AHZ 5/2024 Theoretische Aspekte und klinische Anwendungen der Homöopathie

Die Allgemeine Homöopathische Zeitung (AHZ) ist die Mitgliederzeitschrift des DZVhÄ. In der fünften Ausgabe 2024 steht das Thema „Theoretische Aspekte und klinische Anwendungen der Homöopathie“ im Mittelpunkt. Lesen Sie das Editorial und die Vereinsmitteilung in voller Länge und stöbern Sie im Inhaltsverzeichnis. Mitglieder erhalten die komplette Print-Ausgabe automatisch im Rahmen ihrer Mitgliedschaft.

Editorial: Theoretische Aspekte und klinische Anwendungen der Homöopathie

von Dr. Ulrich Koch

Beliebtheit der TCIM trotz Gegenwind

Bei allem Gegenwind, den wir Homöopathen im Augenblick erfahren, zeigt eine aktuell veröffentlichte, repräsentative Onlinestudie in Deutschland, dass sich die inzwischen als traditionelle, komplementäre und integrative Medizin (TCIM) bezeichneten Behandlungsformen in unserem Land einer unveränderten Beliebtheit erfreuen. 70 % der Bevölkerung geben an, sich mit diesen Therapieverfahren schon einmal behandeln haben zu lassen. Fast 40 % schreiben der TCIM eine wichtige Rolle bei der Behandlung gesundheitlicher Probleme zu.

Bekanntheit der Homöopathie bleibt hoch

Im Rahmen dieser Untersuchung wurde auch die Vertrautheit mit den verschiedenen Verfahren abgefragt. 95,1 % der Befragten waren auch mit der Homöopathie bekannt [Jeitler et al. 2024 / DOI: 10.3389/fmed.2024.1372924]. Hier dürfen wir uns auch einmal fragen, ob die Gegner der Homöopathie nicht vielleicht einfach Werbung für uns machen. Denn andererseits zeigen gerade die beiden Studien, die in der Rubrik „Internationale Referate“ vorgestellt werden, dass der ohnehin magere wissenschaftliche Boden unter den Homöopathiekritikern empfindlich dünner wird.

Schmerz und Leiden in der Medizin

Der Schwerpunkt dieses Heftes liegt auf der klinischen Anwendung der Homöopathie. Voranstellen werden wir diesem Thema einen wichtigen medizintheoretischen Artikel von Josef M. Schmidt. Er arbeitet historisch gut hergeleitet verschiedene Aspekte medizinischen Handelns und ihre Bedeutung gerade für die Homöopathie heraus. Dabei spielt der zu wenig beachtete Umgang mit Schmerz und Leiden, wie er sich in der konventionellen Medizin etabliert hat, eine bedeutende Rolle.

Palliativgesellschaft: Schmerz als transformative Kraft

In seiner kleinen Schrift „Palliativgesellschaft“ setzt sich der Philosoph Byung-Chul Han [Berlin: Matthes & Seitz; 2022] mit den algophoben Strukturen in Medizin und Gesellschaft auseinander. Er arbeitet deren kontraproduktive Konsequenzen für die Gesundheit heraus. Schmerz besitzt eine transformative und heilsame Kraft, deren Wert wir für die Medizin wieder neu erfassen und anwenden lernen müssen, wozu dieser Artikel einen wichtigen Beitrag leisten kann.

Klinische Anwendung der Homöopathie: Beispiele aus der Praxis

Der Einsatz der Homöopathie in der psychosomatischen Klinik Lahnhöhe wird von Christine Eick praxisnah und an Fallbeispielen dargestellt. Hierbei werden die besonderen Möglichkeiten und Limitationen im Klinikalltag gut erkennbar. Einen ganz anderen Fokus hat die englischsprachige Arbeit von Madhuri Vaidyeswar und Disha Rao. Sie untersuchen in einer retrospektiven Studie die Effektivität früher homöopathischer Interventionen bei Kindern mit Autismus-Spektrum-Störungen in Indien. Dabei zeigen sie auf, wie wichtig ein früher Behandlungsbeginn für ein möglichst gutes Behandlungsergebnis ist.

In einer Kasuistik zeigt Alexandra Höf, wie weit auch unter intensivmedizinischen Umständen eine erfolgreiche Behandlung einer Sinusvenenthrombose bei einem Säugling gelingen kann. Schließlich gibt Holger Malchow in der Rubrik „Homöopathie Basics“ einen Überblick über den Einsatz von Q-Potenzen. Er illustriert die praktische Anwendung am Einsatz in der Clinica Dr. Spinedi in Orselina.

Vielseitigkeit und Integration der Homöopathie

Natürlich umfasst dieses Heft nur einen kleinen Teil des Spektrums klinischer Anwendungsmöglichkeiten der Homöopathie, umreißt aber deren Spannweite und lässt ahnen, wie vielseitig und integrativ der Einsatz in einem ganzheitlichen Medizinsystem sein kann.

2024-11-20T13:37:25+01:00

AHZ 4/2024 Arzneifindung zwischen Intuition und Likelihood Ratio

Die Allgemeine Homöopathische Zeitung (AHZ) ist die Mitgliederzeitschrift des DZVhÄ. In der vierten Ausgabe 2024 steht das Thema „Arzneifindung zwischen Intuition und Likelihood Ratio“ im Mittelpunkt. Lesen Sie das Editorial und die Vereinsmitteilung in voller Länge und stöbern Sie im Inhaltsverzeichnis. Mitglieder erhalten die komplette Print-Ausgabe automatisch im Rahmen ihrer Mitgliedschaft.

