AHZ 1/2023 Covid-19 und die Folgen, Teil 2

Die Allgemeine Homöopathische Zeitung (AHZ) ist die Mitgliederzeitschrift des DZVhÄ. In der ersten Ausgabe 2023 steht das Thema „Covid-19 und die Folgen“ im Mittelpunkt. Lesen Sie das Editorial und die Vereinsmitteilung in voller Länge und stöbern Sie im Inhaltsverzeichnis. Mitglieder erhalten die komplette Print-Ausgabe automatisch im Rahmen ihrer Mitgliedschaft.

Editorial: Covid-19 und die Folgen

von Bernhard Zauner

SARS-CoV-2: Eine veränderte Situation im Herbst

Während ich diese Ausgabe vorbereite, „rollt die Herbstwelle über uns hinweg“, die Situation ist aber eine andere als im Herbst 2021. Doch Thema ist SARS-CoV-2 noch immer. In Deutschland warnt der Gesundheitsminister nach wie vor, jedoch in abgeschwächter Form. Dafür gibt es wahrscheinlich mehrere Gründe. In Österreich hört man derzeit eher wenig, es wurde sogar schon vom Gesundheitsminister angesprochen, dass auf „Kollateralschäden“ genauer geachtet werden muss.

Neue Offenheit im Umgang mit der Pandemie

Der Unterschied zum Vorjahr ist für mich folgender: Inzwischen kann wieder offener über dieses Thema gesprochen werden, wie auch ich es vor einigen Tagen in einer größeren Runde im Austausch mit Kolleginnen, darunter Schulärztinnen, Notfall- und Allgemeinmedizinerinnen, erlebte. Es wird mittlerweile vieles – zumindest im persönlichen Gespräch – differenzierter gesehen. Wie geht es Schülerinnen nach 2 Jahren mit eingeschränkten Kontakten und den Veränderungen im schulischen Alltag? Welche Vorgehensweise ist sinnvoll, wenn trotz Dreifachimpfung monatelange Beschwerden wie Gedächtnisschwäche und Wortfindungsstörungen nach der durchgemachten Covid-Erkrankung bestehen? Wie sinnvoll sind die Empfehlungen zum sogenannten „4. Stich“?

Medien, Wissenschaft und der Einfluss sozialer Netzwerke

Dass es noch mehr Diskussion benötigt, zeigt, wie Politik, Medien und Wissenschaft mit diesem Thema umgehen bzw. umgegangen sind und wie weit diese miteinander verflochten sind. Es ist ein Prozess der letzten Jahre, dass sich das Schwarz-Weiß-Denken verstärkt hat. Interessant kann in diesem Zusammenhang auch das aktuelle und vieldiskutierte Buch von R. D. Precht und H. Welzer „Die vierte Gewalt – Wie Mehrheitsmeinung gemacht wird, auch wenn sie keine ist“ sein. In dem Buch findet man, so zu lesen in der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) vom 03.10.2022, dass die deutschsprachigen Leitmedien zunehmend von der (Un-)Kultur der sozialen Netzwerke infiziert werden, insbesondere von Twitter, wo vor allem Politiker und Journalisten aktiv sind. Sprich, die „vierte Gewalt“ (klassische Medien) wird von der „fünften Gewalt“ (soziale Medien) verdorben.

Und weiter: In den sozialen Medien, so klagen die Autoren, herrsche eine „Kultur der Assholery“. Es gehe nur ums Aufbauschen, Vereinfachen, Diffamieren, Moralisieren, Spalten und Ausgrenzen. Die Angst vor Shitstorms führe dazu, dass Journalisten zunehmend nach dem Motto „Schreibe stets so, dass deine Meinung die Meinung der anderen Journalisten sein könnte“ arbeiteten. Wer sich zu weit von einem imaginären Cursor entferne, werde umgehend als „umstritten“ eingestuft. Als Folge orten die Autoren eine allgemeine Meinungsverengung und Ansätze einer demokratiegefährdenden „Mediokratie“. Ganz so kann die NZZ das natürlich nicht stehen lassen, was ich auch für durchaus richtig halte, da es eben den Diskurs braucht und keiner die absolute Wahrheit für sich gepachtet hat. Aber es sollte zum Nachdenken anregen. Die Reaktionen, gerade in Deutschland, auf dieses Buch sind nicht so gering ausgefallen.

Wissenschaft im Spannungsfeld von Kritik und Freiheit

Auch in der Wissenschaft wiederholt sich dieses Muster. Gerne hätte ich Prof. Harald Matthes für einen Artikel gewinnen wollen. Einige können sich sicher noch über die Diskussion zu seiner geplanten Studie und Ambulanz zu Folgen und Nebenwirkungen der Impfung gegen SARS-CoV-2 im Frühling 2022 erinnern, das mediale Echo war groß, auch in den sozialen Medien. Seine geplante Studie sollte belegen, dass die Nebenwirkungsrate nach der Impfung deutlich höher ist als bisher angenommen. Es dauerte nicht lange, Kritikpunkte wurden umgehend vorgebracht.

