Über Esther Schwarz

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AHZ 5/2024 Theoretische Aspekte und klinische Anwendungen der Homöopathie

Die Allgemeine Homöopathische Zeitung (AHZ) ist die Mitgliederzeitschrift des DZVhÄ. In der fünften Ausgabe 2024 steht das Thema „Theoretische Aspekte und klinische Anwendungen der Homöopathie“ im Mittelpunkt. Lesen Sie das Editorial und die Vereinsmitteilung in voller Länge und stöbern Sie im Inhaltsverzeichnis. Mitglieder erhalten die komplette Print-Ausgabe automatisch im Rahmen ihrer Mitgliedschaft.

Editorial: Theoretische Aspekte und klinische Anwendungen der Homöopathie

von Dr. Ulrich Koch

Beliebtheit der TCIM trotz Gegenwind

Bei allem Gegenwind, den wir Homöopathen im Augenblick erfahren, zeigt eine aktuell veröffentlichte, repräsentative Onlinestudie in Deutschland, dass sich die inzwischen als traditionelle, komplementäre und integrative Medizin (TCIM) bezeichneten Behandlungsformen in unserem Land einer unveränderten Beliebtheit erfreuen. 70 % der Bevölkerung geben an, sich mit diesen Therapieverfahren schon einmal behandeln haben zu lassen. Fast 40 % schreiben der TCIM eine wichtige Rolle bei der Behandlung gesundheitlicher Probleme zu.

Bekanntheit der Homöopathie bleibt hoch

Im Rahmen dieser Untersuchung wurde auch die Vertrautheit mit den verschiedenen Verfahren abgefragt. 95,1 % der Befragten waren auch mit der Homöopathie bekannt [Jeitler et al. 2024 / DOI: 10.3389/fmed.2024.1372924]. Hier dürfen wir uns auch einmal fragen, ob die Gegner der Homöopathie nicht vielleicht einfach Werbung für uns machen. Denn andererseits zeigen gerade die beiden Studien, die in der Rubrik „Internationale Referate“ vorgestellt werden, dass der ohnehin magere wissenschaftliche Boden unter den Homöopathiekritikern empfindlich dünner wird.

Schmerz und Leiden in der Medizin

Der Schwerpunkt dieses Heftes liegt auf der klinischen Anwendung der Homöopathie. Voranstellen werden wir diesem Thema einen wichtigen medizintheoretischen Artikel von Josef M. Schmidt. Er arbeitet historisch gut hergeleitet verschiedene Aspekte medizinischen Handelns und ihre Bedeutung gerade für die Homöopathie heraus. Dabei spielt der zu wenig beachtete Umgang mit Schmerz und Leiden, wie er sich in der konventionellen Medizin etabliert hat, eine bedeutende Rolle.

Palliativgesellschaft: Schmerz als transformative Kraft

In seiner kleinen Schrift „Palliativgesellschaft“ setzt sich der Philosoph Byung-Chul Han [Berlin: Matthes & Seitz; 2022] mit den algophoben Strukturen in Medizin und Gesellschaft auseinander. Er arbeitet deren kontraproduktive Konsequenzen für die Gesundheit heraus. Schmerz besitzt eine transformative und heilsame Kraft, deren Wert wir für die Medizin wieder neu erfassen und anwenden lernen müssen, wozu dieser Artikel einen wichtigen Beitrag leisten kann.

Klinische Anwendung der Homöopathie: Beispiele aus der Praxis

Der Einsatz der Homöopathie in der psychosomatischen Klinik Lahnhöhe wird von Christine Eick praxisnah und an Fallbeispielen dargestellt. Hierbei werden die besonderen Möglichkeiten und Limitationen im Klinikalltag gut erkennbar. Einen ganz anderen Fokus hat die englischsprachige Arbeit von Madhuri Vaidyeswar und Disha Rao. Sie untersuchen in einer retrospektiven Studie die Effektivität früher homöopathischer Interventionen bei Kindern mit Autismus-Spektrum-Störungen in Indien. Dabei zeigen sie auf, wie wichtig ein früher Behandlungsbeginn für ein möglichst gutes Behandlungsergebnis ist.

In einer Kasuistik zeigt Alexandra Höf, wie weit auch unter intensivmedizinischen Umständen eine erfolgreiche Behandlung einer Sinusvenenthrombose bei einem Säugling gelingen kann. Schließlich gibt Holger Malchow in der Rubrik „Homöopathie Basics“ einen Überblick über den Einsatz von Q-Potenzen. Er illustriert die praktische Anwendung am Einsatz in der Clinica Dr. Spinedi in Orselina.

Vielseitigkeit und Integration der Homöopathie

Natürlich umfasst dieses Heft nur einen kleinen Teil des Spektrums klinischer Anwendungsmöglichkeiten der Homöopathie, umreißt aber deren Spannweite und lässt ahnen, wie vielseitig und integrativ der Einsatz in einem ganzheitlichen Medizinsystem sein kann.

2024-11-20T13:37:25+01:00

Die neue GOÄ ist veröffentlicht – aber noch nicht gültig

Berlin, 26.09.2024. Die neue GOÄ befindet sich auf der Zielgeraden. Am 12. September 2024 gab die Bundesärztekammer (BÄK) die Endfassung bekannt. Diese wurde zwischen dem Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV), der BÄK und unter Zustimmung der Beihilfestellen ausgehandelt. Nun ist die Politik am Zug und wird sich mit der neuen GOÄ beschäftigen.