Editorial: Arzneifindung zwischen Intuition und Likelihood Ratio

von Dr. Christian Lucae

„Ist der gute Homöopathiker vorher schon mit den Kräften der Arzneimittel wohl bekannt, was man mit Recht von ihm erwarten und fordern kann, wenn er die besten Schriften von der reinen Arzneimittel-Lehre täglich studiert und seinem Gedächtnis die charakteristischen, sonderlichen Zeichen jeder der vorzüglich ausgeprüften Arzneien eingeprägt hat (ein unersetzliches, sich ungemein belohnendes Studium!), so wird er jedes Mal, fast ohne Beihilfe eines der bekannten Repertorien, das homöopathische (spezifisch hilfreich) Heilmittel für den gegenwärtigen Krankheitszustand treffen und in gehörig kleiner Gabe anwenden.“

Diese Zeilen stammen aus einem Manuskript, das Hahnemann um 1836 in Paris verfasste [in: ZKH 1987; 31: 65–73]. Während in der Frühzeit der Homöopathie das Studium der Arzneien noch vergleichsweise übersichtlich erschien – in Hahnemanns Arzneimittellehre waren „nur“ rund 120 Mittel beschrieben –, finden wir heute einen wesentlich größeren und damit schwerer zu überblickenden Fundus an verschreibbaren Arzneien vor. Gleichzeitig stand damals die Entwicklung von Repertorien erst ganz am Anfang, heute hingegen verfügen wir über zahlreiche moderne Werkzeuge, um die Arzneifindung zu bewältigen. Die Homöopathie ist schon lange im IT-Zeitalter angekommen: Große Datenbanken und umfangreiche Computerrepertorien sollen die Arbeit erleichtern.

Moderne Ansätze in der Arzneifindung

Rainer Schäferkordt wagt in seinem Beitrag einen neuen Ansatz: Mithilfe moderner Software analysiert er eine historische Kasuistik in Form einer neuartigen Meta-Repertorisation, wobei verschiedene gängige Repertorien auf statistischer Ebene miteinander verglichen werden. Dabei geht es ihm um eine bessere Reproduzierbarkeit der Fallanalyse.

Mein eigener Beitrag zur Polaritätsanalyse soll den aktuellen Stand dieser Methode zusammenfassen. Die von Heiner Frei aus Bönninghausens Taschenbuch von 1846 entwickelte Polaritätsanalyse scheint auf den ersten Blick ein vergleichsweise streng mathematisch-analytisch geprägter Weg zur Arzneifindung zu sein. Dennoch steht bei der Auswertung mitsamt Polaritätsdifferenzen am Ende immer ein gewisser Pool an Arzneien zur Wahl – seien es mal die „Top 3“ oder „Top 10“ –, sodass auch hier eine solide Kenntnis der Materia medica eine entscheidende Voraussetzung bei der Differenzierung ist und ein gewisses Maß an ärztlicher Intuition mitspielt.

Intuitive Ansätze in der Arzneimittellehre

In einer scheinbar ganz anderen Welt – weitab von Mathematik und Likelihood Ratios – bewegt sich der Artikel von Leopold Drexler: Im Zentrum steht dabei der intuitive Zugang zur homöopathischen Arzneimittellehre, den Mathias Dorcsi geprägt hat. Mithilfe einer besonderen didaktischen Methode, der Suggestopädie, konnten Drexler und Kollegen diesen Ansatz aufgreifen, um in über 60 Seminaren in den letzten 25 Jahren die Materia medica gewissermaßen spielerisch zu lehren bzw. erlernen zu lassen.

Es mag auch in der persönlichen Prägung jeder Therapeutin, jedes Therapeuten liegen, ob eher intuitive oder eher analytische Zugänge in der eigenen Praxis stärker aufgegriffen werden. Aber wer hat recht? Dazu eine Anekdote aus dem großen Erzählfundus von Leopold Drexler: „Während durch Dorcsis Ansatz durch das immer wiederkehrende Lesen der Arzneien mit ihren Leitsymptomen allmählich ein ‚Arzneimittelbild‘ entstand, haben seine Mitkollegen Künzli und Klunker die Existenz eines solchen abgelehnt – es gab nur die ‚Summe der Symptome‘. Als Künzli auf einem Seminar in Vorarlberg einmal seine ‚Kurzfälle‘ aus den Zürcher Vorlesungen verteilte, darauf einer der Teilnehmer den Zettel nur kurz durchlas, Künzli den Zettel gleich wieder zurückgab und das Mittel sagte, antwortete Künzli in seiner kurzen Art: ‚Jaja, ihr kennt die Arzneimittelbilder, ich nur die Symptome.‘ Dennoch blieb Künzli immer ein großer Freund von Dorcsi.“

Ein gründliches Materia-medica-Studium, das möglichst viele Blickwinkel und Aspekte der Arzneien aufgreift, bleibt somit unumgänglich für eine erfolgreiche homöopathische Praxis – der „gute Homöopathiker ist mit den Kräften der Arzneimittel wohl bekannt“, wie es Hahnemann formulierte. Wie auch immer man sich persönlich der Homöopathie nähern möchte – eher analytisch, synthetisch oder intuitiv – die homöopathische Lehre bietet viele Möglichkeiten, die sich gegenseitig ergänzen. Im Sinne eines medizinischen (und somit homöopathischen) Pluralismus sei an das berühmte Wort des Dichters Dschalal ad-Din al-Rumi erinnert: „Jenseits von richtig und falsch liegt ein Ort. Dort treffen wir uns.“

2024-11-20T13:50:07+01:00

AHZ 3/2024 Onkologie

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Editorial: Homöopathie und Krebsbehandlung

von Dr. med. univ. Bernhard Zauner und Univ.-Prof. i. R. Dr. med. univ. Michael Frass

Wieder aufkeimende Diskussionen um die Homöopathie

In Deutschland flammte beim Schreiben des Editorials wieder die Diskussion über die Homöopathie auf. Gesundheitsminister Lauterbach behauptet, die Homöopathie sei unwissenschaftlich und gehöre deshalb als Kassenleistung gestrichen. Geht es um Homöopathie und Krebsbehandlung, dann wird es nochmals schwieriger. Gibt es nun wissenschaftliche Daten?

Nutzung und Akzeptanz von Komplementär- und Alternativmedizin

Ein systematischer Review untersuchte die Nutzung und Akzeptanz von Komplementär- und Alternativmedizin in der Allgemeinbevölkerung und beim medizinischen Personal [Frass et al. 2012 / PMID: 22438782]. Bei 16 Arbeiten lagen die Prävalenzraten der Komplementärmedizin in den eingeschlossenen Studien zwischen 5 und 74,8 %. Dabei fand sich eine höhere Nutzung von Homöopathie und Akupunktur in den deutschsprachigen Ländern. Geschlecht, Alter und Bildung wurden als Prädiktoren für die Nutzung von Alternativmedizin identifiziert: Die meisten Nutzer waren Frauen mittleren Alters und mit höherem Bildungsstand. Die Daten zeigen, dass die Inanspruchnahme von CAM zwischen 1990 und 2006 in allen untersuchten Ländern zugenommen hat.