Offiziell distanziert sich die Charité, an der Matthes eine Stiftungsprofessur innehat, von dieser Untersuchung. Die Arbeit konnte nach Überprüfung weiterverfolgt werden, ohne dass eine Richtigstellung durch die Charité-Leitung jemals erfolgte. Auch die unrichtigen Aussagen bei der Pressemitteilung der Charité mit Onlinebefragung, keine Studie etc. wurden nicht korrigiert und bei weiteren wissenschaftlichen Studien mit Nachweis der erhöhten SAE-Raten (SAE = serious adverse events), wie in der ImpfSurv-Studie, auch nicht richtiggestellt. Grundsätzlich erachte ich es als bedenklich, wenn – wie in diesem Fall – von höherer Instanz ein freies wissenschaftliches Arbeiten eingeschränkt und diffamiert wird.

Ein Blick auf Long/Post-Covid und Impfungen

In dieser Ausgabe findet sich ein Interview mit Antonella Ronchi, einer italienischen Kollegin, die sich Gedanken über die letzten Jahre macht, die Pandemie, den Umgang mit Patient*innen und die Wissenschaft. Zwei Artikel beschäftigen sich mit der Behandlung von Long/Post-Covid und Impffolgen, einer davon von Andrea Mayer et al. aus der Schweiz; sie stellt die Jus-Methode vor. Robert Schmidt, Chefarzt des Krankenhauses für Naturheilweisen in München, gibt aktuelles Wissen zu Long- und Post-Covid mit Schwerpunkt Homöopathie weiter und geht auch auf eine aktuelle Forschungsarbeit ein.

2024-11-20T16:30:38+01:00

AHZ 6/2022 Symptomenlexikon

Die Allgemeine Homöopathische Zeitung (AHZ) ist die Mitgliederzeitschrift des DZVhÄ. In der sechsten Ausgabe 2022 steht das Thema „Symptomenlexikon“ im Mittelpunkt. Lesen Sie das Editorial und die Vereinsmitteilung in voller Länge und stöbern Sie im Inhaltsverzeichnis. Mitglieder erhalten die komplette Print-Ausgabe automatisch im Rahmen ihrer Mitgliedschaft.

Editorial: Die Weiterentwicklung der Homöopathie

von Daniela Albrecht

Die Homöopathie aus der Sicht einer digitalen Generation

Aus dem Blickwinkel der Generation, die mit dem Computer aufgewachsen ist, keine Erinnerung mehr an eine Zeit ohne mobile Telefone hat und sich nicht vorstellen kann, wie es ohne das Internet überhaupt möglich war, z. B. an das Kinoprogramm, an Öffnungszeiten oder an einen Urlaub zu kommen, wirkt die Homöopathie vermutlich etwas angestaubt und ein wenig aus der Zeit gefallen.

Fokus auf die einzigartigen Vorteile der Homöopathie

Gebetsmühlenartige Berufung auf Hahnemann und Festhalten an alten Lehrmethoden verbessern dies nicht, vielmehr ist die Fokussierung auf die einzigartigen Vorteile der Homöopathie wie die vorurteilsfreie Anamnese, die Wahrnehmung der Unterschiede in jeder Erkrankung und jedem Patienten wichtig. In der Homöopathie findet keine Nivellierung statt, um die Symptome passend zu einem Krankheitstitel zu machen; Patienten können behandelt werden, auch wenn unsere Diagnostik bei Erkrankungen lückenhaft ist, wie wir bei Long und Post Covid oft leidvoll erfahren.

Der wissenschaftliche Nachweis der Wirksamkeit

Dass die Homöopathie wirkt, wurde mit guten und fundierten Studien hinreichend bewiesen, dass sie ungemein hilfreich bei epidemischen Krankheiten und ihren Folgen ist, war in jüngster Zeit erneut feststellbar.

Notwendigkeit der Modernisierung

Nun wäre es wünschenswert, die Homöopathie „sexyer“ zu machen. Sie aus der Ecke der alten Medizin in die Moderne zu ziehen, auch um sie unserem Nachwuchs nachvollziehbarer zu vermitteln, Digitalisierung zu fördern, schlüssige Methoden zu stärken und dadurch einen leichten Zugang für Kollegen zu schaffen. Trotz der grundsätzlichen, uns allen wichtigen und immer noch geltenden Grundsäulen der Homöopathie kann diese Weiterentwicklung uns voranbringen. Modernisierung findet statt, wie Sie im Vereinsteil lesen können, in dem der Vorstand die neue Podcast-Serie des DZVhÄ und den anwachsenden Pool der Videoreihe zur Homöopathie vorstellt.

Das Symptomenlexikon und computergestützte Repertorien

Im hier vorliegenden Heft beleuchten wir eine Strömung, die in den letzten Jahren immer präsenter geworden ist: die Arbeit mit dem Symptomenlexikon und die ihr zugrunde liegende angepasste Herangehensweise an die Symptome des Patienten. Basierend auf einem computergestützten Repertorium, das die Prüfungssymptome leichter auffindbar macht, kann sie vielleicht eine neue Generation von Homöopathen begeistern.

Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung

Computergestützte Repertorien haben bereits seit vielen Jahren durch die unermüdliche Arbeit vieler Kollegen Einzug in die Homöopathie gefunden und damit eine solide Grundlage für eine zeitgemäße Nutzung der Homöopathie geschaffen. Dabei können Vorteile auch zu Nachteilen werden, durch z. B. unkritische, weil vielleicht zu einfache Hinzunahme von Einträgen oder durch falsche Anwendung des Mediums. Die Zuverlässigkeit von Daten ist natürlich ein allgemeines und nicht ein homöopathieeigenes Thema.

Beiträge zur wissenschaftlichen Homöopathie

Einen wichtigen Beitrag zu einem soliden Fortschritt durch die Entwicklung einer Methode, das Symptomenlexikon gut und sicher anzuwenden, können wir im Artikel von Michael Kohl zur wissenschaftlichen Homöopathie lesen.

Historische und methodische Grundlagen des Symptomenlexikons

Vielleicht ist nicht allen bekannt, dass auch das Symptomenlexikon auf eine Idee von Hahnemann zurückgeht. Aufgrund der großen Datenmenge, die hoffentlich immer weiter solide und verlässlich wächst, konnte sie erst vor knapp 20 Jahren durch die großartige Leistung von Uwe Plate umgesetzt werden.

Praxisnahe Erläuterungen und Fallbeispiele

Dieser Grundlagenartikel wird durch einen weiteren, die Anwendung erklärenden Artikel von Hansjörg Heußlein ergänzt. In den Falldarstellungen von Helga Knippel, Marieluise Schmittdiel und Ulrich Schuricht kann jeder Leser dieses Vorgehen nochmals gut und praxisnah nachvollziehen.

2024-11-20T16:04:51+01:00

AHZ 5/2022 Hochsensibilität

Die Allgemeine Homöopathische Zeitung (AHZ) ist die Mitgliederzeitschrift des DZVhÄ. In der fünften Ausgabe 2022 steht das Thema „Hochsensibilität“ im Mittelpunkt. Lesen Sie das Editorial und die Vereinsmitteilung in voller Länge und stöbern Sie im Inhaltsverzeichnis. Mitglieder erhalten die komplette Print-Ausgabe automatisch im Rahmen ihrer Mitgliedschaft.

Editorial: Hochsensibilität

von Ulrich Koch

Die Welt der Reizüberflutung

Niemals in der Geschichte der Menschheit waren wir so vielen und intensiven Reizen aus unserer unmittelbaren Umwelt ausgesetzt. Umgebungsereignisse, soziale Interaktionen, Medienimpulse und ständige Erreichbarkeit konkurrieren im Akkord um die Synapsen. Fast scheint es, als ob der Sensation Seeker, der von einem Gipfel der Reizüberflutung zum nächsten eilt, um seine Transmitterausschüttungen im Belohnungssystem auf ausreichend hohem Level zu halten, zum neuen Kulturideal geworden wäre.

Hochsensible im Fokus der Homöopathie

Doch diese Reizintensität lässt auch die Menschen, die besonders sensitiv bereits auf subtile Reize reagieren und die schnell zur Überreizung tendieren, sichtbar werden: die Hochsensiblen. Für sie ist die Welt zu laut, zu grell, zu intensiv. Sie ziehen sich deshalb gerne zurück, mögen die Stille und fühlen sich umso wohler, je weniger Einflüssen sie gerade ausgesetzt sind.

Doch wenn sie mal aus dem Gleichgewicht geraten, ist es schwer, Hilfe zu finden: Viele konventionelle Untersuchungsmethoden werden als zu grob erlebt, die klassischen pharmakologischen Medikamente werden wegen der sehr schnell auftretenden Nebenwirkungen dem Wortsinne entsprechend zum Sündenbock (grch.: pharmakós = Sündenbock, das Opfer eines antiken sozialen Reinigungsrituals), sodass häufig nur der Weg zur sanften Medizin bleibt. Wahrscheinlich haben wir deshalb auch viel häufiger hochsensible Menschen in unseren homöopathischen Praxen, als wir ahnen. Um uns für die Sensitiven etwas zu sensibilisieren, haben wir deshalb den Themenschwerpunkt „Hochsensibilität“ für dieses Heft gewählt und hoffen, so Ihren Blick für die eher stille, feinfühlige Seite des Lebens ein bisschen weiter zu öffnen.

Themenschwerpunkt „Hochsensibilität“

Der Schwerpunkt dieses Heftes ist aus einer Weiterbildung für homöopathische Ärzte im Rahmen der Kurse für die Zusatzbezeichnung Homöopathie Wiesbaden-Naurod in diesem Frühjahr entstanden. Verwundert haben wir festgestellt, dass der Hochsensibilität bislang innerhalb der Homöopathie nur sehr wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde, obwohl viele unserer Patienten wahrscheinlich zu diesem Personenkreis gehören.