Der DZVhÄ, vertreten durch die Privatarzt-AG, war von Anfang an an diesem über mehr als 10 Jahre dauernden Prozess beteiligt.
Wie der DZVhÄ die neue Gebührenordnung einschätzt und wie homöopathisch tätige Privatärztinnen und Privatärzte in Zukunft abrechnen können, lesen Sie hier im Mitgliederbereich.

 

2024-11-22T17:12:49+01:00

DocCheck und die Homöopathie – eine DZVhÄ-Antwort

Berlin, 24.09.2024. DocCheck arbeitet sich an der Homöopathie ab. Ende Juli erschien der Beitrag „Das Homöopathen-Verbot kommt“. In diesem Beitrag verbreiten die Autoren falsche Aussagen über den Stand der Homöopathie-Forschung. Auf DZVhÄ-Nachfrage erhielten wir zwar eine (süffisante) Antwort, aber Belege für die Aussage, die die ärztliche Homöopathie in das Reich der Glaubensbekenntnisse rückte, blieben jedoch aus.
Mitte September veröffentlichte DocCheck den Beitrag „Die Abrechnungskünstler“. Homöopathie ist in das Gesundheitssystem integriert, das zeigen auch die Selektivverträge Homöopathie. Daraus einen organisierten Abrechnungsbetrug zu unterstellen und lediglich Vermutungen und Spekulationen anzuführen, ist seriösem Journalismus nicht würdig.

Ein Fakten-Check zeigt die Mängel des Beitrags

Beliebtheit der Homöopathie und Wettbewerbsvorteil der Krankenkassen

▶️ Ob die Aufnahme der Homöopathie als freiwillige Satzungsleistung der Krankenkassen ein Instrument zur Kundenbindung ist, ist spekulativ und sei dahingestellt. Richtig ist, dass Homöopathie bei den Versicherten beliebt ist. Weder Herr Windeler noch die DocCheck-Redaktion, die sich das Windeler-Zitat zu eigen machen, reflektieren die Frage, warum Patientinnen und Patienten Homöopathie so stark nachfragen und auch warum sie einen Wettbewerbsvorteil für die Krankenkassen darstellen könnte? Und das trotz der harschen Kritik, die seit Jahren in Medien an der Homöopathie geübt wird.
Offensichtlich spiegelt sich gerade in dem Wunsch von Patientinnen und Patienten nach Erstattung ihre positive Erfahrung mit der Homöopathie. Diese komplett zu ignorieren, erscheint aus Sicht Betroffener ignorant. Die mittlerweile in vielen Leitlinien verankerte „Gemeinsame Entscheidungsfindung“ (Shared decision making), die Patientinnen und Patienten explizit das Recht zugesteht über ihre Behandlung mitzuentscheiden, die Berücksichtigung der Erfahrungen und der Lebenswelt betroffene Menschen, ist im Übrigen ebenso ein Bestandteil Evidenzbasierter Medizin.

Unkenntnis der Wirksamkeitsprüfung

▶️ Das Zitat des BfarM als Hinweis auf einen angeblich fehlenden Wirksamkeitsnachweis zu werten, beruht auf einem Mangel der Kenntnis der Sachlage. Während im Rahmen einer konventionellen Arzneimittelstudie bei einer Indikation die Wirksamkeit eines Wirkstoffs geprüft wird, ist es bei Homöopathie-Studien mit Einzelmitteln so, dass auch bei einer definierten Indikation aus einer Vielzahl von Arzneimitteln, je nach vorliegender individuellen Symptomatik, verschiedene Arzneimittel gewählt werden. Insofern ergibt sich die Wirksamkeit in einer Homöopathie-Studie nicht aus der Wirkung eines Arzneimittels, sondern aus der Wirksamkeit verschiedener Arzneimittel – je nach individueller Symptomatik.
Deshalb sind homöopathischen Einzelmitteln auch keiner Indikationen zugeordnet. Um diesen Widerspruch zu pharmakologisch wirkenden, indikationsbezogen eingesetzten Arzneimitteln aufzulösen bzw. Rechnung zu tragen, wurde die Registrierung homöopathische Einzelmittel eingeführt. Dies ist keine Privilegierung der Homöopathie, sondern eine adäquate administrative Handhabung.
Daraus die Schlussfolgerung zu ziehen, Homöopathie habe ihre Wirksamkeit nicht unter Beweis gestellt, ist schlichtweg falsch.
Der DZVhÄ stellte DocCheck umfangreiches Material zur Verfügung, aus dem die Wirksamkeit der Homöopathie hervorgeht. Es ist ein peinlicher Vorgang, wenn eine bekannte Plattform wie DocCheck wissenschaftliche Daten komplett ignoriert oder in Unkenntnis der regulatorischen Gegebenheiten falsche Informationen verbreitet.

Homöopathische Selektivverträge und Managementgesellschaften

▶️ In ähnlicher Weise vermischt DocCheck auch Grundsätze und Regularien von Selektivverträgen, außerbudgetären und regulären GKV-Leistungen. Während der Kollektivvertrag von den Kassenärztlichen Vereinigungen oder der Kassenärztlichen Bundesvereinigung mit den Krankenkassen oder deren Verbänden abgeschlossen wird und für die Ärzte und Krankenkassen verbindlich ist, bieten Selektivverträge einzelnen Leistungserbringern oder einer Gemeinschaft von Leistungserbringern die Möglichkeit, individuell mit den Krankenkassen die Vertragsbedingungen auszuhandeln.
Neben der verbesserten Transparenz von Angeboten, Leistungen und Abrechnungen erweitert es darüber hinaus die Wahl- und Entscheidungsmöglichkeiten der Versicherten. Bei Vertragsabschluss mit den Ärzten oder deren Managementgesellschaften geben die Krankenkassen Leitlinien und Gewährleistungszusagen vor, die vom Arzt eingehalten werden müssen. – Eine Vielzahl von Selektivverträgen werden außerbudgetär vergütet, dies ist kein Privileg homöopathischer Selektivverträge.