Homöopathie und Lebensqualität bei Krebspatient*innen

Nun werden Komplementärmedizin und Homöopathie in hohem Maße von Krebspatientinnen angewandt: In einer prospektiven Beobachtungsstudie [Rostock et al. 2011 / PMID: 21241504] mit Krebspatientinnen in 2 unterschiedlich behandelten Kohorten mit entweder homöopathischer oder konventioneller Behandlung zeigte sich ein statistisch signifikanter Unterschied der Lebensqualität zugunsten der Homöopathie in den ersten 3 Monaten sowie nach 12 Monaten. Die Müdigkeit nahm ab; Angst und Depression veränderten sich nicht. Ähnliche Ergebnisse hinsichtlich signifikanter Verbesserung der Lebensqualität lieferte eine Studie von 2015 [Frass et al. 2015 / PMID: 26051564], die in die S3-Leitlinie „Komplementärmedizin in der Behandlung von onkologischen Patienten“ der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. (AWMF), der Deutschen Krebsgesellschaft e. V. (DKG) und der Deutschen Krebshilfe (DKH) aufgenommen worden ist.

Wissenschaftliche Erkenntnisse und praktische Erfahrungen

Diese erhobenen Daten entsprechen auch der Erfahrung in den Praxen. Nun berichten herausragende Autor*innen aus Österreich, der Schweiz und aus Deutschland zu verschiedenen Bereichen, wie z. B. Strahlentherapie oder Pädiatrie.

Praxisberichte aus verschiedenen Anwendungsbereichen

Holger Malchow aus der Clinica Santa Croce präsentiert einen onkologischen Fallbericht eines Spinalioms und gemeinsam mit Lars Broder Stange schreibt er über die vor gut 25 Jahren von Dario Spinedi gegründete Clinica Santa Croce. Über die Möglichkeiten der homöopathischen Begleitung der Strahlentherapie ist in einem Artikel von Bettina Märtens und Diana Steinmann zu lesen. Erfried Pichler war jahrelang Konsiliararzt an der Kinderonkologie in Klagenfurt, seine Erfahrungen finden Sie ebenfalls in diesem Heft. Uwe Friedrich führt in die primäre homöopathische Krebsbehandlung mit einem „Rundummittel“ sowie in die sekundäre homöopathische Krebsbehandlung ein.

Evidenzbasierte Medizin und Homöopathie

Die angeführten wissenschaftlichen Arbeiten und die Erfahrung der Autor*innen entsprechen der anerkannten Definition der Evidenzbasierten Medizin von David Sackett. Ausgebildete Ärztinnen und Ärzte stützen sich auf wissenschaftliche Daten und ihre Erfahrung aus der Praxis und setzen sie für ihre Patienten und Patientinnen ein, die eine ergänzende Behandlung im Sinne der Integrativen Medizin wünschen.

2024-11-20T14:07:45+01:00

AHZ 2/2024 Homöopathie in der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde

Die Allgemeine Homöopathische Zeitung (AHZ) ist die Mitgliederzeitschrift des DZVhÄ. In der zweiten Ausgabe 2024 steht das Thema „Homöopathie in der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde“ im Mittelpunkt. Lesen Sie das Editorial und die Vereinsmitteilung in voller Länge und stöbern Sie im Inhaltsverzeichnis. Mitglieder erhalten die komplette Print-Ausgabe automatisch im Rahmen ihrer Mitgliedschaft.

Editorial: Homöopathie in der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde

von Daniela Albrecht

Goldkörner der Homöopathie

In der Homöopathie nach Bönninghausen werden Symptome, die einen direkt auf ein Mittel hinweisen, auch „Goldkörner“ genannt. Diese besonders hilfreichen Symptome entdecken wir zwar selten, doch wenn es geschieht, erweisen sie sich als wahre Schätze für eine erfolgreiche Verordnung.  Ähnliche „Goldkörner“ für unsere Behandlung, Praxis, unseren Werdegang finden wir eher zufällig, z. B. durch ein Gespräch mit einem Kollegen, der einem oft unbewusst eine neue Anregung gibt. Manchmal auch, wenn man danach sucht und alle Hebel in Bewegung setzt, um eine Lösung für ein Problem oder einen Patienten zu finden. Auch Sie haben sicher schon einmal jeden Stein für einen Patienten umgedreht, um ein Mittel, eine Behandlungsmethode oder auch ein kleines Wunder aufzuspüren.

Neue Erkenntnisse aus der HNO-Heilkunde

Die Idee zu diesem Heft kam mir, als ich zufällig über ein Buch stolperte: „Klassische Homöopathie in der HNO-Heilkunde“. Für mich ein „Goldkorn“ unter den HNO- und auch Homöopathiebüchern. Viele informative und hilfreiche Werke erscheinen glücklicherweise regelmäßig, aber dieses gefiel mir ausgesprochen gut.

So bat ich den Autor, Joachim Mayer-Brix, einen Artikel zu schreiben. Diesen Beitrag finden Sie in diesem Heft. Er gibt einen Überblick über die Fallstricke in der HNO-Heilkunde, die einem auch in der homöopathischen Behandlung Mühe bereiten können.

Das Thema ergänzen wir durch weitere hervorragende Artikel zur HNO-Heilkunde. Michael Schreiner beleuchtet beispielsweise die Sinusitis. Nach einer anschaulichen Einführung erläutert er die Vorteile der homöopathischen Behandlung anhand von zwei Fallberichten und stellt gut bewährte Mittel vor.

Margarete Harte beschreibt einen erfolgreichen Fall einer Tonsillitis, den sie mit dem uns jetzt schon bekannten Symptomenlexikon und der Methode von Michael Koch gelöst hat.

Eine weitere Methodenbeschreibung findet in diesem Heft mit Teil 2 ihren Abschluss: die Analysemethode von C. M. Boger, die von Christoph Tils bereits in Heft 2–2023 sehr detailliert erklärt wurde. Der Artikel erreichte im letzten Jahr so einen Umfang, dass wir ihn in 2 Teilen veröffentlicht haben. Auch hier haben wir sicher ein „Goldkorn“ in der Methodenvielfalt der Homöopathie gefunden: Wenn richtig genutzt, hat Boger uns einen übersichtlichen, leicht anzuwendenden Schatz hinterlassen. Auch ich komme mit Bogers Methode sehr gut in der Praxis zurecht, konnte aber von Christoph Tils noch einige Informationen mitnehmen.

