Mit dem Kongress-Motto HOMÖOPATHIE: ÖKOLOGISCH – NACHHALTIG – WISSENSCHAFTLICH greift der DZVhÄ bei seinem Hybrid-Kongress vom 25.-28. Mai 2022 in Münster aktuelle und dringende Themen auf. Andreas Holling, Allgemeinarzt und Mitorganisator des Kongresses: Wir stehen vor großen Herausforderungen im Umgang mit den Folgen der Globalisierung und des Klimawandels. Neben der Landwirtschaft trifft dies vor allem auf die Medizin zu. Wir müssen uns Fragen stellen: Welchen Einfluss hat unser Verhalten auf unsere Lebensgrundlagen? Welche Antworten kann die Homöopathie geben? Wie können Antibiotika bei Mensch und Tier eingespart werden? Wie das Grundwasser weniger durch Arzneimittel belastet werden? Und machen dauerhaft immer mehr Medikamente gesund? Kongress Infomationen und Anmeldung

Die Grenzen des Wachstums

1972 veröffentlichte der Club of Rome seine berühmte Studie „Die Grenzen des Wachstums“ und setzte sich damit für eine nachhaltige Zukunft der Menschheit ein. 50 Jahre später wissen wir, dass viele der Prognosen von damals Realität geworden sind, ja sogar von der aktuellen Situation übertroffen werden.

Ein halbes Jahrhundert nach der visionären Veröffentlichung erleben wir die weltweite Ausbreitung eines Virus, das wie viele andere Krankheitserreger vor ihm vom Tier auf den Menschen übergesprungen ist, weil sich homo sapiens auf der Suche nach endlichen Ressourcen und in einer zügellosen Ökonomisierung sämtlicher Lebensbereiche die letzten Rückzugsgebiete unberührter Natur untertan macht.

Wir sehen zweierlei: Die Zerstörung von Natur, Umwelt und Klima entwickelt sich schleichend, aber unaufhaltsam, und bis wir das Ausmaß der Veränderungen realisieren, ist es bereits 5 vor 12 – manche ernsthaften Wissenschaftler sagen, es sei bereit 5 nach 12. Andererseits gewinnt eine Pandemie ein atemberaubendes Tempo, das uns neben Impfungen ein globales „social-distancing“ abverlangt, wo es doch eigentlich viel logischer wäre, zusammen zu stehen und gemeinsam den globalen Zerstörungen, dem Artensterben, der Überhitzung unseres Planeten und allen seinen Folgen entgegenzutreten.

Die ökologischen Zusammenhänge und die Notwendigkeit einer Fokussierung von Nachhaltigkeit sind uns aus wissenschaftlicher Sicht längst bekannt. Bekannt ist auch das Phänomen der kognitiven Dissonanz: wir wissen (oder ahnen längst), was zu tun (und zu lassen) wäre, verschieben aber die notwendigen Schritte in zukunftsblinder Regelmäßigkeit auf den nächsten Tag oder warten darauf, dass die Anderen bitte anfangen und mit gutem Beispiel voran gehen mögen.

One-Health

Es ist an der Zeit, die verschiedenen Erkenntnisstränge zusammen zu führen, Brücken zu bauen zwischen Naturwissenschaften einerseits und Sozialwissenschaften andererseits. Die Beziehung des Menschen zu seiner Umwelt in den Fokus zu rücken, bedeutet ganzheitliches Denken und Wahrnehmen ebenso wie die Integration physischer, psychischer, sozialer und kultureller Aspekte. Medizin wird vor diesem Hintergrund ihren Aufgaben nur dann gerecht, wenn sie Gesundheit und Umwelt zusammen denkt. Komplexe Sachverhalte zu verstehen, gelingt nicht durch Anwendung einfacher, monokausaler oder linearer Modelle oder Versuchsanordnungen.

Immer mehr ExpertInnen fordern, die komplexen Zusammenhänge zwischen Gesundheit von Menschen, Tier und Umwelt in einem „One Health“-Modell zu sehen, weil sich nur so nachhaltige und wirksame Maßnahmen treffen lassen. Damit dies Realität werden kann, müssen sich alle bewegen, vertraute Denkmodelle hinterfragen, in gemeinsamer Anstrengung Gesichertes und Bewährtes miteinander verbinden, Naturwissenschaft mit Erfahrungswissenschaft verknüpfen und vorurteilslos prüfen, was zu Synergieeffekten beitragen kann.

Was die Homöopathie beitragen kann

Homöopathie ist evidenzbasiere Medizin und gleichzeitig Teil einer Integrativen Medizin. Ganzheitliches Wahrnehmen ist Kernelement der Homöopathie: sie berücksichtigt körperliche Symptome und deren externe und konstitutionelle Ursachen ebenso wie seelische Reaktionsmuster und situative Gestimmtheit. Ihre Arzneien zeigen nachhaltige Wirkung, sind nebenwirkungsfrei und hinsichtlich Herstellung und Entsorgung ohne schädliche Auswirkungen. Ihre Anwendung ist in erfahrener Hand sicher und ihre Wirksamkeit wissenschaftlich belegt. Homöopathie lässt sich mit konventioneller Medizin problemlos kombinieren und daraus resultieren Synergieeffekte. Letztere tragen dazu bei, konventionelle Medikamente wie Psychopharmaka oder Antibiotika einzusparen und damit logischerweise auch potentielle Nebenwirkungen und Folgeverordnungen reduzieren. Qualifizierte homöopathische Ausbildung führt dazu, dass TierärztInnen und Humanmediziner dieselbe „Sprache“ sprechen und damit den „One Health“ Gedanken im Schulterschluss zur praktischen Geltung bringen.

Und nicht zuletzt sind Menschen, die sich der Integrativen Medizin und insbesondere der Homöopathie zuwenden aktive Befürworter einer nachhaltigen, humanökologischen Sichtweise, indem sie Eigenverantwortung für ihre Gesundheit sowie ihre Umwelt übernehmen und sich zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Gesundheit, Natur und Umwelt bekennen. Eigenverantwortung und Achtsamkeit im Umgang mit unseren Lebensgrundlagen sind Ressourcen, die in unser aller Interesse Förderung durch Politik und wissenschaftliche Begleitung verdienen. Nutzen wir das Potential und tragen wir gemeinsam dazu bei, dass es bei 5 vor 12 bleibt. Halten wir die tickende Uhr an, denn nach weiteren 5 Minuten könnte es für uns alle, für Gesundheit, Wohlstand und Frieden mit der uns umgebenden Natur zu spät sein.

Dr. med. Ulf Riker, 2- Vorsitzender des DZVhÄ