschichte der Medizin der Robert-Bosch-Stiftung beauftragt hat, die Rolle homöopathischer Ärzte im Nationalsozialismus wissenschaftlich aufzuarbeiten (Mildenberger 2016[4]). Das Ergebnis: es bleibt – um Herrn Ernst aus anderem Zusammenhang zu zitieren – nicht mehr „Dreck am Ärmel“ hängen als bei anderen Berufs- und gesellschaftlich relevanten Gruppen.

Edzard Ernst ignoriert den aktuellen Stand der Homöopathie-Forschung

„Kügelchen aus Zucker sind die Basis von vielen homöopathischen Behandlungen. Deren Wirkung existiert allerdings nicht, ergaben alle bisherigen Forschungen.“ Diese Aussage von Edzard Ernst ist schlicht falsch! Der aktuelle Stand der Forschung wird  von der Universität Bern so beschrieben: „Fasst man den aktuellen Stand der präklinischen und klinischen Forschung zusammen, kann man schlussfolgern, dass homöopathische Präparate spezifische Wirkungen zeigen, die sich von Placebo unterscheiden, wenn sie adäquat eingesetzt werden…“[5]

Aber Ernst hätte ja auch auf die Idee kommen können, die Qualität alter Studien mit den aktuellen Metaanalysen bis hin zu einem systematischen Review von sechs solcher Metaanalysen (Hamre und Kiene, 2023[6]) zu vergleichen. Hat er aber nicht! Dann hätte er nämlich zugestehen müssen, dass die Qualität und Stringenz neuester wissenschaftlicher Homöopathie-Forschung keinen Vergleich mit Studien in der konventionellen Medizin zu scheuen braucht.

Auf der Grundlage positiver Studienergebnissen wurde 2021 die zusätzliche homöopathische Behandlung als Behandlungsoption in die ärztliche S3-Leitlinie „Komplementärmedizin in der Behandlung von onkologischen Patienten“[7] aufgenommen. Auch diese Therapieempfehlung von wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaften ignoriert Ernst geflissentlich.

Edzard Ernst ist Teil einer Skeptizisten-Vereinigung und nicht der internationalen Forschungsgemeinschaft

Als Aktivist der GWUP ist Ernst bekannt dafür, dass er schon seit Längerem nicht mehr wissenschaftlich tätig ist, aber regelmäßig diejenigen Wissenschaftler zu diskreditieren versucht, die zu komplementärmedizinischen Verfahren forschen. Dieses unkollegiale Verhalten hat dazu geführt, dass Ernst schon lange nicht mehr auf internationalen wissenschaftlichen Forschungs-Kongressen zur integrativen und komplementären Medizin als Redner eingeladen wurde. Hetze aber ersetzt keinen sachorientierten Austausch, sondern verhindert den Dialog, im konkreten Fall um den Sinn des Engagements der Bayerischen Landesregierung. Außerdem trägt Polemik auch nicht das Geringste dazu bei, einer Lösung des offenkundigen Problems zunehmender Antibiotikaresistenzen auch nur einen kleinen Schritt näher zu kommen. Der WELT als seriösem Print-Medium sei deshalb geraten, sich von Herrn Ernst und seinen Kommentaren zu distanzieren bzw. zu verabschieden.

[1] https://www.ihom.nephrologie.med/de#iHOM-Studie

[2] https://www.dzvhae.de/homoeopathische-arzneimittel-antibiotika-notstand/epi3laser_study_de-18/

[3] https://www.rki.de/DE/Content/Service/Presse/Pressemitteilungen/2022/06_2022.html

[4] https://www.wallstein-verlag.de/9783835318793-der-deutsche-zentralverein-homoeopathischer-aerzte-im-nationalsozialismus.html

[5] https://www.ikim.unibe.ch/forschung/uebersichten_zum_stand_der_forschung/homoeopathie/index_ger.html

[6] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/37805577/

[7] https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/032-055OL

 

2024-12-13T09:39:49+01:00
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