Auch die Gründung einer Managementgesellschaften ist kein homöopathisches Alleinstellungsmerkmal: Andere Verbände haben auch zur Durchführung von Selektivverträgen Managementgesellschaften gegründet (z.B. die „Hausärztliche Vertragsgemeinschaft AG“).
Die Teilnahme an den Selektivverträgen Homöopathie ist nicht DZVhÄ-Mitgliedern vorbehalten. Jeder Arzt, jede Ärztin mit entsprechender Qualifikation kann sich einschreiben. Auch viele KVen bieten Selektivverträge Homöopathie an.
Bestehen seitens der teilnehmenden Krankenkasse Zweifel an der Qualität oder dem Umfang der Behandlung, kann sie eine Prüfung entsprechend der Vereinbarung des Vertrages veranlassen und gegebenenfalls Rückforderungen stellen.

Umfang der Homöopathie-Ausbildung

▶️ Das Homöopathie-Diplom lässt sich nicht in drei Wochen absolvieren und außerdem müssen auch kontinuierlich Fortbildungspunkte gesammelt werden, um es zu behalten. Da DocCheck nicht nur die Ausbildungszeit verkürzt, sondern auch die Lehrinhalte unterschlägt, seien sie hier genannt.

Nachzuweisen ist die Absolvierung folgender Ausbildungsbestandteile:

  • 6 Kurse mit je 40 Stunden (Kurse A-F). Der sogenannte 3-Monats-Kurs entspricht inhaltlich den Kursen A bis F und enthält zusätzlich bereits 100 Stunden praktischer Ausbildung.
  • Fallseminare einschließlich Supervision, 300 Stunden praktische Ausbildung in Arbeitsgruppen unter Leitung eines auch vom DZVhÄ anerkannten Weiterbildungsbefugten für den Bereich Homöopathie ODER
  • 18 Monate kontinuierliche Ausbildung in einer Praxis oder Klinik unter Leitung eines vom DZVhÄ anerkannten Weiterbildungsbefugten für den Bereich Homöopathie. Hierbei sind 100 Stunden Fallseminar alternativ zu 6 Monaten Praxisassistenz zu verstehen.
  • Selbstständige Ausarbeitung von 50 Krankheitsfällen im Fallseminar bzw. der Praxisassistenz, davon 10 vorgegebene Fälle ausführlich.
  • Präsentation und schriftliche Dokumentation von 10 eigenen Krankheitsfällen aus der praktischen Tätigkeit des Teilnehmers, davon mindestens 5 chronische Fälle mit mindestens einjähriger Beobachtung nach der ersten Mittelgabe, sowie Erfüllung der Mindestanforderungen bzgl. der Qualitätssicherung.
  • Abschluss-Kolloquium beim zuständigen DZVhÄ-Landesverband bzw. seinen Ausbildungsleitern nach vollständiger Absolvierung der Ausbildung.

 

Fehlende Evidenz? Eine falsche Behauptung

▶️ Der Beitrag intendiert, Homöopathie sei im Gegensatz zu anderen Leistungen, die im Rahmen der Selektivverträge oder außerbudgetären erbracht werden, nicht evidenzbasiert. Wir haben DocCheck mit umfangreichem Material belegt, dass Homöopathie zur Evidenzbasierten Medizin gehört. Hingegen werden Check-up-Untersuchungen von ärztlichen Standesorganisationen vielfach beworben, häufig durchgeführt, von den GKVen außerbudgetär honoriert und ihre Durchführung sogar mit einem Bonus für die Teilnehmer belohnt. Ein aktuelles Cochrane Review zeigt jedoch, dass solche Untersuchungen weder Herzkreislauf-, noch Krebserkrankungen oder Todesfälle insgesamt verhindern (Krogsbøll et al: General health checks in adults for reducing morbidity and mortality from disease (Review). Cochrane Database of Systematic Reviews Jan. 2019.

Worum geht es DocCheck?

▶️ Worum geht es DocCheck bei den unverhohlenen Betrugsunterstellungen? Um die Finanzierbarkeit des GKV-Systems oder um eine Kritik an der Homöopathie? Uns stellen sich wieder Fragen:

  • Warum betreibt DocCheck Rosinenpickerei?
  • Warum stellt DocCheck seine Kritik an der Erstattung homöopathischer Leistungen nicht in den gebotenen Zusammenhang?
  • Warum fehlt ein Hinweis darauf, dass viele Leistungen im GKV System, zum Beispiel Check-Up Untersuchungen zwar häufig durchgeführt werden, aber nachweislich keinen Effekt haben?

Warum so empfindlich, DocCheck? Ist die Kritik an einem Artikel gleichzusetzen mit „Austeilen gegen Journalisten“? DocCheck hat in seinem Beitrag „Das Homöopathieverbot kommt“ sachlich falsch intendiert, Homöopathie sei grundsätzlich nicht evidenzbasiert. Der DZVhÄ antwortet darauf sachlich fundiert und stellte umfangreiches wissenschaftliches Material zur Verfügung, aus dem das Gegenteil hervorgeht. Wir vermissen die Bereitschaft zu einem sachlichen, sachbezogenen und auf Fakten beruhenden Dialog auf Basis der Grundlagen der Evidenzbasierten Medizin. Auch der aktuelle Artikel basiert auf Vermutungen und Unterstellungen.