Daten und ihre Bedeutung

Informationen und Daten sind in der Medizin ein bedeutsames, aber nicht unproblematisches Gut. Was kann wie verwendet werden, was ist verfälscht oder sogar falsch? So ist das Schürfen von Daten und ihre Überprüfung ein wichtiges Gebiet, auch in der Homöopathie. In unzähligen Arzneimittelprüfungen und Fallberichten wurden Daten von unschätzbarem Wert zur Verfügung gestellt. Zweifellos ist eine umfassende, möglichst fehlerarme Datenbasis eine Grundvoraussetzung für jede erfolgreiche Nutzung eines Repertoriums oder einer Materia medica. Rainer Schäferkordt erläutert uns seine Ideen und den bisherigen Stand dazu in seinem Artikel „Data Mining“.

2024-11-20T14:42:34+01:00

AHZ 1/2024 Homöopathiekongress – in memoriam Karl-Heinz Gebhardt

Die Allgemeine Homöopathische Zeitung (AHZ) ist die Mitgliederzeitschrift des DZVhÄ. In der ersten Ausgabe 2024 steht das Thema „Nachlese Homöopathiekongress – in memoriam Karl-Heinz Gebhardt“ im Mittelpunkt. Lesen Sie das Editorial und die Vereinsmitteilung in voller Länge und stöbern Sie im Inhaltsverzeichnis. Mitglieder erhalten die komplette Print-Ausgabe automatisch im Rahmen ihrer Mitgliedschaft.

Editorial: Nachlese Homöopathiekongress – in memoriam Karl-Heinz Gebhardt

von Christian Lucae

Karl-Heinz Gebhardt – Ein Leben für die Homöopathie

Karl-Heinz Gebhardt (1924–2023) war 35 Jahre lang – von 1972 bis 2006 – Schriftleiter der AHZ. In persönlichen Gesprächen hat er immer wieder berichtet, wie er die Schriftleitung über viele Jahre ganz allein bewerkstelligen musste. Dabei vollzog er auch den Übergang von der naturwissenschaftlich-kritischen Richtung, die Hochpotenzen ablehnte, zur moderneren, klassischen Homöopathie. Würdigungen seiner Arbeit und Laudationen zu verschiedenen runden Geburtstagen sind vielfach in der AHZ nachzulesen [AHZ 1984; 229(5): 207–209, AHZ 1999; 244(5): 204–206, AHZ 2014; 259(6): 27, u. a.].

Erinnerung und Würdigung im 99. Lebensjahr

Auf unserer Herausgebersitzung im April 2023 hatten wir eigentlich ein Sonderheft zum 100. Geburtstag für ihn geplant, das im Herbst 2024 erscheinen sollte. Nun ist es anders gekommen: Am 16. August 2023 verstarb Karl-Heinz Gebhardt im 99. Lebensjahr. Aus diesem Grund ist im vorliegenden Heft nicht nur ein Nachruf zu lesen (Ulrich Koch), sondern die Transkription seines letzten Auftritts auf dem Deutschen Ärztekongress für Homöopathie am 20. Mai 2023. Im Gespräch mit Robert Schmidt können wir hier noch einmal nachempfinden, mit welcher Begeisterung er die Homöopathie praktizierte und für sie warb.

Manfred Freiherr von Ungern-Sternberg

Ebenfalls im August 2023 verstarb ein weiterer homöopathischer Grandseigneur: Manfred Freiherr von Ungern-Sternberg (1930–2023), der sich in seinem 93. Lebensjahr befand und der AHZ noch kurz vor seinem Tode ein Manuskript in Aussicht gestellt hatte. Einen Nachruf hat Antje Oswald geschrieben.

Der Deutsche Ärztekongress für Homöopathie 2023

Im vorliegenden Heft sind zwei weitere Beiträge vom Deutschen Ärztekongress für Homöopathie 2023 nachzulesen: Andreas Wegener zeigt in seinem Aufsatz Homöopathie am Lebensende, welche homöopathischen Arzneien in dieser Phase wichtig werden können, und schöpft dabei aus seiner eigenen, langjährigen Praxiserfahrung auf der soliden Basis der klassischen Homöopathie.

Harald Walach war für den Abschlussvortrag eingeladen und sprach zur Zukunft der Homöopathie. Seine persönliche Sicht dazu hat er im vorliegenden Artikel für die AHZ frisch formuliert. Wie von ihm gewohnt, wandert der Blick weit über den Tellerrand hinaus und konfrontiert uns mit einigen unkonventionellen, ungewohnten oder sogar unbequemen Gedanken: Zunächst wird konstatiert, dass die Homöopathie zwar ein sehr spezifisches Heilverfahren darstelle, diese Spezifität aber nicht unbedingt in einem physikalisch messbaren „Informationsgehalt“ bestehe. Wesentliche Aspekte der bisherigen Forschungsbemühungen seien daher gründlich zu überdenken. Schließlich wird die Homöopathie vor dem Hintergrund des in der Wissenschaft aktuell vorherrschenden naturalistischen Weltbildes betrachtet: Aufgrund dieser Denkhaltung würden deren Grundlagen nicht im Sinne einer „Frage von wahr und falsch“, sondern einer „Frage der emotionalen Präferenzen“ bewertet.

Gesellschaftliche Tendenzen und Zukunftsperspektiven

Der Kolumnist Harald Martenstein beschrieb diese Beobachtung kürzlich in einem Interview ähnlich, wenn auch aus einem ganz anderen Blickwinkel. Bezogen auf kritische Reaktionen seiner Leserschaft meinte er: „Früher hieß es: Sie sind ein fürchterlicher Mensch, ein Hohl- und Holzkopf, Sie schreiben grauenhaftes Zeugs. Heute fällt fast in jedem Brief die Bemerkung: Sie sollten nicht mehr schreiben dürfen. Was Sie denken, sollte nicht gedruckt werden. Das ist neu. Viele Leute ertragen nur noch sich selbst, ihre eigene Meinung“ [NZZ vom 23.10.2023]. Der Homöopathie ergeht es derzeit zwar nicht viel anders – aber dadurch wird sie nicht untergehen.