So haben Sabine Schmidt und ich einen Übersichtsartikel zu diesem Thema verfasst, der die theoretischen Grundlagen wie auch eine Annäherung an die Praxis beinhaltet. Eva Borsche hat dann aus ihrem großen Fundus Erfahrungen in der Behandlung Hochsensibler eingebracht und in Fallgeschichten diesem Phänomen ein Gesicht gegeben. Schließlich konnten wir Petra Paling gewinnen, für uns das noch recht junge Arzneimittelbild und ihre Erfahrungen mit Vernix caseosa niederzuschreiben, das in der Behandlung hochsensibler Patienten eine wichtige Rolle spielen kann, wenn die Abgrenzung zur Außenwelt nicht gut gelingt. Denn das, was dem Normalsensiblen eine Quelle der Freude sein kann, kann für den Hochsensiblen leicht in eine Überflutung der Sinne ausarten, die sich dann fühlen wie ein Chamäleon in der Disco.

In einer tiefenscharfen Falldarstellung führt schließlich Heinz Kellinghaus zu dem Arzneimittelbild von Guarea trichiloides, einer kleinen Arznei aus dem Reich der Bäume, hin.

Inspiration für die Praxis

In seinem neuesten Werk „Vita contemplativa: oder von der Untätigkeit“ weist uns der Philosoph Byung-Chul Han darauf hin, dass die Untätigkeit kein Unvermögen, keine Verweigerung, keine bloße Abwesenheit von Tätigkeit, sondern ein eigenständiges Vermögen darstellt. Das, was dem Hochsensiblen eine notwendige Insel „festlicher Ruhe, die Lebensintensität und Kontemplation in sich vereint“, ist, „eine freie, lebendige Zeit, die nichts produziert“, kann auch für uns „eine Intensiv- und Glanzform des Lebens“ sein, die zu kultivieren wir vielleicht von denjenigen, die unter ihrem Fehlen am meisten leiden – den Hochsensiblen –, am besten lernen können.
So wünsche ich Ihnen, dass die folgenden Seiten Sie in einem Zustand der Muße erreichen und etwas inspirieren können.

2024-11-21T11:55:20+01:00

AHZ 4/2022 Folgen von Impfungen

Die Allgemeine Homöopathische Zeitung (AHZ) ist die Mitgliederzeitschrift des DZVhÄ. In der vierten Ausgabe 2022 steht das Thema „Folgen von Impfungen“ im Mittelpunkt. Lesen Sie das Editorial und die Vereinsmitteilung in voller Länge und stöbern Sie im Inhaltsverzeichnis. Mitglieder erhalten die komplette Print-Ausgabe automatisch im Rahmen ihrer Mitgliedschaft.

Editorial: Folgen von Impfungen

von Bernhard Zauner

Vorstellung als neuer Mitherausgeber

Es freut mich, dass ich mich als neuer Mitherausgeber der AHZ mit diesem ersten Heft bei der geschätzten Leserschaft vorstellen darf. Seit meinem Studium in den 1990er-Jahren beschäftige ich mich mit der Homöopathie. Es war eine Zeit der Hochblüte dieser Behandlungsmethode.Seit über 20 Jahren führe ich nun meine eigene Praxis. Ich setze mich für die Öffentlichkeitsarbeit in Österreich ein und halte regelmäßig Vorträge im Rahmen der Ausbildung bei der Ärztegesellschaft für Klassische Homöopathie (ÄKH). Darüber hinaus bin ich im Vorstand der Gesellschaft tätig. Meine erste Publikation vor vielen Jahren beschäftigte sich mit Natrum sulfuratum – gemeinsam mit Will Klunker in der Zeitschrift für Klassische Homöopathie. Weitere Arbeiten folgten. Über einen längeren Zeitraum betreute ich die Vereinszeitschrift der ÄKH.

Themenschwerpunkt Corona-Schutzimpfung

Diese Ausgabe widmet sich zum großen Teil dem Thema der Corona-Schutzimpfung. Inzwischen ist die allgemeine Lage etwas ruhiger geworden. In der Zeit der Planung dieser Ausgabe wurde in Österreich eine allgemeine Impfpflicht gegen SARS-CoV-2 beschlossen und in Deutschland intensiv diskutiert. Gerade in den deutschsprachigen Ländern wurden „die Homöopathen“ zumindest mitverantwortlich für die geringe Impfquote gemacht.

Grundsätzlich darf und soll sich jeder Arzt seine eigene Meinung zu Themen der Medizin, inklusive der Impfungen bilden und diese vertreten. Auch eine kritische Haltung soll akzeptiert werden. Die Homöopathie ist primär eine Therapierichtung zur Behandlung kranker Menschen. „Impfen“ ist jedoch seit Hahnemann ein intensiv diskutiertes Thema unter Homöopathen, wahrscheinlich mehr als bei anderen komplementärmedizinischen Methoden.

Während der Pandemie sind die Gräben tiefer geworden – sowohl in unserer Gesellschaft im Allgemeinen als auch in der Ärzteschaft und unter den Homöopathen. Unsere Aufgabe muss es sein, diese Gräben wieder zuzuschütten. Wertschätzendes Zuhören und Aufeinanderzugehen müssen unser aller Ziel sein, selbst bei konträren Meinungen. Zu viel ist leider in den letzten gut zwei Jahren schon passiert, sodass ein sachlicher, öffentlicher Diskurs derzeit kaum noch möglich ist. Jeder konnte im privaten Umfeld und auch im Austausch mit Kollegen überraschende Erfahrungen zum Thema „Corona“ machen. Durch die Kontaktbeschränkungen diskutierte man vieles jedoch nicht.