 


Kennen Sie schon den neuen DZVhÄ-Podcast zur Homöopathie-Forschung? Hörenswert! Direkt mal reinhören.

2024-09-24T09:51:43+02:00

Wir nehmen Abschied von Dr. Klaus-Henning Gypser

Berlin, 16. September 2024.
Dr. Klaus-Henning Gypser – ein Nachruf von seinem Wegbegleiter Dr. Carl Rudolf Klinkenberg.

Ein Großer ist von uns gegangen: Am 4. September 2024 verstarb Klaus-Henning Gypser im Beisein seiner geliebten Frau Heike und seiner Familie nach kurzer schwerer Krankheit. Seine Verdienste um die Homöopathie sind herausragend.

Der frühe Kontakt zur Homöopathie und seine Ausbildung

Klaus-Henning Gypser (*27.02.1955) kam im Kindesalter mit der Homöopathie in Berührung, als ihm sein homöopathischer Hausarzt medizinische Bücher gab. Im Alter von 16 Jahren beschloss er, homöopathischer Arzt zu werden, mit 20 las er das Organon. Während seines Medizinstudiums in Aachen hospitierte er bei Jost Künzli, Will Klunker und Georg von Keller. Klunker zeigte ihm methodisch, wie man die richtige Arznei wählt und führte ihn in die Philosophie Heideggers ein. Von Keller öffnete ihm das weite Feld der homöopathischen Literatur. Gypser begann ab 1980 selbst, sie zu sammeln und baute im Laufe seines Lebens die mit ca. 8000 Bänden weltweit größte homöopathische Privatbibliothek auf.

Wichtige Beiträge zur Forschung und Methodik

1984 erschloss er in der Bibliotheca Homoeopathica mit v. Keller, J. Baur und P.W. Thomas sämtliche seit 1822 weltweit publizierten Zeitschriften mit einem neuen Abkürzungsverzeichnis und schuf damit bereits eine der Voraussetzungen für die Revision der Materia medica. Ein weiterer Verdienst ist die Herausgabe der Schriften von Bönninghausen, Hering und Kent, die er so für die weitere Forschung bereitstellte. Damit wurde die Wiederbelebung der Denkweise C. von Bönning­hausens möglich.

1996 bis `99 wurde unter Gypsers Leitung Bönninghausens Taschenbuch revidiert und damit zu einem modernen Hilfsmittel im Praxisalltag. Bönninghausens Methode wurde durch ihn, Andreas Wegener und Bernhard Möller verbreitet und mit Heiner Freis Polaritätsanalyse regelrecht populär gemacht – ein Quantensprung für die Homöopathie. Insgesamt gab Gypser 18 Bücher zur Homöopathie in bis zu 5 Auflagen und ca. 200 Zeitschriftenbeiträge heraus. Von 1987 bis `92 war er Schriftleiter der Zeitschrift für Klassische Homöopathie, 1988 bis `92 Schriftleiter der Classical Homoeopathy Quarterly. Seine geplante Biographie über J.T. Kent, an der er seit 1978 arbeitete und für die er mehrere Reisen in die USA unternahm, floss 2016 in eine vierteilige Artikelserie in der AHZ.

Seine Leidenschaft als Mentor und Wegbereiter – Gypser prägte eine ganze Generation von Homöopathen

Von 1989 bis `92 hielt Gypser Vorlesungen an den medizinischen Fakultäten von Bonn und Gießen. Über 100 Studenten* besuchten sie, viele von ihnen fuhren 100 km und weiter, es herrschte Aufbruchstimmung. „Er hat die Begeisterung und das Feuer im Herzen der Studenten angezündet“, erzählte mir einer der damaligen Studenten. Daraus wurden studentische und ärztliche Arbeitskreise gegründet. 2005 bis 2012 dozierte Gypser in Bonn mit Homöopathie als Wahlpflichtfach auch für die klinischen Semester.

„Am meisten lernt man, wenn man lehrt“, sagte er oft in Anlehnung an den Philosophen Martin Heidegger. Gypser hat eine ganze Generation von Homöopathen geprägt. Monatlich lud er eine kleine Gruppe von Studenten, Ärzten und Heilpraktikern abends nach Glees ein, wo sie bis in die Nacht die Fälle des Tages besprachen. Er förderte jeden, der ernsthaft lernen wollte, in Arbeitskreisen von 5 bis 10 Personen. Hier unterrichtete er die Grundlagen, Fälle und Themen wie Q-Potenzen, Diätetik, Boger-Bönninghausen-Methode, Kent.

Ein großzügiger Wissensvermittler

Gypser war sehr großzügig in der Weitergabe seines Wissens. Wer sich mit einer Frage an ihn wandte, kam bereichert zurück. Seine Art war freundschaftlich und zuhörend, seine Sprache klar und direkt. Wir waren willkommen, bei ihm zu hospitieren. Studenten und Kollegen bekamen ihre Grundausbildung oder bildeten sich bei Gypser fort; andere profitierten vom Austausch mit ihm und noch mehr erreichte er mit seinen Veröffentlichungen und Büchern. Zu denen, die von ihm lernten, gehören u.a. Robert Goldmann, Ulrich Fischer, Ammo Kummer, Heiner Frei, Gertraud Roos, Rainer Bütow, Peter Minder, Doris Barzen, Peter Scholl, Susanne Jungmann und der Verfasser. Kollegen aus aller Welt besuchten ihn, darunter Julian Winston, P.S. Krishnamurty, André Saine und Renzo Galassi. Bestrebungen, eine Professur für Gypser einzurichten, scheiterten mehrfach.

