Berlin, 26. November 2024. Die FAZ machte sich am 19. November 24 über die Münchner Homöopathie-Studie iHOM her, verdrehte Tatsachen und legte dem Studienleiter Worte in den Mund, die er nicht gesagt hatte. Dies finden wir einen schlechten Journalismus. Dass es auch anders geht, zeigte uns die Süddeutsche Zeitung am 23. November 24. Sie hält von ‚Globuli im Kreißsaal‘ zwar auch nichts, stellt aber etwa Krankenhausstationen vor, die gute Erfahrungen mit Hebammen und Homöopathie machen. Dr. Ulf Riker, 2. DZVhÄ-Vorsitzender, kommentiert anhand dieser zwei aktuellen Beispiele die Homöopathie in den Medien.

Homöopathie in Medien – Beispiel 1, die FAZ

Die FAZ hat sich jüngst mit Häme darauf gestürzt, dass eine ehrgeizige doppelblinde, randomisierte und Placebo-kontrollierte Studie an der TU München „gescheitert“ sei. Tatsache ist, dass nicht die Studie als solche eingestellt werden musste, sondern dass die Rekrutierung aus Gründen höchster formaler und inhaltlicher Kriterien viel zu schleppend vorankam, um in einem vernünftigen Zeithorizont das gesteckte Ziel von 200 Studienteilnehmerinnen erreichen zu können. Es war dabei um die Frage gegangen, ob Homöopathie eine Option darstellt, bei unkomplizierten wiederkehrenden Blasenentzündungen von Frauen die Rückfallgefahr und damit die Notwendigkeit von häufigerem Antibiotikaeinsatz zu reduzieren. Die bedrohlich zunehmenden Antibiotika-Resistenzen waren Grund genug, sich dieses Themas anzunehmen. Allerdings ließ der Autor des FAZ-Beitrages nichts unversucht, durch nicht korrekte Zitate und Falschaussagen zur Studienlage die Homöopathie in Misskredit zu bringen. Das Ignorieren von Fakten und die Missachtung wissenschaftlicher und journalistischer Redlichkeit ist nicht akzeptabel!

Ein DZVhÄ-Statement zu diesem FAZ-Beitrag lesen Sie hier.

Homöopathie in Medien – Beispiel 2, die SZ

Die Süddeutsche Zeitung titelt in der Wochenendausgabe vom 23.11.24: „Globuli im Kreißsaal“ und berichtet von einer Erhebung der Universität Gießen aus dem Jahre 2009. Aus dieser ging hervor, dass Komplementärmedizin auf Geburtsstationen in Deutschland weit verbreitet sei und Homöopathie in 93 Prozent der Einrichtungen genutzt werde. Obwohl Homöopathie in der aktuellen Leitlinie zur natürlichen Geburt wegen „mangelnder Evidenz“ nicht empfohlen wird, erfährt der Leser immerhin, dass in einer der größten Geburtskliniken Deutschlands, dem St-Joseph-Krankenhaus in Berlin, „die Anwendung von Homöopathie in Hebammenkreisen in verschiedenen Bereichen anerkannt sei und man im Haus damit „gute Erfahrungen gemacht“ habe.

Dieses Beispiel zeigt, dass Fakten auch im Bereich Homöopathie durchaus angemessen dargestellt werden können – wie es sich für journalistische Beiträge zum Thema Medizin und Gesundheit gehört – und dass auf diese Weise die eigene Meinungsbildung unterstützt werden kann. Man muss Homöopathie nicht vorbehaltlos favorisieren, aber man sollte die wissenschaftliche Studienlage korrekt wiedergeben!

Tipp: Der DZVhÄ-Landesverband NRW bietet Homöopathie-Kurse für Hebammen und Geburtshelfer an.

Was lernen wir daraus?

Wollte man in der Medizin nur noch solche Methoden verwenden, für die es eine ausreichend hohe Studienevidenz gibt, dann müssten mehr als 70 Prozent aller therapeutischen Methoden aus dem Leistungskatalog der akademischen Medizin eliminiert werden. Es liegt nicht zuletzt in der Verantwortung der Medien, hier mit Sorgfalt zu recherchieren, den Sachstand so objektiv und unvoreingenommen wie möglich darzustellen. Nur so kann man Mediennutzern das Recht lassen und die Möglichkeit eröffnen, sich ein eigenes Bild zu machen. Wenn ärztliche Erfahrung den Ergebnissen der Naturwissenschaften untergeordnet oder in ihrem Wert überhaupt in Frage gestellt wird, dann führt das früher oder später dazu, dass kranke Menschen zu Objekten der Wissenschaft degradiert werden und Medizin zu einem seelenlosen technischen Reparaturbetrieb verkommt.

Medizin ist Wissenschaft und Erfahrung, das werden – Hand aufs Herz! – erfahrene Praktiker bis zu den höchsten Ebenen von Ordinarien nicht bestreiten. Zu dieser Tatsache sollten sich auch Journalistinnen und Journalisten bekennen.