2024-11-20T14:56:45+01:00

AHZ 6/2023 Arzneimittelbilder

Die Allgemeine Homöopathische Zeitung (AHZ) ist die Mitgliederzeitschrift des DZVhÄ. In der sechsten Ausgabe 2023 steht das Thema „Arzneimittelbilder“ im Mittelpunkt. Lesen Sie das Editorial und die Vereinsmitteilung in voller Länge und stöbern Sie im Inhaltsverzeichnis. Mitglieder erhalten die komplette Print-Ausgabe automatisch im Rahmen ihrer Mitgliedschaft.

Editorial: Arzneimittelbilder

von Ulrich Koch

Die Einzigartigkeit von Patienten und Arzneien

So wie unsere Patienten einzigartig sind und einen ganz individuellen Ausdruck ihres In-der-Welt-Seins haben, so sind spiegelbildlich die Entitäten, die Ausgangsstoffe unserer homöopathischen Arzneien in ihrer Stellung in der Welt einzigartig. Die homöopathische Behandlungsmethode stellt den Symptomen unserer Patienten die zugeordneten Symptome einer Arznei gegenüber. So wird die ähnlichste Arznei mit den meisten Übereinstimmungen auf Symptomebene herausgearbeitet.

Herausforderungen und Arzneimittelprüfung

Doch den schier unbegrenzten Individualitäten unserer Patienten steht ein nur sehr beschränkter Arzneifundus gegenüber. In der Praxis stellt das oft eine große Herausforderung dar, zumal nur ein vergleichsweise kleiner Anteil der homöopathischen Arzneien qualitativ hochwertig und ausreichend umfangreich geprüft worden ist. Eine solche Arzneimittelprüfung erfordert zudem einen großen Zeitaufwand und einige Logistik. Nur so lassen sich Rohdaten zu einem nachvollziehbaren und praxisverifizierbaren Bild zusammenführen.

Die Bedeutung des Homöopathenkollektivs

Wir sind auf die Mitarbeit des Homöopathenkollektivs angewiesen. Durch Arzneimittelselbstversuche, Patientenbeobachtungen und toxikologische Erkenntnisse werden die Arzneimittelbilder ergänzt und und ihnen eine größere Tiefenschärfe verliehen. Letztendlich übersetzt jedes Arzneimittelbild die Wirkkräfte der Ausgangssubstanz auf sehr feine und differenzierte Weise in medizinisch bedeutsame Handlungsmöglichkeiten. Gleichzeitig offenbart es ein immer tiefer werdendes Weltverständnis.

Beiträge und Forschungen zu Arzneimitteln

Die Arbeiten, die wir in diesem Heft zusammengetragen haben, stellen sich dieser Herausforderung in ganz unterschiedlicher Weise und werfen aus verschiedenen Perspektiven ein hoffentlich neues Licht auf alte wie neue Arzneien. Christoph Abermann, Alexandra Gründl und Claudia Pircher arbeiten das Gemütsbild von Thuja anhand von 4 Fallgeschichten genauer heraus, was sich gerade durch eine für die Arznei spezifische „Nichtgreifbarkeit“ als genauso wichtiges wie schwieriges Unterfangen herausstellt.

Würdigung von Dr. Karl-Heinz Gebhardt

Schließlich erreichte uns ganz kurz vor Redaktionsschluss die traurige Nachricht vom Tod unseres langjährigen Schriftleiters Dr. med. Karl-Heinz Gebhardt, der noch vor wenigen Monaten trotz seines fortgeschrittenen Alters von 98 Jahren vital und sehr präsent öffentlich auftrat und auch umfangreiche Interviews gab. Wir gedenken eines großen Homöopathen, der sich unermüdlich und mit viel Geschick jahrzehntelang für die Homöopathie außerordentlich engagierte, und werden ihn aus redaktionellen Gründen erst im nächsten Heft ausführlich würdigen.

Dank an unsere Leser und Unterstützer

Außerdem danken wir unserer Leserschaft, die es mit ihrem Interesse in diesen für die Homöopathie schwierigen Zeiten möglich macht, dass wir die Homöopathie lebendig halten und weiterentwickeln können. Dieser Dank geht auch an unsere Autoren, die immer neue Aspekte zu der bewährten Heilmethode erarbeiten und bei uns vorstellen, sowie an jene, die durch Leserbriefe und Rückmeldungen einen Diskurs aufrechterhalten. Schließlich geht unser großer Dank auch an all diejenigen, die für unsere Leser unsichtbar im Hintergrund Wesentliches zum Entstehen der AHZ beitragen.

Wir wünschen Ihnen geruhsame Feiertage und einen guten Start ins Jahr 2024. Mögen Sie gesund und voller Lebensfreude ins neue Jahr kommen und möge die Homöopathie wieder mehr Beachtung finden für das, was sie ausmacht: eine ganzheitliche, individualisierende und sanfte Heilmethode der Zukunft!

2024-11-20T15:29:49+01:00

AHZ 5/2023 Homöopathie bei Pflanzen / Agrohomöopathie

Die Allgemeine Homöopathische Zeitung (AHZ) ist die Mitgliederzeitschrift des DZVhÄ. In der fünften Ausgabe 2023 steht das Thema „Homöopathie bei Pflanzen / Agrohomöopathie“ im Mittelpunkt. Lesen Sie das Editorial und die Vereinsmitteilung in voller Länge und stöbern Sie im Inhaltsverzeichnis. Mitglieder erhalten die komplette Print-Ausgabe automatisch im Rahmen ihrer Mitgliedschaft.

Editorial: Homöopathie bei Pflanzen / Agrohomöopathie

von Bernhard Zauner

Agrohomöopathie: Ein neuer Blickwinkel

Der Einsatz der Homöopathie in der Human- und Veterinärmedizin ist inzwischen wohlbekannt und wird von Patienten und Tierhaltern gewünscht. Doch der Begriff Agrohomöopathie sorgt noch oft für erstaunte Blicke. Dabei hat sich diese Methode weltweit verbreitet, und es gibt mittlerweile eine wachsende Anzahl an Fachliteratur zu diesem Thema.