Die Wiederbelebung der Grundlagen der Homöopathie

Aufbauend auf den Gedanken von Klunker und von Keller gab Henning Gypser der Homöopathie ihre Grundlagen zurück. Es ging ihm besonders um ihr Krankheitsverständnis, bei dem die Phänomene, also die Symptome selbst, den Kompass für die Mittelwahl bilden. Bei der Arzneiwahl griff er wieder auf die originalen Quellen zurück und setzte damit den Standard. Mit der Wiedereinführung des Materia medica-Vergleichs leitete er den Aufbruch in die Beachtung der Originalsymptome ein. Gypser lebte die Homöopathie vor. Er schuf – auch über die Kollegen, die bei ihm lernten oder die sich mit ihm austauschten – im deutschsprachigen Raum die Basis der genuinen Homöopathie.

Die Gleeser Akademie und sein Vermächtnis

2004 gründete Gypser die „Gleeser Akademie homöopathischer Ärzte“. Neben der Ausbildung sollte sie dem seit Jahren von ihm geplanten Projekt einer dringend notwendigen Revision der Materia medica einen Standort geben. Er sichtete Arzneiprüfungen und klinische Erfahrungen und führte sie in einer verlässlichen Materia medica zusammen. 68 Monographien wurden von 25 Mitarbeitern der Akademie bis 2022 unter seiner Leitung erstellt – eine große Leistung, die sein Lebenswerk vollendet. Die Akademie wurde 2020 aufgelöst. Ein Teil der Bibliothek wurde von der LIGA erworben und befindet sich heute im Hahnemannhaus in Köthen. Da die meisten Prüfungen in deutscher Sprache verfasst wurden, haben wir deutschsprachigen Homöopathen die Aufgabe, Gypsers Arbeit fortzuführen und die Revision zu vollenden.

Seine Verbundenheit mit Indien

Gypser fühlte sich der Spiritualität des indischen Heiligen Ramana Maharshi verbunden. Er studierte Hindi. Morgens meditierte er. Auf dem Subkontinent pflegte er tiefe Freundschaften und hatte Gastprofessuren in Goa und Jaipur.

Ein Leben für die Homöopathie

Klaus-Henning Gypser hat der homöopathischen Gemeinschaft ein wertvolles Erbe hinterlassen. Seine überragende Lebensleistung war nur durch den bedingungslosen Rückhalt seiner Frau Heike, die an vielen seiner Projekte aktiv beteiligt war und durch die großzügige Mithilfe seiner Familie möglich.

Sein Leben war ein Leben für die Homöopathie. Oft sagte er: „Was für eine geniale Methode. Was sind wir privilegiert, dass wir Homöopathie praktizieren dürfen!“

Dr. Klaus-Henning Gypser – ein Nachruf von seinem Wegbegleiter Dr. Carl Rudolf Klinkenberg


* Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung der Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d) verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten im Sinne der Gleichbehandlung für alle Geschlechter.

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Im August 2023 ist der herausragende Homöopath und ehemaliger DZVhÄ-Vorsitzende Dr. Karl-Heinz Gebhardt verstorben. Lesen Sie hier eine Würdigung.

 

2024-09-24T09:13:18+02:00

AHZ 4/2024 Arzneifindung zwischen Intuition und Likelihood Ratio

Die Allgemeine Homöopathische Zeitung (AHZ) ist die Mitgliederzeitschrift des DZVhÄ. In der vierten Ausgabe 2024 steht das Thema „Arzneifindung zwischen Intuition und Likelihood Ratio“ im Mittelpunkt. Lesen Sie das Editorial und die Vereinsmitteilung in voller Länge und stöbern Sie im Inhaltsverzeichnis. Mitglieder erhalten die komplette Print-Ausgabe automatisch im Rahmen ihrer Mitgliedschaft.

Editorial: Arzneifindung zwischen Intuition und Likelihood Ratio

von Dr. Christian Lucae

„Ist der gute Homöopathiker vorher schon mit den Kräften der Arzneimittel wohl bekannt, was man mit Recht von ihm erwarten und fordern kann, wenn er die besten Schriften von der reinen Arzneimittel-Lehre täglich studiert und seinem Gedächtnis die charakteristischen, sonderlichen Zeichen jeder der vorzüglich ausgeprüften Arzneien eingeprägt hat (ein unersetzliches, sich ungemein belohnendes Studium!), so wird er jedes Mal, fast ohne Beihilfe eines der bekannten Repertorien, das homöopathische (spezifisch hilfreich) Heilmittel für den gegenwärtigen Krankheitszustand treffen und in gehörig kleiner Gabe anwenden.“

Diese Zeilen stammen aus einem Manuskript, das Hahnemann um 1836 in Paris verfasste [in: ZKH 1987; 31: 65–73]. Während in der Frühzeit der Homöopathie das Studium der Arzneien noch vergleichsweise übersichtlich erschien – in Hahnemanns Arzneimittellehre waren „nur“ rund 120 Mittel beschrieben –, finden wir heute einen wesentlich größeren und damit schwerer zu überblickenden Fundus an verschreibbaren Arzneien vor. Gleichzeitig stand damals die Entwicklung von Repertorien erst ganz am Anfang, heute hingegen verfügen wir über zahlreiche moderne Werkzeuge, um die Arzneifindung zu bewältigen. Die Homöopathie ist schon lange im IT-Zeitalter angekommen: Große Datenbanken und umfangreiche Computerrepertorien sollen die Arbeit erleichtern.