Homöopathie in der Pandemie

Wir alle konnten in den letzten Jahren erleben, wie mit der Homöopathie den akut an SARS-CoV-2-Erkrankten, Patienten mit Long Covid sowie auch solchen mit Folgen der Impfung geholfen werden konnte. Mit der Homöopathie bieten wir somit allen etwas an, ohne darüber zu urteilen, warum sich jemand impfen oder nicht impfen hat lassen. Damit können wir verhindern, die Spaltung zu vergrößern.

Auch unter der Kollegenschaft diskutiert man das Thema heftig. Einigen sind die Aussagen der Homöopathie-Gesellschaften und der Arzneihersteller zu wenig kantig oder auch zu angepasst. Es gibt Kollegen, die sich impfen ließen, und wiederum solche, die sich nicht haben impfen lassen. In Anbetracht der aktuellen Situation, inklusive den Vorwürfen, Komplementärmediziner, insbesondere Homöopathen, beteiligen sich nicht an der von der Politik vorgegebenen Steigerung der Impfquote, gehen Arzneihersteller und Verbände meines Erachtens legitim vor. Aber auch darüber kann und soll natürlich diskutiert werden. Unterschiedliche Meinungen sollten auch nebeneinander bestehen bleiben können.

Beiträge zur Ausgabe

In meinem Artikel beschäftige ich mich mit der Einstellung der Kollegenschaft von Beginn der Homöopathie bis in die Gegenwart und wie sich gewisse Arzneien für die Folge von Impfungen „etabliert“ haben. Klaus von Ammon mit Kollegen hat mit einem offenen Fragebogen unter Kollegen in den deutschsprachigen Ländern erste Daten erhoben. Diese zeigen, wie sich die Auswirkungen und Beschwerden der neuen „Covid-Impfstoffe“ mit homöopathischen Mitteln behandeln, lindern oder rückgängig machen lassen.

Stefanie Jahn gibt einen historischen Überblick über den Umgang mit der Spanischen Grippe, ihren möglichen Auslösern sowie deren Behandlung. Eben auch mit zu entwickelnden Seren und Vakzinen, die von Homöopathen gleichermaßen befürwortet und versucht wurden. Margarete Harte berichtet über die Behandlung von Impfnebenwirkungen mit dem Symptomenlexikon auf mRNA-Impfstoffe gegen SARS-CoV-2. Michael Takacs schildert die Behandlung eines komplexen Long-Covid-Falles mit durchaus kleinen und weniger bekannten Arzneimitteln.

Wenn wir die Argumente unseres Gegenübers kennen und versuchen zu verstehen, können wir auch das Gemeinsame finden.

2024-11-21T13:17:50+01:00

AHZ 3/2022 Sepia officinalis

Die Allgemeine Homöopathische Zeitung (AHZ) ist die Mitgliederzeitschrift des DZVhÄ. In der dritten Ausgabe 2022 steht das Thema „Sepia officinalis“ im Mittelpunkt. Lesen Sie das Editorial und die Vereinsmitteilung in voller Länge und stöbern Sie im Inhaltsverzeichnis. Mitglieder erhalten die komplette Print-Ausgabe automatisch im Rahmen ihrer Mitgliedschaft.

Editorial: Sepia officinalis

von Christian Lucae

Hahnemanns Arzneimittellehre und ihre Quellen

In Hahnemanns Arzneimittellehre sind rund 120 Arzneien enthalten. Sie bestehen vorwiegend aus Pflanzen und chemische Substanzen. Nur ganz wenige Arzneimittel stammen aus tierischen Quellen, darunter Ambra grisea, Carbo animalis, Calcium carbonicum, Cantharis vesicatoria, Moschus, Spongia tosta, außerdem Sepia officinalis (vgl. Hahnemann: Gesamte Arzneimittellehre, 2007).
Wie hat Hahnemann seine Arzneimittellehre entwickelt und die vielen unterschiedlichen Arzneistoffe ausgewählt? Es hat nicht den Anschein, dass er bei der Auswahl der Substanzen einen konkreten Plan verfolgt oder irgendeine rationale Systematik zugrunde gelegt hätte. Viele Stoffe kannte er aus der zeitgenössischen Literatur, einige wurden bereits in der Medizin verwendet, viele Heilpflanzen waren schon im Altertum bekannt. Nosoden hat er zwar in der Praxis verwendet, aber nie in seine Arzneimittellehre aufgenommen.