Herausforderungen in der Landwirtschaft

Angesichts ausgelaugter Böden, der Belastung durch Pestizide, der Auswirkungen des Klimawandels auf Kulturpflanzen und des steigenden Interesses an biologischer Landwirtschaft bietet die Agrohomöopathie wertvolle Ansätze. Sie betont die Bedeutung eines gesunden Bodens als Grundlage für unsere Nahrungsmittel und zeigt, wie eng Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt miteinander verknüpft sind.

Erste Begegnungen mit Agrohomöopathie

Mein erster Kontakt mit Agrohomöopathie fand während meines Studiums in Wien statt. Damals überprüften wir in einer kleinen Doppelblindstudie, ob Digitalis die Lebensdauer von Schnittblumen verlängern kann. Obwohl das Ergebnis nicht signifikant war, blieb das Thema präsent. Im Laufe der Jahre führte ich Gespräche mit Weinbauern, die Homöopathie im Weingarten einsetzten, und startete erste eigene Versuche, z. B. bei der Baumsetzung und Bodenaufbereitung.

Ein praktisches Beispiel: Homöopathie bei Tomatenpflanzen

Ein Erlebnis überzeugte mich endgültig von der Wirksamkeit: Junge Tomatenpflänzchen waren von Läusen befallen. Nach einer einmaligen Anwendung von Sulfur C200 verschwanden die Läuse innerhalb von zwei Tagen vollständig.

Internationale Expertise und Veranstaltungen

Die Agrohomöopathie wird zunehmend erforscht und diskutiert, wie Vorträge beim Kongress der LMHI in Istanbul und ein Webinar des ECH im Herbst 2022 zeigen. Homöopathie bei Pflanzen findet Anwendung im eigenen Garten, in der professionellen Landwirtschaft und in der Grundlagenforschung.

Synergien für Mensch, Tier und Umwelt

Für unsere Böden, Tiere und die Gesundheit müssen Synergien geschaffen werden – die Agrohomöopathie kann hierbei einen bedeutenden Beitrag leisten.

2024-11-20T15:42:12+01:00

AHZ 4/2023 Angsterkrankungen

Die Allgemeine Homöopathische Zeitung (AHZ) ist die Mitgliederzeitschrift des DZVhÄ. In der vierten Ausgabe 2023 steht das Thema „Angsterkrankungen“ im Mittelpunkt. Lesen Sie das Editorial und die Vereinsmitteilung in voller Länge und stöbern Sie im Inhaltsverzeichnis. Mitglieder erhalten die komplette Print-Ausgabe automatisch im Rahmen ihrer Mitgliedschaft.

Editorial: Angsterkrankungen

von Ulrich Koch

Die deutsche Angst – Ein kulturelles Phänomen

„Die Deutschen haben die Neigung, sich zu ängstigen“, stellte einst der frühere Bundeskanzler Helmut Schmidt fest. Verunsicherung ist eine dominante gesellschaftliche Grundstimmung der Deutschen, und in den umgebenden Ländern sind wir dafür bekannt, dieser, selbst wenn sie noch so unbedeutend sein sollte, mit etlichen Metern Ratgeberliteratur abhelfen zu wollen. Für jede Problemlage gibt es umfang- und detailreiche Anweisungen, wie ihr zu begegnen ist und damit die zugrunde liegende Angst gebannt und abgewehrt werden kann.

„German Angst“ und ihre Wurzeln

„German Angst“ wird dieses typisch deutsche Phänomen, das seine Wurzeln sicher auch in den kollektiven traumatischen Erfahrungen zweier Weltkriege hat, im angelsächsischen Raum genannt und bezeichnet eine anhaltend hohe Anspannung in der Befürchtung vor allem von existenziellen Bedrohungen. Da reagiert auch mal der Magen-Darm-Trakt, denn wir haben, wie der Volksmund sagt, „Schiss“, was immerhin aus psychodynamischer Sicht die Hamsterkäufe an Toilettenpapier während der Lockdown-Zeiten unter Corona in ein verständlicheres und freundlicheres Licht stellt.

Der Umgang mit der Angst – Ein Beispiel aus der Literatur

Doch wie kann man seine Ängste überwinden? Michael Ende beschreibt in Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer deren Begegnung mit dem allegorischen Scheinriesen Tur Tur:

„Wenn man Angst hat, sieht meistens alles viel schlimmer aus, als es in Wirklichkeit ist!“, sagte Lukas zu Jim. Dann gingen sie gemeinsam aufeinander zu. Was nun geschah, war sehr erstaunlich. Der Riese kam Schritt für Schritt näher, und bei jedem Schritt wurde er ein bisschen kleiner. Als er nur noch etwa hundert Meter entfernt war, schien er nicht mehr viel größer zu sein als ein hoher Kirchturm. Nach weiteren fünfzig Metern hatte er nur noch die Höhe eines Hauses, und als er schließlich bei den beiden Freunden ankam, war er genauso groß wie Lukas, der Lokomotivführer – er war sogar einen Kopf kleiner!

„Guten Tag, ich heiße Herr Tur Tur und bin ein Scheinriese. Je weiter ich entfernt bin, desto größer sehe ich aus. Und je näher ich komme, desto mehr erkennt man meine wirkliche Gestalt.“ „Sie meinen“, fragte Lukas, „Sie werden gar nicht wirklich kleiner, wenn Sie näherkommen? Sie sind auch nicht wirklich so riesengroß, wenn Sie weiter entfernt sind, sondern es sieht nur so aus?“ „Sehr richtig“, sagte Herr Tur Tur, „daher bin ich nur ein Scheinriese.“

„Siehst Du, Jim“, sagte Lukas, „genauso habe ich das mit der Angst gemeint.“

Traditionelle und moderne Ansätze zur Angstbewältigung

Die älteste Therapie für Ängste beschrieben die alten Tibeter bereits vor Tausenden von Jahren: nicht ausweichen! Da Ängste unser Menschsein seit Menschengedenken begleiten, haben wir schnell phytopharmakologische Behandlungswege gefunden, und die Suche, das angstvolle Leiden an der Welt zu lindern, hat uns bis heute zu vielen betäubenden und abhängig machenden Substanzen geführt.