Moderne Ansätze in der Arzneifindung

Rainer Schäferkordt wagt in seinem Beitrag einen neuen Ansatz: Mithilfe moderner Software analysiert er eine historische Kasuistik in Form einer neuartigen Meta-Repertorisation, wobei verschiedene gängige Repertorien auf statistischer Ebene miteinander verglichen werden. Dabei geht es ihm um eine bessere Reproduzierbarkeit der Fallanalyse.

Mein eigener Beitrag zur Polaritätsanalyse soll den aktuellen Stand dieser Methode zusammenfassen. Die von Heiner Frei aus Bönninghausens Taschenbuch von 1846 entwickelte Polaritätsanalyse scheint auf den ersten Blick ein vergleichsweise streng mathematisch-analytisch geprägter Weg zur Arzneifindung zu sein. Dennoch steht bei der Auswertung mitsamt Polaritätsdifferenzen am Ende immer ein gewisser Pool an Arzneien zur Wahl – seien es mal die „Top 3“ oder „Top 10“ –, sodass auch hier eine solide Kenntnis der Materia medica eine entscheidende Voraussetzung bei der Differenzierung ist und ein gewisses Maß an ärztlicher Intuition mitspielt.

Intuitive Ansätze in der Arzneimittellehre

In einer scheinbar ganz anderen Welt – weitab von Mathematik und Likelihood Ratios – bewegt sich der Artikel von Leopold Drexler: Im Zentrum steht dabei der intuitive Zugang zur homöopathischen Arzneimittellehre, den Mathias Dorcsi geprägt hat. Mithilfe einer besonderen didaktischen Methode, der Suggestopädie, konnten Drexler und Kollegen diesen Ansatz aufgreifen, um in über 60 Seminaren in den letzten 25 Jahren die Materia medica gewissermaßen spielerisch zu lehren bzw. erlernen zu lassen.

Es mag auch in der persönlichen Prägung jeder Therapeutin, jedes Therapeuten liegen, ob eher intuitive oder eher analytische Zugänge in der eigenen Praxis stärker aufgegriffen werden. Aber wer hat recht? Dazu eine Anekdote aus dem großen Erzählfundus von Leopold Drexler: „Während durch Dorcsis Ansatz durch das immer wiederkehrende Lesen der Arzneien mit ihren Leitsymptomen allmählich ein ‚Arzneimittelbild‘ entstand, haben seine Mitkollegen Künzli und Klunker die Existenz eines solchen abgelehnt – es gab nur die ‚Summe der Symptome‘. Als Künzli auf einem Seminar in Vorarlberg einmal seine ‚Kurzfälle‘ aus den Zürcher Vorlesungen verteilte, darauf einer der Teilnehmer den Zettel nur kurz durchlas, Künzli den Zettel gleich wieder zurückgab und das Mittel sagte, antwortete Künzli in seiner kurzen Art: ‚Jaja, ihr kennt die Arzneimittelbilder, ich nur die Symptome.‘ Dennoch blieb Künzli immer ein großer Freund von Dorcsi.“

Ein gründliches Materia-medica-Studium, das möglichst viele Blickwinkel und Aspekte der Arzneien aufgreift, bleibt somit unumgänglich für eine erfolgreiche homöopathische Praxis – der „gute Homöopathiker ist mit den Kräften der Arzneimittel wohl bekannt“, wie es Hahnemann formulierte. Wie auch immer man sich persönlich der Homöopathie nähern möchte – eher analytisch, synthetisch oder intuitiv – die homöopathische Lehre bietet viele Möglichkeiten, die sich gegenseitig ergänzen. Im Sinne eines medizinischen (und somit homöopathischen) Pluralismus sei an das berühmte Wort des Dichters Dschalal ad-Din al-Rumi erinnert: „Jenseits von richtig und falsch liegt ein Ort. Dort treffen wir uns.“

2024-11-20T13:50:07+01:00

AHZ 3/2024 Onkologie

Die Allgemeine Homöopathische Zeitung (AHZ) ist die Mitgliederzeitschrift des DZVhÄ. In der dritten Ausgabe 2024 steht das Thema „Onkologie“ im Mittelpunkt. Lesen Sie das Editorial und die Vereinsmitteilung in voller Länge und stöbern Sie im Inhaltsverzeichnis. Mitglieder erhalten die komplette Print-Ausgabe automatisch im Rahmen ihrer Mitgliedschaft.

Editorial: Homöopathie und Krebsbehandlung

von Dr. med. univ. Bernhard Zauner und Univ.-Prof. i. R. Dr. med. univ. Michael Frass

Wieder aufkeimende Diskussionen um die Homöopathie

In Deutschland flammte beim Schreiben des Editorials wieder die Diskussion über die Homöopathie auf. Gesundheitsminister Lauterbach behauptet, die Homöopathie sei unwissenschaftlich und gehöre deshalb als Kassenleistung gestrichen. Geht es um Homöopathie und Krebsbehandlung, dann wird es nochmals schwieriger. Gibt es nun wissenschaftliche Daten?