Die Anekdote um Sepia

Vermutlich hat oftmals auch der Zufall mitgespielt. Das zeigt sich am Beispiel von Sepia. Eine bekannte Anekdote berichtet, dass Hahnemann einen Maler dabei beobachtet habe, wie dieser einen in Sepiatinte getunkten Pinsel abgeleckt habe. Die dadurch entstandenen Symptome hätten Hahnemann zur Arzneimittelprüfung von Sepia inspiriert. Ob diese Geschichte einer genaueren Überprüfung standhält, habe ich in meinem Aufsatz untersucht (S. 6). Es ist unwahrscheinlich, dass dieses Ereignis wirklich so stattgefunden hat.
Ein weiteres Beispiel aus der jüngsten medizinhistorischen Forschung hat übrigens das Motiv der Eselsmilchbäder von Kleopatra in ähnlicher Weise demontiert. Kleopatra, die in der Dermatologie zur Vorläuferin des Peelings gemacht wurde, hat nachweislich nie in Eselsmilch gebadet (Ursin: „The mother of chemical peeling“, thersites 12/2020).
Zwar ist diese „anekdotische Evidenz“ nun auch in der Homöopathie um eine Geschichte ärmer. Dennoch bleibt es klar Hahnemanns Verdienst, Sepia für die homöopathische Materia medica erschlossen zu haben. Seinem Forschergeist verdanken wir es, dass diese spannende Arznei als Therapieoption zur Verfügung steht.

Das Arzneimittelbild von Sepia

Wenn man die wesentlichen Themen des Arzneimittelbilds von Sepia schlaglichtartig zusammenfassen wollte, könnte man folgende nennen: nervöse Erschöpfung und Gleichgültigkeit gegen die nächstliegenden Pflichten, gereizt, unruhig, rastlos; Folgen von hormonellen Veränderungen, Senkung, Schwäche, Abwärtsdrängen, Kälteempfindlichkeit; Überlastungssituation, Rückzugstendenz, Verlangen, allein zu sein – versinnbildlicht durch den sich mit der eigenen Tinte tarnenden Tintenfisch.
Dass es sich hier um ein „großes“ Mittel (Polychrest) handelt, zeigt allein die Zahl an gelisteten Symptomen: Im Computerrepertorium RadarOpus ist Sepia mit rund 13.000 Einträgen vertreten.

Verschiedene Ansätze zur Anwendung von Sepia

Für das vorliegende Heft wurde mit Sepia bewusst ein Polychrest ausgewählt, um anhand verschiedener methodischer und therapeutischer Zugänge die Vielseitigkeit und Vielgestaltigkeit der homöopathischen Arzneien exemplarisch abzubilden. Unsere Autoren stellen dies mit ihren Krankengeschichten unter Beweis: Edgar Gubo beschreibt in seinem Beitrag die Behandlung zweier Patienten mit Trigeminusneuralgie bzw. Metrorrhagie und erklärt dabei die Anwendung des Symptomenlexikons. Daniela Albrecht zeigt anhand einer Kinderwunschbehandlung die klassischen Wege der Arzneifindung (Kent-, Bönninghausen-Methode). Schließlich stellt Thomas Peinbauer die Empfindungsmethode nach Sankaran vor und dokumentiert die Behandlung einer Patientin mit Einschlafstörung, Herpes genitalis und Hypertonie.
Während bei der Anwendung des Symptomenlexikons sehr „symptomnah“ und analytisch gearbeitet wird und die Kenntnis des Arzneimittelbildes keine tragende Rolle spielt, beziehen sich die klassischen Zugangsweisen (z. B. Methode nach Kent) mit stärkerer Gewichtung der Gemütssymptome deutlicher auf das oben skizzierte Sepia-Bild. Bei der Empfindungsmethode schließlich werden zusätzliche Metaebenen eingezogen (Ebenen, Tierfamilien, Periodensystem etc.), wodurch ein noch „plastischeres“ Bild mit Blick auf Patient und Arznei entstehen kann.
Am Ende steht immer die Verschreibung – desselben Arzneimittels! Somit haben wir auch innerhalb der Homöopathie ein großes Spektrum mit verschiedenen Blickwinkeln auf dieselbe Substanz, was wieder einmal ein gewisses Maß an Ambiguitätstoleranz – auch innerhalb der Homöopathie – voraussetzt.

2024-11-21T13:32:46+01:00

AHZ 2/2022 Männermedizin

Die Allgemeine Homöopathische Zeitung (AHZ) ist die Mitgliederzeitschrift des DZVhÄ. In der zweiten Ausgabe 2022 steht das Thema „Männermedizin“ im Mittelpunkt. Lesen Sie das Editorial und die Vereinsmitteilung in voller Länge und stöbern Sie im Inhaltsverzeichnis. Mitglieder erhalten die komplette Print-Ausgabe automatisch im Rahmen ihrer Mitgliedschaft.

Editorial: Männermedizin

von Daniela Albrecht

Einführung in die Männermedizin in der Homöopathie

Vermutlich lag es auf der Hand, dass es bei dieser Thematik schwierig werden könnte, Autoren zu finden: Männermedizin. In der langjährigen Geschichte der AHZ ließ sich keine Ausgabe hierzu aufspüren. Jackpot, dachte ich, was für ein wichtiges Thema und wie weit gefächert, da sollten sich doch mindestens 2 oder 3 Hefte füllen lassen. Aber weit gefehlt. Natürlich können Sie einwenden, dass die Fallauswahl auch geringer ist, da Männer seltener eine homöopathische Behandlung in Anspruch nehmen – und dann nicht zwingend bei urologischen Problemen. Aber haben wir nicht alle urologische Fälle, die es wert sind, veröffentlicht zu werden? Offensichtlich eher nicht.

