Berlin, 1. Juni. Interview mit Heinz-Josef Thuneke, Vorstandsvorsitzender der Bioland-Stiftung. Er hat mehr als 30 Jahre Erfahrung als Bio-Landwirt und fast genauso lang arbeitet er in Institutionen der ökologischen Landwirtschaft. Er hat die ökologische Landwirtschaft mit groß gemacht und hat den Nutzen der Homöopathie an seinen Tieren – und an sich – erlebt.
„Der Ökolandbau ist ein fantastischer Weg für die Lösung vieler Umwelt– und Gesundheitsprobleme. Mit der Bioland-Stiftung geben wir vielen Menschen, der ganzen Gesellschaft, die Möglichkeit, daran mitzuwirken.“
Haben Sie auf Ihrem Hof, bei Ihren Tieren, auch homöopathische Arzneien eingesetzt?
Selbstverständlich habe ich bei meinen Nutztieren auch homöopathische Arzneimittel eingesetzt.
Das neue Tierarzneimittelgesetz schreibt vor, dass Homöopathika nur noch von Ärzt*innen abgegeben werden dürfen. Zu welchen Problemen führt das auf den Höfen?
Mit dem neuen Gesetz werden die Betriebsleiter:innen, die bisher aufgrund langjährig erworbenen Erfahrungswissens, das häufig mit Besuchen von Weiterbildungskursen vertieft wird, in die Illegalität abgedrängt und quasi kriminalisiert werden. Sie sind jetzt gesetzlich verpflichtet, die in ihrer Stallapotheke befindlichen Homöopathika zu entfernen. Durch die Erschwernis, nun im Falle von Tiererkrankungen Homöopathika nicht mehr unmittelbar einsetzen zu dürfen, sondern zuvor immer erst den Tierarzt konsultieren zu müssen, geht wertvolle Zeit verloren. Nicht übersehen werden darf ferner, dass die Betriebsleiter:innen eine Ordnungswidrigkeit begehen, die mit Ordnungsgeldern bis zu 3.000 € belegt werden kann, wenn sie dem Tierarzneimittelgesetz zuwider handeln.
Wie nehmen Sie die öffentliche Diskussion um die Homöopathie wahr?
Ich bin regelrecht empört über die Art und Weise der polemischen Debatte, die „alle Jahre wieder“ von den klassischen Medien, d.h. von den Magazinen (z.B. „Der Spiegel“), über die überregionalen („seriösen“) Tageszeitungen bis hin zu den öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern (z.B. „heute-show“ oder „ZDF Magazin Royal“) befeuert wird. Das kommt zumindest in Teilen der politischen Klasse gut an, auch bei Teilen der Grünen, was ich nicht erwartet hätte. Ich denke aber, dass die Teile der Bevölkerung, die dieser Methode offen bis positiv gegenüberstehen, resilient gegenüber diesen zum Teil primitiven Anwürfen sind.
Fördert die Bioland-Stiftung auch Forschungsprojekte zur Homöopathie (…oder könnte sie das)?
Die Bioland Stiftung ist noch sehr jung und existiert seit 2017. Es geht uns derzeit um nichts weniger als unsere Lebensgrundlagen, die aufgrund des Klimawandels und des dramatischen Rückgangs der Biologischen Vielfalt massiv gefährdet sind. Deshalb konzentriert sich unsere Arbeit auf die Schwerpunktthemen Klimaschutz, gesunde und fruchtbare Böden sowie die Förderung der Biodiversität in der Landwirtschaft. In unserem Themenspeicher warten aber auch noch Projektideen zum Komplex „Verbesserung des Tierwohls“ darauf, angepackt zu werden. Es ist vorstellbar, darin Teilprojekte zur Homöopathie zu integrieren, denn sie genießt in der ökologischen Nutztierhaltung einen hohen Stellenwert.