Nutzung und Akzeptanz von Komplementär- und Alternativmedizin

Ein systematischer Review untersuchte die Nutzung und Akzeptanz von Komplementär- und Alternativmedizin in der Allgemeinbevölkerung und beim medizinischen Personal [Frass et al. 2012 / PMID: 22438782]. Bei 16 Arbeiten lagen die Prävalenzraten der Komplementärmedizin in den eingeschlossenen Studien zwischen 5 und 74,8 %. Dabei fand sich eine höhere Nutzung von Homöopathie und Akupunktur in den deutschsprachigen Ländern. Geschlecht, Alter und Bildung wurden als Prädiktoren für die Nutzung von Alternativmedizin identifiziert: Die meisten Nutzer waren Frauen mittleren Alters und mit höherem Bildungsstand. Die Daten zeigen, dass die Inanspruchnahme von CAM zwischen 1990 und 2006 in allen untersuchten Ländern zugenommen hat.

Homöopathie und Lebensqualität bei Krebspatient*innen

Nun werden Komplementärmedizin und Homöopathie in hohem Maße von Krebspatientinnen angewandt: In einer prospektiven Beobachtungsstudie [Rostock et al. 2011 / PMID: 21241504] mit Krebspatientinnen in 2 unterschiedlich behandelten Kohorten mit entweder homöopathischer oder konventioneller Behandlung zeigte sich ein statistisch signifikanter Unterschied der Lebensqualität zugunsten der Homöopathie in den ersten 3 Monaten sowie nach 12 Monaten. Die Müdigkeit nahm ab; Angst und Depression veränderten sich nicht. Ähnliche Ergebnisse hinsichtlich signifikanter Verbesserung der Lebensqualität lieferte eine Studie von 2015 [Frass et al. 2015 / PMID: 26051564], die in die S3-Leitlinie „Komplementärmedizin in der Behandlung von onkologischen Patienten“ der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. (AWMF), der Deutschen Krebsgesellschaft e. V. (DKG) und der Deutschen Krebshilfe (DKH) aufgenommen worden ist.

Wissenschaftliche Erkenntnisse und praktische Erfahrungen

Diese erhobenen Daten entsprechen auch der Erfahrung in den Praxen. Nun berichten herausragende Autor*innen aus Österreich, der Schweiz und aus Deutschland zu verschiedenen Bereichen, wie z. B. Strahlentherapie oder Pädiatrie.

Praxisberichte aus verschiedenen Anwendungsbereichen

Holger Malchow aus der Clinica Santa Croce präsentiert einen onkologischen Fallbericht eines Spinalioms und gemeinsam mit Lars Broder Stange schreibt er über die vor gut 25 Jahren von Dario Spinedi gegründete Clinica Santa Croce. Über die Möglichkeiten der homöopathischen Begleitung der Strahlentherapie ist in einem Artikel von Bettina Märtens und Diana Steinmann zu lesen. Erfried Pichler war jahrelang Konsiliararzt an der Kinderonkologie in Klagenfurt, seine Erfahrungen finden Sie ebenfalls in diesem Heft. Uwe Friedrich führt in die primäre homöopathische Krebsbehandlung mit einem „Rundummittel“ sowie in die sekundäre homöopathische Krebsbehandlung ein.

Evidenzbasierte Medizin und Homöopathie

Die angeführten wissenschaftlichen Arbeiten und die Erfahrung der Autor*innen entsprechen der anerkannten Definition der Evidenzbasierten Medizin von David Sackett. Ausgebildete Ärztinnen und Ärzte stützen sich auf wissenschaftliche Daten und ihre Erfahrung aus der Praxis und setzen sie für ihre Patienten und Patientinnen ein, die eine ergänzende Behandlung im Sinne der Integrativen Medizin wünschen.

2024-11-20T14:07:45+01:00

AHZ 2/2024 Homöopathie in der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde

Die Allgemeine Homöopathische Zeitung (AHZ) ist die Mitgliederzeitschrift des DZVhÄ. In der zweiten Ausgabe 2024 steht das Thema „Homöopathie in der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde“ im Mittelpunkt. Lesen Sie das Editorial und die Vereinsmitteilung in voller Länge und stöbern Sie im Inhaltsverzeichnis. Mitglieder erhalten die komplette Print-Ausgabe automatisch im Rahmen ihrer Mitgliedschaft.

Editorial: Homöopathie in der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde

von Daniela Albrecht

Goldkörner der Homöopathie

In der Homöopathie nach Bönninghausen werden Symptome, die einen direkt auf ein Mittel hinweisen, auch „Goldkörner“ genannt. Diese besonders hilfreichen Symptome entdecken wir zwar selten, doch wenn es geschieht, erweisen sie sich als wahre Schätze für eine erfolgreiche Verordnung.  Ähnliche „Goldkörner“ für unsere Behandlung, Praxis, unseren Werdegang finden wir eher zufällig, z. B. durch ein Gespräch mit einem Kollegen, der einem oft unbewusst eine neue Anregung gibt. Manchmal auch, wenn man danach sucht und alle Hebel in Bewegung setzt, um eine Lösung für ein Problem oder einen Patienten zu finden. Auch Sie haben sicher schon einmal jeden Stein für einen Patienten umgedreht, um ein Mittel, eine Behandlungsmethode oder auch ein kleines Wunder aufzuspüren.

Neue Erkenntnisse aus der HNO-Heilkunde

Die Idee zu diesem Heft kam mir, als ich zufällig über ein Buch stolperte: „Klassische Homöopathie in der HNO-Heilkunde“. Für mich ein „Goldkorn“ unter den HNO- und auch Homöopathiebüchern. Viele informative und hilfreiche Werke erscheinen glücklicherweise regelmäßig, aber dieses gefiel mir ausgesprochen gut.