Ergebnisse der Analyse und ihre Überraschung

Also musste meine homöopathische Patientenkartei herhalten, um das Problem näher zu beleuchten. Tatsächlich habe ich nur einen Anteil von 18 % Männern (erwachsene männliche Patienten), und die urologischen Diagnosen machen dabei gerade mal 15 % aus. Ein – jedenfalls für mich – doch überraschendes Ergebnis und eine wirklich kleine Auswahl an Fällen. Ein Grund also, aber sicher gibt es noch weitere interessante Ursachen für dieses Phänomen.

Die Herausforderungen bei der Autorenfindung

Die Suche nach Autoren, die bereit sind, einen Artikel zu schreiben, scheint immer schwieriger zu werden. Das ist wirklich schade, da so wichtige Informationen für uns aktuell und für zukünftige Generationen an Ärzten und Homöopathen verloren gehen. Leider konnte ich keinen Autor für einen Übersichtsartikel zu einer „typischen“ Männererkrankung, wie z. B. der akuten oder chronischen Prostatitis, finden. Weitere interessante Fragen hätten betrachtet werden können: Sind einige Mittel „männlicher“ als andere, da sie einen Schwerpunkt im Bereich der Prostata, der Potenzstörungen oder der Hoden haben? Oder ist das eine unsinnige Annahme, weil die meisten Mittel in ihrer Symptomenvielfalt viel weiter gefächert sind? Verschreiben wir männlichen Patienten bestimmte Mittel häufiger als andere, und ist das gerechtfertigt? Oder macht vielleicht die ganze Überschrift „Männermedizin“ keinen Sinn? So hat das Thema mehr Fragen aufgeworfen, als beantwortet werden konnten, aber vielleicht wird dies in den nächsten Jahren noch möglich sein.

Ergebnisse und Ausblick

Trotz all dieser Schwierigkeiten ist es mir gelungen, großartige Autoren für das vorliegende Heft zu gewinnen. Zum einen der weit über die Landesgrenzen hinaus bekannte Urologe Jürgen Pannek und Susanne Pannek-Rademacher, die einen Teil ihrer Forschungsarbeiten zu neurogenen Blasenfunktionsstörungen und zur Behandlung von Begleiterkrankungen mittels Homöopathie veröffentlichen. Hierbei möchte ich auch das sehr lesenswerte Buch von Jürgen Pannek, Bernhard Zauner und dem leider schon verstorbenen Kollegen Gerhard Bleul „Homöopathie in der Männermedizin“ erwähnen, das neben der homöopathischen Behandlung auch über Grundlagen der Urologie übersichtlich informiert.

Susanne Diez berichtet über einen Fall einer chronischen Prostatitis und beleuchtet dabei die Mittelauswahl und -findung näher. Ernst Trebin lässt uns an der jahrelangen Therapie eines Mannes teilhaben, dessen Beschwerden mit Medorrhinum (vielleicht einem eher „männlichen“ Mittel?) erfolgreich behandelt werden konnten. Joachim-F. Grätz stellt einen Fall von unklaren Prostatabeschwerden dar, die sich nach langem Leidensweg endlich mit der Homöopathie beseitigen ließen. Eine Arzneimittelvorstellung eines kleinen, seltenen Mittels – Abelmoschus moschatus – erhalten wir von Heinz Kellinghaus.

2024-11-21T14:30:17+01:00

AHZ 1/2022 Varia

Die Allgemeine Homöopathische Zeitung (AHZ) ist die Mitgliederzeitschrift des DZVhÄ. In der ersten Ausgabe 2022 steht das Thema „Varia“ im Mittelpunkt. Lesen Sie das Editorial und die Vereinsmitteilung in voller Länge und stöbern Sie im Inhaltsverzeichnis. Mitglieder erhalten die komplette Print-Ausgabe automatisch im Rahmen ihrer Mitgliedschaft.

Editorial: Varia

von Christian Lucae

Die Auswirkungen der Coronapandemie auf die Gesundheitspolitik

Die vergangenen beiden Jahre waren durch die nicht enden wollende Coronapandemie geprägt. Die damit verbundenen vielfältigen Einschränkungen waren für alle Bevölkerungsteile sehr belastend. Die mediale Berichterstattung zur Gesundheitspolitik hat ein einziges Virus und dessen Auswirkungen so lange durch ein Brennglas betrachtet, bis unser kollektives Bewusstsein alles andere nur mehr als nachrangig einsortieren konnte. Im Zuge der Fokussierung auf dieses Thema scheint die Polarisierung in vielen Gesundheitsfragen größer zu werden. Wenn irgendwann nur noch die Impfung als das einzig Heilbringende benannt wird und darüber hinaus unsere Ängste zu einer treibenden Kraft werden, verharren wir zunehmend in Schwarz-Weiß-Denken und Dogmatismus. Es bleibt wenig Raum für neue Gedanken und erfrischenden Meinungsaustausch – oder gar komplementäre Ansätze in der Medizin. Es ist kein Wunder, dass auch das Homöopathie-Bashing vorangeschritten ist und die Kritik immer häufiger auf die Formel „Alles Lüge!“ zugespitzt wird.