Da zeigt sich die Homöopathie als bemerkenswerte Alternative, der Tyrannei der Angst, wie Ernst Trebin seine Fallgeschichte betitelt hat, zu begegnen und diese aufzulösen. Auch bei Heinz Wittwers Artikel Verschreibungen von Muttermitteln aufgrund der Causa findet sich Angst als häufiges Thema in Spektrum der beschriebenen Arzneien. In der Evaluation von sechs Repertoriumsrubriken von Rainer Schäferkordt findet sich auch eine differenzierende Betrachtung zu 2 Angstrubriken, wobei sich der Artikel im Kern mit einem neuen Ansatz der Arzneifindung auf der Basis miteinander kombinierter Phänomene, die der Materia medica entnommen wurden, auseinandersetzt. Schließlich gibt ein Artikel aus eigener Feder Angststörungen und ihre homöopathische Behandlung eine Übersicht über wichtige Aspekte in deren Behandlung.

Hoffnung auf angstfreie Wege

So bleibt zu hoffen, dass dieses Heft etwas dazu beitragen kann, dass unsere Patienten angstfreier durch ihr Leben gehen können.

2024-11-20T15:55:32+01:00

AHZ 3/2023 Vielfalt der Forschung

Die Allgemeine Homöopathische Zeitung (AHZ) ist die Mitgliederzeitschrift des DZVhÄ. In der dritten Ausgabe 2023 steht das Thema „Vielfalt der Forschung“ im Mittelpunkt. Lesen Sie das Editorial und die Vereinsmitteilung in voller Länge und stöbern Sie im Inhaltsverzeichnis. Mitglieder erhalten die komplette Print-Ausgabe automatisch im Rahmen ihrer Mitgliedschaft.

Editorial: Vielfalt der Forschung

von Dr. Christian Lucae

Ein bedeutendes Jubiläum für Forschung und Förderung

Vor 40 Jahren wurde Natur und Medizin e. V., die Fördergemeinschaft der Karl und Veronica Carstens-Stiftung, vom Ehepaar Carstens gegründet. Seitdem sind zehntausende Mitglieder dem Verein beigetreten und finanzieren mit ihren Mitgliedsbeiträgen u.a. Forschung zur Homöopathie und zu naturheilkundlichen Therapien. Durch diese Forschungsförderung hat die Carstens-Stiftung in den letzten vier Jahrzehnten eine große Zahl an wissenschaftlichen Forschungsprojekten initiiert. Dies alles wäre nicht möglich gewesen ohne den jahrzehntelangen persönlichen Einsatz von Veronica Carstens, die am 18. Juni 2023 100 Jahre alt geworden wäre. Daher wird dieser runde Geburtstag zusammen mit dem Jubiläum von Natur und Medizin e. V. am 24. Juni 2023 im Rahmen eines Gesundheitstags in der Philharmonie in Essen gefeiert (www.naturundmedizin.de).

Herausforderungen und Entwicklungen in der klinischen Forschung

Die Durchführung wissenschaftlicher Forschung zur Homöopathie ist aufwendig, kostspielig und gewiss nicht einfach „nebenbei“ von homöopathischen Praktikern zu erledigen. Zudem trägt auch die Gesetzgebung bei, weshalb die Anforderungen – insbesondere im Bereich klinischer Studien – immer weiter gestiegen sind.

Beispiel einer aktuellen Studie: Die HOMEOSAR-Studie

Welche Möglichkeiten aktuell in der klinischen Forschung bestehen, zeigt Julia Siewert in ihrem Basics-Beitrag am Beispiel der allergischen Rhinitis. Die seit 2021 laufende, von der Carstens-Stiftung geförderte HOMEOSAR-Studie (Homeopathy for Patients with Seasonal Allergic Rhinitis) soll weitere Evidenz zur Homöopathie bei Heuschnupfen liefern (vgl. BMC Complementary Medicine and Therapies 22, 2022: 338).

Die Rolle klinischer Studien und ihre Grenzen

Aus dem Blickwinkel der Öffentlichkeit, insbesondere auch des Medizinjournalismus, scheinen klinische Studien stets eine besondere Rolle zu spielen. Schließlich könne damit gezeigt werden, ob an der Homöopathie „etwas dran“ sei. Viele Menschen irren sich, wenn sie glauben, dass eine medizinische Intervention – egal welcher Art – mit Studien gewissermaßen „hundertprozentig bewiesen“ werden könne. Letztlich beruhen Schlussfolgerungen aus Studiendaten immer nur auf Wahrscheinlichkeiten. Wenn man sich mal wieder die Evidenzlage in der Medizin allgemein vor Augen führt, wird auch die vermeintlich schlechte „Beweislage“ in der Homöopathie schnell relativiert. So kommen Jeremy Howick und Kollegen in einem aktuellen systematischen Review samt Metaanalyse zu dem Ergebnis: „More than 9 in 10 healthcare interventions studied within recent Cochrane Reviews are not supported by high-quality evidence, and harms are under-reported“ (Journal of Clinical Epidemiology 148, 2022: 160e169).

Weitere Forschungsmöglichkeiten in der Homöopathie

Neben der Durchführung von klinischen Studien bietet die Homöopathie naturgemäß eine große Vielfalt an weiteren Forschungsmöglichkeiten. Neben der Grundlagenforschung sind im Rahmen der Medizingeschichte seit den 1980er-Jahren zahlreiche Aspekte der Homöopathiegeschichte erarbeitet worden. Mit ihrem aktuellen Artikel fügt Marion Baschin einen weiteren Mosaikstein hinzu und gibt uns zugleich einen Einblick in die Archivarbeit. Andreas Matner erläutert wichtige Begriffe zur Theorie der Homöopathie, die er in seiner 2022 im KVC Verlag erschienenen Dissertation sehr gründlich untersucht hat. Als „homöopathiespezifische“ Forschung könnte man Arbeiten bezeichnen, die zur Verbesserung der homöopathischen Werkzeuge dienen: Repertorien, Materia medica, Kasuistiken. Hierzu zeigen uns Michael Hadulla und Burgi Meisl Beispiele aus der Praxis. Schließlich führt Susann Buchheim-Schmidt vor, wie In-vitro-Untersuchungen zum Arzneimittelbild von Okoubaka beitragen.