So bat ich den Autor, Joachim Mayer-Brix, einen Artikel zu schreiben. Diesen Beitrag finden Sie in diesem Heft. Er gibt einen Überblick über die Fallstricke in der HNO-Heilkunde, die einem auch in der homöopathischen Behandlung Mühe bereiten können.

Das Thema ergänzen wir durch weitere hervorragende Artikel zur HNO-Heilkunde. Michael Schreiner beleuchtet beispielsweise die Sinusitis. Nach einer anschaulichen Einführung erläutert er die Vorteile der homöopathischen Behandlung anhand von zwei Fallberichten und stellt gut bewährte Mittel vor.

Margarete Harte beschreibt einen erfolgreichen Fall einer Tonsillitis, den sie mit dem uns jetzt schon bekannten Symptomenlexikon und der Methode von Michael Koch gelöst hat.

Eine weitere Methodenbeschreibung findet in diesem Heft mit Teil 2 ihren Abschluss: die Analysemethode von C. M. Boger, die von Christoph Tils bereits in Heft 2–2023 sehr detailliert erklärt wurde. Der Artikel erreichte im letzten Jahr so einen Umfang, dass wir ihn in 2 Teilen veröffentlicht haben. Auch hier haben wir sicher ein „Goldkorn“ in der Methodenvielfalt der Homöopathie gefunden: Wenn richtig genutzt, hat Boger uns einen übersichtlichen, leicht anzuwendenden Schatz hinterlassen. Auch ich komme mit Bogers Methode sehr gut in der Praxis zurecht, konnte aber von Christoph Tils noch einige Informationen mitnehmen.

Daten und ihre Bedeutung

Informationen und Daten sind in der Medizin ein bedeutsames, aber nicht unproblematisches Gut. Was kann wie verwendet werden, was ist verfälscht oder sogar falsch? So ist das Schürfen von Daten und ihre Überprüfung ein wichtiges Gebiet, auch in der Homöopathie. In unzähligen Arzneimittelprüfungen und Fallberichten wurden Daten von unschätzbarem Wert zur Verfügung gestellt. Zweifellos ist eine umfassende, möglichst fehlerarme Datenbasis eine Grundvoraussetzung für jede erfolgreiche Nutzung eines Repertoriums oder einer Materia medica. Rainer Schäferkordt erläutert uns seine Ideen und den bisherigen Stand dazu in seinem Artikel „Data Mining“.

2024-11-20T14:42:34+01:00

Entschieden gegen Rechtsextremismus

Der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) steht für eine offene und pluralistische  Gesellschaft, in der ein toleranter und respektvoller Umgang gepflegt wird. Der DZVhÄ wendet sich entschieden gegen Strömungen, die unsere Gesellschaft spalten, Minderheiten ausgrenzen oder totalitäres Gedankengut verbreiten.

Unsere Standpunkte

  1. Wir distanzieren uns ausdrücklich von einer Partei, in der die Zeit des Nationalsozialismus als Vogelschiss der Geschichte dargestellt wird. Wir stellen fest, dass es zwischen rechtsextremen Gedanken und Bewegungen einerseits und dem ärztlichen Berufsethos andererseits keine Brücken geben kann und gebaut werden dürfen.
  2. Wir bekennen uns zu Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Freiheit als Grundlagen einer werteorientierten und offenen Gesellschaft mündiger und selbstbestimmter Bürgerinnen und Bürger.
  3. Wir erwarten Respekt und Toleranz als Voraussetzungen für gesellschaftlichen Zusammenhalt.
  4. Wir verurteilen verbale Angriffe auf demokratische Werte, Verrohung der Sprache und Ausgrenzungen im öffentlichen Raum.
  5. Wir sind überzeugt, dass ein Bemühen um friedliches Zusammenleben und die Möglichkeit aktiven Mitgestaltens in einem „bunten“ Miteinander die Resilienz der Gesellschaft gegenüber braunen Umtrieben stärkt.

Der DZVhÄ verwehrt sich gegen Versuche,

  • den Verband bzw. die Homöopathie an sich in Verbindung mit rechtem Gedankengut oder Parteien zu bringen –
  • dies gilt für Gegenwart und Vergangenheit gleichermaßen.
  • Immer wieder wird kolportiert, dass es zwischen der Homöopathie und der nationalsozialistischen Ideologie eine Gemeinsamkeit gebe. „Eine solche Sicht kann man nur als Geschichtsklitterung bezeichnen“, schreibt der Medizinhistoriker Prof. Dr. R. Jütte in einer historischen Expertise, Homöopathie und Nationalsozialismus (Juni 2008).
  • Der DZVhÄ hatte sich 2013 in seiner „Weimarer Erklärung“ dazu verpflichtet, die eigene Geschichte zwischen 1933 und 1945 zu erforschen und aufzuarbeiten. Wir verweisen auf das Buch von Prof. Dr. Florian G. Mildenberger: „Der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte im Nationalsozialismus – Bestandsaufnahme, Kritik, Interpretation“.
  • In den Jahren des Nationalsozialismus hat der DZVhÄ durch Wegschauen, falschen Verbeugungen und Ausblenden der Welt jenseits der eigenen Praxis Mitschuld auf sich geladen.

Der Vorstand des DZVhÄ

2024-01-25T09:54:54+01:00
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