Abnehmende Ambiguitätstoleranz und die Homöopathie-Debatte

Wir befinden uns in einer Zeit abnehmender Ambiguitätstoleranz: Die Fähigkeit, Phänomene der Mehrdeutigkeit, der Unentscheidbarkeit und Vagheit zu ertragen, ohne darauf aggressiv zu reagieren oder diese einseitig zu bewerten, lässt insgesamt nach. Wie sich das – übrigens schon lange vor „Corona“ – auf die Homöopathie-Debatte ausgewirkt hat, untersucht eine diskurslinguistische Untersuchung aus dem Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft der TU Darmstadt (s. Referat, S. 5): Eine wirkliche Diskussion, ein echter Gedankenaustausch scheint überhaupt nicht mehr stattzufinden. Es geht vielmehr um den reinen, inzwischen auch vorhersehbaren Schlagabtausch in Kriegsmetaphorik zwischen den Diskursgemeinschaften. Gegenseitige Wertschätzung und Respekt bleiben außen vor. Aber ein Gespräch ist bekanntlich erst dann ein Gespräch, wenn der andere recht haben könnte – so der Philosoph Hans-Georg Gadamer. Oder wie es das römische Recht ausdrückte: Audiatur et altera pars (Auch der andere möge gehört werden)!

Wissenschaftsgläubigkeit und ihre Auswirkungen auf die Homöopathie

Hinzu kommt eine, sicherlich auch durch die Coronapandemie verstärkte Wissenschaftsgläubigkeit mit einem übersteigerten Festhalten an und Interpretieren von Zahlen. Wenn in der Homöopathiedebatte immer wieder die Evidenzbasierte Medizin (EbM) als Maß aller Dinge herangezogen wird, um auf (vermeintlich) fehlende Fakten hinzuweisen, wird die Sichtweise in der Regel auf die klinischen Forschungsdaten verengt. Unterschlagen wird dabei regelmäßig, dass die EbM auf 3 Säulen steht: 1. die individuelle klinische Erfahrung, 2. die Werte und Wünsche des Patienten und 3. der aktuelle Stand der klinischen Forschung. Somit gilt: „Die Praxis der EbM bedeutet die Integration individueller klinischer Expertise mit der bestverfügbaren externen Evidenz aus systematischer Forschung“ (www.cochrane.de/de/ebm).

Die Zukunft der Homöopathie und ihre Rolle in aktuellen Herausforderungen

Gesundheitspolitisch kann die Homöopathie in Deutschland zurzeit wohl keinen Blumentopf gewinnen. Doch hat sie in diesen Zeiten noch etwas anzubieten? Und ob. Zahlreiche Kolleg*innen, die sich in der täglichen Praxis mit Covid-19 und dessen Folgen auseinandersetzen, sammeln wichtige therapeutische Erfahrungen in der Pandemie. Die bereits im vergangenen Jahr angelaufene randomisierte, placebokontrollierte Heuschnupfenstudie der Charité (HOMEOSAR) wird fortgesetzt. In Bayern ist eine vom Landtag initiierte Studie zu Antibiotikaresistenzen konkret in Planung.

Und überhaupt noch sehr wenig nachgedacht wurde bisher darüber, was die Homöopathie in Zeiten des Klimawandels zu melden hat. Schließlich haben wir es mit einer von Grund auf nachhaltig angelegten Therapiemethode zu tun, der Ressourcenverbrauch ist geradezu minimalistisch, der Energieaufwand beinahe zu vernachlässigen. Die kommenden therapeutischen Herausforderungen werden nicht nur die Folgen der zunehmenden Hitzetage werden. Auch eine ganze Reihe von durch den Klimawandel verstärkten Erkrankungen, darunter perenniale (ganzjährige) Allergien durch die verlängerte Pollensaison, Borreliose, Tropenkrankheiten, nicht zuletzt psychische Erkrankungen wie PTBS und PTSS (posttraumatische Stresssymptome), die durch das Erleben von Naturkatastrophen und Gewalt verstärkt werden. Auch die Möglichkeiten der Homöopathie im veterinärmedizinischen und landwirtschaftlichen Bereich sind erfolgversprechend und noch viel zu wenig bekannt.

Einblicke aus der Praxis und neue Perspektiven in der Homöopathie

Das vorliegende Heft bündelt eine erfrischend bunte Mischung aus der Praxis: Timo Pfeil und Michael Hadulla nähern sich dem berühmten deutschen Dramatiker Heinrich von Kleist in Form einer fiktiven homöopathischen Anamnese. Die Tierärztin Petra Weiermayer berichtet von einer Wundheilungsstörung bei einem Pferd, der Psychiater Stephan Gerke stellt die Behandlung einer Kuh (!) vor. Ernst Trebin schöpft aus seinem reichen Erfahrungsschatz und schreibt diesmal über Natrium- und Kalium-Salze. Möge uns die ambige Welt der Homöopathie erhalten bleiben.

2024-11-21T14:27:54+01:00
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