Ein weiteres Jubiläum: Mathias Dorcsi

Schließlich kommen wir zu einem dritten, besonderen Jubiläum. Am 19. Januar 2023 wäre Mathias Dorcsi 100 Jahre alt geworden. Als Initiator der Wiener Schule verstand sich Dorcsi als Brückenbauer zwischen konventioneller Medizin und Homöopathie und war zeitlebens um einen Dialog und eine gemeinsame Sprache bemüht, die auch in der Klinik verstanden wird. Darüber hinaus prägte er mit seiner „Medizin der Person“ (1970) ein menschliches Antlitz der Homöopathie. Er rückte Begriffe wie Menschenbild, ärztliche Wahrnehmung, Phänomenologie u. v. m. in den Fokus und propagierte eine menschengerechte Medizin.

Ein Fazit zur Bedeutung menschlicher Zuwendung in der Medizin

Ulf Riker brachte es kürzlich im Newsletter des Landesverbands Bayern so schön auf den Punkt: „Wissenschaft allein führt nicht auf den Weg zu mehr Gesundheit, es braucht menschliche ÄrztInnen, die sich durch ihr konsequentes Tun das Vertrauen ihrer PatientInnen jeden Tag neu erwerben.“

2024-11-20T16:02:23+01:00

AHZ 2/2023 Mein Weg zur erfolgreichen Verschreibung

Die Allgemeine Homöopathische Zeitung (AHZ) ist die Mitgliederzeitschrift des DZVhÄ. In der zweiten Ausgabe 2023 steht das Thema „Mein Weg zur erfolgreichen Verschreibung“ im Mittelpunkt. Lesen Sie das Editorial und die Vereinsmitteilung in voller Länge und stöbern Sie im Inhaltsverzeichnis. Mitglieder erhalten die komplette Print-Ausgabe automatisch im Rahmen ihrer Mitgliedschaft.

Editorial: Mein Weg zur erfolgreichen Verschreibung

von Daniela Albrecht

Entwicklung und Vielfalt der Homöopathie

Die Homöopathie hat sich seit ihrer Entdeckung stark weiterentwickelt. Engagierte Kolleginnen und Kollegen haben viel Energie in die Entwicklung von weiteren Zugangswegen zum am besten helfenden Arzneimittel gesteckt. Was treibt sie an? Profit und Renommee? Mit der Homöopathie ist beides nicht sehr einfach zu erlangen. Forschergeist und der Wunsch, auch schwer zu behandelnden Patienten zu helfen? Vermutlich schon eher. Auch gehören Homöopathen sicher nicht gerade zu den Konformisten in der Medizin. So zeichnen sich die meisten Kollegen durch ein hohes Maß an Individualität und Freiheitsliebe aus. Was in unserer Zeit, in der ein Drang nach Vereinfachung, schnellen Lösungen und Leitlinien besteht, nicht einfach ist.

Einblick in die aktuelle Homöopathie

Im vorliegenden Heft möchte ich Ihnen einen kleinen Ausschnitt aus der aktuellen Homöopathie zeigen. Die Bandbreite, die möglich ist, um zum besten Arzneimittel zu kommen. So wie es nicht nur einen Weg zur Behandlung einer Krankheit gibt, gibt es nicht nur eine Herangehensweise an die Anamnese, die Auswahl der wahlanzeigenden Symptome, die Wahl des Repertoriums und die Gabe der Arzneien. Einige Wege wurden wieder vergessen, manchmal für immer oder manchmal auch nur für Jahre oder Jahrzehnte, und ein tatkräftiger Kollege hat sie ausgegraben und weiterverfolgt.

Die AHZ als Plattform für Weiterentwicklungen

Wie erfahren wir aber alle davon? Die AHZ ist eine einzigartige Plattform, auf der Kollegen ihre Weiterentwicklungen, ihre Erkenntnisse, die sie vielleicht in vielen Jahren gewonnen haben, veröffentlichen können. Einige Spuren legen, die irgendwann weiterverfolgt werden oder anderen Kolleginnen und Kollegen einen neuen Weg zeigen, der ihnen und den Patienten hilfreich ist.

Bogers Werke und andere Repertorien

So erklärt uns Christoph Tils in einem ersten Teil die Anwendung von Bogers Werken. Dieser Schatz, den Boger uns hinterlassen hat, sein Verdienst, mit einem minimalistischen Repertorium einen enormen Umfang an Wissen unterzubringen, ist nicht einfach zu verstehen und zu nutzen. Der Artikel gibt hierzu genaue Anweisungen und illustriert sie mit 2 Fallbeispielen. Eine andere neuere Art von Repertorium, das Analogon, wird von Rainer Schäferkordt präsentiert und anhand einer beeindruckenden Behandlung eines Esels erläutert. Eine besondere Leistung dieses Repertoriums ist, dass es dem Homöopathen hilft, die oft überpräsentierten Polychreste richtig im jeweiligen Fall einzuordnen und mit der Bayes‘schen Wahrscheinlichkeit ein prognostisches Maß für eine korrekte Arzneimittelwahl zu geben.

Empfindungsmethode und Praxisberichte

Irene Schlingensiepen und Carola Schröder nehmen uns mit in die Welt der Empfindungsmethode mit ihrer spezielleren Anamnesetechnik. Einen interessanten Einblick in eine typische homöopathische Praxis und seine langjährigen Erfahrungen gibt uns Curt Kösters. Dabei wird aufgezeigt, dass die richtige Mittelwahl oft verschiedene, nicht immer exakt so gelehrte Methoden braucht, um zu einer erfolgreichen Verschreibung zu kommen. Das können sicher viele von uns bestätigen!

Zeitgeschichte und historische Einblicke

So wie dieses Heft hoffentlich auch etwas Zeitgeschichte schreibt, da es die aktuelle Praxis diverser, heutiger Homöopathen präsentiert, nehmen Marion Baschin und Hans-Michael Berenwenger uns mit in die Historie des Selbstdispensierens, für das Hahnemann so gekämpft hat. Sie erzählt den Lebensweg eines unbekannteren, verstorbenen Homöopathen: Paul Berenwenger. Aufschlussreiche Einblicke erhalten wir dadurch in die Geschichte der Homöopathie.

2024-11-20T11:46:54+01:00
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